Rumex scutatus // Schildampfer
Beschreibung
Naturstandort von Rumex scutatus
Der Schildampfer ist in den Gebirgsregionen von der Iberischen Halbinsel über das zentrale Mitteleuropa und den Balkan bis Anatolien und den Transkaukasus heimisch. In Kasachstan erreicht er seine östliche Verbreitungsgrenze. In Nord- und Nord-Osteuropa fehlt er.
In Deutschland ist er in den Alpen, im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb sowie in Eiffel und Hunsrück urwüchisg. Als Schwemmlinge dringt er mit den Gebirgsflüssen in die Stromtäler im Flachland vor.
In der Schweiz ist er bis in die subalpine Stufe recht verbreitet und fehlt nur im Mittelland.
Im Mai, bevor sich die Blüten voll entwickelt haben, ist der Römische Ampfer am Schönsten.
Rumex scutatus gilt als Kennart der bewegten, (voll-)sonnigen Schuttfluren bevorzugt auf Kalk, kommt aber auch auf Silikatgesteinen vor.
Die Standorte sind stark drainiert und sind dadurch auch bei den meist hohen Niederschlagsraten der Gebirgslagen mäßig trocken bis frisch. Die Stickstoffversorgung ist gering bis schwach mäßig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8)
Temperatur (-) Kontinentalität (2) Feuchte (4) Reaktion (7) Stickstoff (3)
Hochsommerliche Phase im Staudenbeet mit Rumex scutatus im Vordergrund.
Beschreibung
Rumex scutatus ist eine sommergrüne Staude und erreicht Wuchshöhen zwischen 20 und 40 cm.
Sie wächst das gesamte Sommerhalbjahr durch aufstrebend-lagernde, nicht bewurzelnde Kriechsprosse kontinuierlich in die Breite. Auf guten Standorten kann so zum Sommerende mehr als 1 m² Bodenfläche dicht bedeckt sein. Die Wuchsform ist ideal geeignet, um die Räume zwischen Felsbrocken zu erobern bzw. nach Überschüttungen durch Steinschläge wieder Tageslicht zu erreichen.
Charakteristisch sind die dreieckig-schildförmigen, bei den Kulturformen meist ausgeprägt blau-grünen bis blau-grauen Blätter. In halbshattigen Lagen überwiegen die Grünanteile. Die Blätter sind wie die des Wiesen-Sauerampfers reich an Vitamin C, schmecken angenehm säuerlich und werden als Salatbeilage oder für Quarkspeisen und zum Würzen von Suppen verwendet.
An den Triebenden werden ab Mai laufend verästelte, aufrecht stehende Blütenrispen gebildet. Sie sind locker mit kleinen, gelblich grünen, manchmal dumpf-rötlich durchscheinenden Blüten besetzt. Durch die Vielzahl der Blütenstände entsteht ein zarter, rötlicher Schleier über dem Laubwerk.
Verwendungshinweise
Der Schildampfer ist eher aus dem Küchenkräutergarten bekannt. Man kann ihm einen eigenartigen ästhetischen Reiz aber auch nicht absprechen.
Zierend ist in erster Linie die bläulich-grün-graue Laubfärbung. Der luftige, sehr farbschwache Blütenschleier, der sich von Mitte Mai bis zum ersten Frost über die Blätter legt, stört den Gesamteindruck eher. Jedenfalls wäre die Wirkung ohne die Blüte klarer.
Der Schildampfer ist erstaunlich kampfstark und verdrängt selbst auf nahrhaft-frischen Standorten Konkurrenten aller Art.
Nicht ganz einfach ist der Umgang mit der expansiven Wuchsstrategie der Art. Sie wuchert zwar nicht, weil sie sich in jedem Herbst brav auf ihren Horst zurückzieht. Aber was macht man auf nahrhaften Böden mit den Räumen, die über den Winter kahl fallen und erst im nächsten Hochsommer wieder von den blau-grauen Laubmassen überdeckt werden?
Eine ganz gute Strategie auf guten Gartenböden ist der Einsatz von kräftigen Zierlauchen wie Allium nigrum, Allium giganteum, Allium jesdianum oder einfach eine der vielen
Allium-Hybriden. Ihre ansehnlichen Blattknospen erscheinen schon zum Winteranfang und das im Spätfrühling unatraktiv werdende Laubwerk wird zeitnah vom Schildampfer übedeckt, während die Blütenbälle über seiner Laubmatte schweben. Dazu passen gut hoch aufstrebende Gräser wie das Garten-Reitgras. Solche Gräser übernehmen sozusagen die Funktion der Felsbrocken am Naturstandort und lassen den Schildampfer zwischen ihren kräftigen Horsten arbeiten.
Denklogisch ist natürlich auch ein naturalistischer Einsatz in weitläufigen Alpinarien. Hier sollte man aber auf stickstoffärmere Schottersubstrate zurückgreifen, um dem Ausbreitungsdrang spürbar Einhalt zu gebieten. Feingliedrige Pflanzkonzepte mit einer Vielzahl zarter Gebirgspflanzen sind aber auch so nicht das optimale Entwicklungsziel. Es stehen dennoch einige kräftige, Partner vom Naturstandort zur Verfügung, mit denen sich in weitläufigen Felslandschaften naturidentische Bilder erschaffen lassen. Dazu gehören allen voran Achnatherum calamagrostis als ganzjährig attraktives Strukturgras und die Blühaspekte von Calamintha nepeta, Centranthus angustifolius, Epilobium dodonaei, Peucedanum verticillare oder
Laserpitium siler.
Im Versandhandel sind sowohl Saatgut als auch Topfware zuverlässig zu erhalten.
Wie bei den Ampferartigen nicht unüblich, machen die Blüten wenig her.
Kultur
Rumex scutatus ist auf allen möglichst sonnigen Standorten anpassungsfähig, robust und zudem langlebig. Selbst ein Gärtnerschreck wie die Gemeine Quecke tut sich schwer, Paroli zu bieten. Langfristig verliert sie die Kraftprobe meist.
Auf tiefgründigen Substraten aller Art kommt er dank einer kräftigen, tiefreichenden Pfahlwurzel praktisch überall ohne Bewässerung auch über längere sommerliche Trockenphasen hinweg. Er kann aber auch dauerhaft frisch, auch zeitweise feucht fallend kultiviert werden. Die Verpflanzung auch älterer Exemplare ist unproblematisch möglich, selbst wenn das Wurzelsystem stark beeinträchtigt wird.
Idealerweise neigen die Sand-, Schotter, Garten- oder Lehmböden nicht zur Verdichtung. Letztlich funktioniert die Art aber auch auf schweren Lehmböden erstaunlich gut.
Will man reichlich ernten oder soll er im Laufe des Jahres große Flächen besetzen, wählt man nahrhafte, frische Böden. Auf armen, mäßig trockenen Substraten reduziert sich die Wuchsfreude und der Geschmack verschärft sich.
Die Vermehrung aus Saatgut ist recht einfach möglich. Die Samen keimen zwar etwas unregelmäßig, bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad erzielt man aber innerhalb von zwei bis sechs Wochen meist ausreichende Keimerfolge.