Peucedanum ostruthium // Meisterwurz
Beschreibung
Naturstandort von Peucedanum ostruthium
Die Meisterwurz ist von Süd- über Mittel- bis Mittelosteuropa in den meisten Mittel- und Hochgebirgen verbreitet. Sie tritt hier hochmontan bis alpin auf und fehlt in den tieferen Lagen.
In Groß Britannien, Skandinavien, Belarus und im Nord-Westen Kanadas ist sie aus Kulturen entflohen neophytisch eingebürgert.
In Deutschland liegt der natürliche Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen, kommt aber urwüchsig auch im Schwarzwald, Taunus und Eifel vor. Engebürgert ist er im Bayerischen und Thüringer Wald, Erzgebirge und Harz.
In der Schweiz ist Peucedanum ostruthium in den Alpen und dem Alpenvorland nahezu flächendeckend häufig.
Üppiger Meisterwurz-Bestand am Bachufer in den Südtiroler Alpen auf basenarmen Urgestein zusammen mit dem obligaten Säurezeiger Rhododendron ferrugineum.
Peucedanum ostruthium ist eine Kennart der Alpinen Hochstaudenfluren an sickerfeuchten, gehölzfreien Hängen. In tieferen Lagen wächst sie aber an halbschattigen Stellen auch entlang von Bachufern und in Giersch-Säumen.
Die Standorte sind dauerhaft frisch bis sickerfeucht, schwach sauer bis mäßig alkalisch und relativ nahrhaft.
Die Wuchsorte sind nur in alpinen Höhenlagen der Mittagssonne ausgetzt. Die Meisterwurz bevorzugt recht kühle Standorte und ist in Warmlagen am Naturstandort nicht dauerhaft konkurrenzfähig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (6)
Temperatur (3) Kontinentalität (2) Feuchte (5) Reaktion (7) Stickstoff (7)
Die eigenartig asymetrischen Blätter erzeugen ein unverwechselbares Laubbild .
Beschreibung
Peucedanum ostruthium ist eine durch unterirdische Ausläufer langsam und nicht wuchernd in die Breite drängende, sommergrüne Staude. Sie ist dadurch für einen Doldenblütler überraschend langlebig.
Die Meisterwurz erreicht in Blüte Wuchshöhen zwischen 40 und 100 cm. Die Blüten sind weiße, selten auch rosa-rötlich getönte Dolden. Die Blütezeit liegt je nach Höhenlage zwischen Ende Juni und Anfang August. Die Samenstände halten sich meist den Winter hindurch, sind aber nicht übermäßig zierend.
Charakteristisch sind die großen Blätter. Sie setzen sich aus drei kurz gestielten, auffällig ungleich großen Teilblättern zusammen, die ihrerseits zwei- bis dreiteilig geschlitzt sind. Der Blattrand ist grob gesägt.
Zerriebene Pflanzenteile riechen intensiv aromatisch nach Möhre und Sellerie.
Peucedanum ostruthium hatte im Mittelalter große volksmedizinische Bedeutung und wurde zudem zur Aromatisierung von Kräuterlikören und Käse verwendet. Extrakte der Wurzel enthalten tatsächlich große Mengen ätherischer Öle und auch bakterienhemmende Wirkstoffe.
Bestand am Ende der Blütezeit im Übergang zur Samenstandsphase.
Verwendungshinweise
Peucedanum ostruthium hat gegenüber den diversen weiß blühenden Doldenblütlern den großen Vorteil, ausdauernd zu sein. Die meisten vergleichbaren Verwandten sterben oft schon nach der ersten Blüte ab.
Dadurch wird sie für den Garteneinsatz berechenbarer und weniger aufwändig zu betreuen. Neben den attraktiven Blütendolden ist auch das Laubbild - an geeigneten Standorten - ganz ansehnlich.
Ein naheliegender Einsatzort sind vorrangig ästhetisch motivierte, frisch-nahrhafte Kräutergärten.
Daneben kann eine Verwendung im Vorder- oder Mittelgrund frischer, halbschattiger Bereiche naturalistischer Staudensäume sehr zielführend sein.
Die Art gehört nicht zum Baumschulstandard, ist im Versandhandel aber zuverlässig zu beziehen.
Die Samenstände gelten als Wintersteher, die Samen fallen aber noch im Sommer aus und hinterlassen lediglich das kaum zierende Gerippe des Blütenstandes. Hier steht aber alles noch in voller Pracht.
Kultur
Peucedanum ostruthium ist eine der Hochgebirgspflanzen, die sich freiwillig nicht in das Tiefland begeben, weil sie auf kühl-luftfeuchte und gleichmäßig angenehm wasserversorgte Standorte bestehen.
Insofern wird man z.B. im sommerheißen und -trockenen Osten Mitteleuropas Schwierigkeiten haben, ein geeignetes Plätzchen zu finden, an dem die Meisterwurz vital blüht und das Blattwerk nicht schon im Juni anfängt zu verbraunen.
Besser geeignet sind daher die Küstenregionen von Nord- und Ostsee und die Regenseiten der Mittelgebirge. Wenn man hier für gute Stickstoff- und regelmäßige Wasserversorgung sorgt und einen Standort wählt, der nur Morgen- und Abendsonne erhält, wird man einen ansehnlichen Bestand erhalten, der sich robust gegen Konkurrenten erwehren kann.
Die Vermehrung erfolgt v.a. vegetativ durch Teilung oder Abtrennen einzelner Ausläufer. Die Vermehrung aus Saatgut ist weniger zuverlässig und folgt den Regeln für Kaltkeimer.
Sorten:
Daphnis: hell creme-gelb gerandetes Laub, bis 50 cm hoch, sonst wie der Typ, vegetative Vermehrung