Asplenium tutwilerae (Asplenium × ebenoides) // Drachenschwanzfarn
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Asplenium tutwilerae
Die Familiengeschichte der Drachenschwanzfarne ist etwas komplizierter. Ursprünglich wurden alle unter Asplenium × ebenoides subsummiert, nachdem man anhand dieser Art erstmals Ende des 19. Jahrunderts nachweisen konnte, dass Farne hybridisieren.
Die Elternarten sind Asplenium platyneuron und Asplenium rhizophyllum. Beide besiedeln Felswände in weiten Teilen des zentralen und östlichen Nordamerika.
Asplenium tutwilerae in einer strukturreichen Waldkrautschicht zusammen mit Athyrium niponicum und Carex conica 'Snowline'.
Asplenium × ebenoides ist eine sterile, diploide Hybride, die im Wesentlichen im weiteren Umfeld der Appalachen vorkommt. Die gehandelte Form des Drachenschwanzfarns ist jedoch tetraploid und fertil, kann sich also über Sporen vermehren. Sie wurde daher 2007 als eigenständige Art "Asplenium tutwilerae" beschrieben.
Asplenium tutwilerae kommt nur in einer einzigen Population im Havana Glen, Alabama im Süden der USA vor. Bei dem Standort handelt es sich um eine tiefe Felsschlucht mit einem kleinen Gebirgsfluss am Grund. Ein Schluchtwald insbesondere aus Ahornarten überschirmt den schmalen Canyon.
Der Drachenschwanzfarn besiedelt hier nackte Felswände aus sedimentären, stark horizontal geschichtetem, vermutlich silikatisch gebundenen Konglomeratgestein. Die Bodenreaktion dürfte neutral bis sauer sein. Die Stickstoffversorgung ist gering.
Die absonnigen bis halbschattigen Steilwände sind v.a. im Winterhalbjahr oft sickerfeucht und auch im Sommer zumindest frisch bei ausgesprochen hoher Luftfeuchte. Teilweise wachsen die Bestände im unmittelbaren Einflussbereich von Spritzwasser und Gischt.
Schattige Felspartien sind das natürliche Einsatzfeld des Drachenschwanzfarns.
Beschreibung
Asplenium tutwilerae ist ein gut immergrüner, horstig wachsender Farn. Er erreicht Wuchshöhen von bis zu 20 cm.
Die im Austrieb frisch-grünen, später kräftig grünen Wedel sind auffällig unregelmäßig gebuchtet und enden in einer langgezogenen Spitze. Die sterilen Wedel sind kleiner und stehen eher waagerecht während die etwas größeren fertilen Wedel aufrecht emporwachsen.
Etwas ähnlich in der Wirkung ist der auch in Mitteleuropa heimische, allerdings sich kriechend ausbreitende Polypodium vulgare.
Verwendungshinweise
Asplenium tutwilerae hat mit seinen eigenartig gelappten Wedeln ein originelles Erscheinungsbild, dass sich interessant von den meisten anderen Farnen unterscheidet. Die Wedel sind in Anbetracht der südlichen Herkunft zudem erstaunlich gut wintergrün.
Der Impuls, die Art im Kontext von Felsen, in Felswänden oder schattig-feuchten Trockenmauern einzusetzen, ist naheliegend. In allen vertikalen Wuchsplätzen ist aber eine tägliche Bewässerung erforderlich und kommt daher nur in hervorragend betreuten Anlagen in Frage.
Im absonnigen oder verschatteten Alpinum kann die Art auch in praktisch jeden Boden gesetzt werden und benötigt dann nur in regenarmen Sommerperioden Bewässerung.
Kultur/Pflege von Asplenium tutwilerae
Der Drachenschwanzfarn ist in den gemäßigten Breiten im Tief- und Hügelland befriedigend winterhart. Auch -15 Grad rufen keinerlei Schäden an den Wedeln hervor. Ungünstig sind allerdings längere Barfrostphasen mit gefrorenem Boden. Hier kann es zu Frosttrocknis kommen. Wintersonne und Wind verschärfen den Effekt. Im Frühling sorgt der Neuaustrieb aber rasch für Ersatz.
Neue Wedel werden von Frühling bis Spätsommer laufend weiter gebildet, so dass sich die Horste rasch verdichten. Es sei denn, der Garten ist von Nacktschnecken befallen, die junge Wedel für eine Delikatesse halten.
Asplenium tutwilerae kann auch problemlos auf kräftigen Gartenböden kultiviert werden. Die Wahl zarter Begleiter - hier Carex digitata, Asiatische Hybrid-Elfenblume und als sommerlicher Moosersatz Bubikopf - versteht sich dabei selbstredend.
Asplenium tutwilerae kann auch problemlos auf basenreichen, nahrhaften und relativ schwerem Lehm kultiviert werden. Der Konkurrenzdruck ist hier natürlich höher und der Betreuungsaufwand steigt entsprechend.
Trockenstress ist nichts, womit die Art ernsthaft konfrontiert werden möchte. Sollten dennoch einmal alle Wedel vertrocknen, treibt die Art bei rechtzeitiger Wassergabe aber oft wieder neu aus. Der Vitalität ist das natürlich abträglich.