Jarava ichu (Stipa ichu) // Anden-Federgras

Familie Poaceae, Süßgräser
Pflanzen pro qm 4.00
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Jaravarava ichu (Stipa ichu)

Das Anden-Federgras kommt vom Norden Mexikos bis in das nördliche Argentinien vor. In Spanien ist es neophytische etabliert. In Südamerika konzentrieren sich die Vorkommen auf den westlichen Teil des Kontinents in den trockenen Hochebenen der Anden. Es steigt hier bis über 4.000 m üNN hoch.

Das Anden-Federgras im Hochsommer zusammen mit Monarda citriodora. Im Hintergrund assisiert Stipa grandis.

In den Wintermonaten fallen die Nachttemperaturen regelmäßig unter Minus 5 Grad und auch zweistellige Minusgrade sind üblich. Allerdings hat die südliche Wintersonne austeichend Kraft, die bodennahen Luftschichten täglich wieder über den Gefrierpunkt zu heben. Dafür kann durch die hohe Wärmeabstrahlung selbst in Sommernächten leichter Frost auftreten. In der Atacama-Wüste erreicht die Jahresdurchschnitttemperatur daher lediglich 3 Grad.

Jarava ichu besiedelt die Wüsten und Halbwüsten mit Jahresniederschlägen, die meist zwischen 60 und 200 mm liegen. In den Wintermonaten fällt nahezu kein Niederschlag.

Typische Wuchsorte sind vollsonnige, gehölzfreie Lava- und Geröllfelder der Hochgebirge, die teilweise auch leichten Salzgehalt aufweisen können. Die Art bildet hier gerne dominante, artenarme Bestände bultiger, lückiger Steppenrasen.

In tieferen Berglagen tritt Jarava ichu insbesondere auf trockenen Binnendünen oder entsprechenden Sandfeldern auf. Diese Standorte können auch savannenartige Lebensräume mit eingestreuten Trockengebüschen sein.

Die Stickstoffversorgung ist gering, die Bodenreaktion schwach sauer bis alkalisch.

Beschreibung
Jarava ichu ist ein in sehr geschützten Lagen wintergrünes, streng horstig wachsendes Gras. Fallen die Temperaturen im Winter für einige Tage unter etwa -8 Grad, sterben die Blätter ab und nehmen eine hell-strohige Färbung an.

Das im Sommer kräftig grüne Laub ist sehr fein und bildet elegante, bogig überhängende Köpfe.

Die stroh-weißen Blütenwalzen erscheinen ab Juni. Sie erreichen Wuchshöhen zwischen 60 und 100 cm. Bis zu den ersten Nachtfrösten werden fortwährend neue Blüten nachgeschoben. Dadurch sind die flauschigeren Samenstände und die dichteren Blütenstände gleichzeitig vorhanden.

Die einzelnen Samenstände lösen sich im Sommer innerhalb weniger Wochen auf, die spätherbstlichen Samenstände halten dagegen länger bis in den Februar hinein.

Im Handel wird die Art in der Regel als "Stipa ichu" angeboten.

Verwendungshinweise
Jarava ichu ist noch weitgehend unbekannt in der europäischen Gartenkultur. Wäre es ausreichend winterhart, wäre es eine großartige Bereicherung des Sortiments. Das zurecht beliebte und recht ähnliche Achnatherum calamagrostis wird daher bis auf weiteres unangefochten bleiben.

Die dichten, schweifartigen, strohig-weißen Samenstände des Anden-Federgrases haben unter den Trockengräsern eine klare optische Eigenständigkeit. Auch die grünlich-grau-glänzenden Blütenstände sind reizvoll anzuschauen.

Wippt eine Gruppe von Blüten- oder Samenständen im Wind auf und ab und windet sich hin und her, glaubt man, einen Trupp Röhrenwürmern in der Tiefsee beim Tanzen zuzuschauen. Das klingt zugegebenermaßen weniger attraktiv, als es tatsächlich ist.

Ein Regenguss lässt die Pracht wie von Geisterhand für einige Stunden verschwinden, bis die Blüten-/Samenstände wieder abgetrocknet sind. Im Winter dauert dies so lange, dass die Zierde leider die längere Zeit zu vermissen ist.

Nach der ersten ernsthaften Frostperiode beginnt das zweite, winterzierende Leben von Jarava ichu. Im Vordergrund tut es ihm Nassella trichotoma gleich.

Dafür sind die feinen Blattschöpfe im Winter umso attraktiver, wenn längere ernsthafte Frostphasen endlich alles Grün aus den Blättern vertrieben haben. Bis zum Frühling sorgen die strohigen Horste dann für perfektes Wüsten- und Steppenambiente.

Die recht hohen, v.a. aber ausschweifenden Horste sind gar nicht so einfach mit gleichhohen Blütenstauden zu kombinieren. Am besten läst man Jarava ichu in Solitärgruppen wirken. Gerne dürfen auch offene Schotter- oder Sandflächen erkennbar bleiben.

Die Räume zwischen den Gruppen füllt man mit niedrigeren Verwandten wie Nassella trichotoma oder Nassella tenuissima. Hier können dann auch blühende Halbsträucher oder halbhohe Steppenstauden eingestreut werden.

Auch ein Einsatz in größeren Pflanzgefäßen ist zielführend. Die Überwinterung erfolgt dann regengeschützt und weitgehend frostfrei.

Kultur
Jarava ichu ist ein echtes Wüsten- bzw. Steppengras und verlangt als solches (voll-)sonnige Standorte auf leichten, humus- und stickstoffarmen Mineralsubstraten. Reiner Sand ist gut geeignet, aber auch Schotter- oder Lavagesteine.

Auf sehr gut drainierenden Standorten ist die Winterhärte sicherlich besser als auf winterfeuchten Böden. Feinerdearme Substrate, idealerweise auf erhöhten Standorten sind generell dringend zu empfehlen. Dennoch ist eine Freilandüberwinterung nur im Weinbauklima in geschützten und kleinklimatisch begünstigten Standorten eine dauerhaft realistische Option.

Nach Regenfällen bleibt von der Pracht des Anden-Federgrases bis zur Trocknung ersteinmal wenig übrig.

Trockenstress ist der Art vollkommen unbekannt, auch auf flachgründigen Standorten. Selbst mehrwöchige sommerliche Dürreperioden scheint die Art als willlkommene Erholung von den "ständigen" mitteleuropäischen Niederschlägen zu empfinden.

Auf stickstoffarmen, trockenen Standorten verlangen ausgewachsene Anden-Federgräser dann wenig Aufmerksamkeit. Je nahrhafter die Böden sind, desto mehr muss man das Aufkommen verschattender Wildkräuter unterbinden.

Die Vermehrung aus Saatgut ist effektiv. Bei Temperaturen um 20 Grad und gleichmäßiger Feuchte erfolgt die Keimung innerhalb von etwa zwei Wochen. Die Sämlinge entwickeln sich dann aber etwas träge weiter und erst ab dem dritten Jahr darf mit ansehnlichen Exemplaren gerechnet werden. Jungpflanzen sind nirgends in Mitteleuropa zur Freilandüberwinterung geeignet.

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