Naturstandort von Pancratium maritimum: Die Dünen-Trichternarzisse ist entlang der gesamten Mittelmeerküsten überall anzutreffen und stellenweise häufig. Man kann sie aber auch an der Atlantikküste bis in die Bretagne sowie in weiten Teilen der Schwarzmeerregion antreffen.
Dünen-Trichternarzisse mit Meerfenchel und Frühlings-Tamariske auf Sardinien
Pancratium maritimum ist eine Kennart der Strandhafer-Dünengesellschaft. Die Standorte liegen oberhalb der Springtide-Hochwasserlinie, werden also nur bei Sturmfluten überflutet. Die reinen Sandböden sind windbewegt und Sandabtrag und Überwehung prägen den Standort.
Auch im Übergang von der Weißdüne zur festgelegten Graudüne ist Pancratium maritimum kein seltener Gast.
Die Standorte sind vollsonnig und in den Sommermonaten von Trockenstress geplagt. Die tiefgründigen Sandböden sind (stark) alkalisch, mäßig stickstoffreich und leicht salzhaltig.
Beschreibung: Die Dünen-Trichternarzisse ist eine sommerblühende Zwiebelpflanze von 20 bis 40 cm Höhe. Durch Tochterknollen werden kleine Horste gebildet.
Die rein-weißen, an Narzissen erinnernden Blüten erscheinen im Hochsommer vor dem Austrieb der bläulich-grün-grauen Laubblätter. Diese sind derb und leicht sukkulent-verdickt. Sie bleiben den mediterranen Winter über grün und ziehen im Spätfrühling mit Beginn der Trockenperiode wieder ein.
Alle Pflanzenteile sind giftig.
Die zarten Blüten im nackten Sand sind immer wieder ein faszinierender Anblick.
Verwendungshinweise: Pancratium maritimum spielt keine Rolle in der Gartengestaltung, ist aber zumindest als Saatgut zu beziehen.
Haupthindernis für den Einsatz ist sicherlich die Unsicherheit hinsichtlich der Winterhärte. Die elfenhafte Hochsommerblüte spräche jedenfalls dafür, sich näher mit Einsatzmöglichkeiten nördlich der Alpen zu befassen und in wintermilden Regionen ist dies unter gewissen Bedingungen auch nicht aussichtslos.
Sie wäre zweifellos ein interessanter, an warme Mittelmeersommer erinnernder Aspekt in tiefgründigen, trockenen Kies- und Sandsteppengärten.
Besonders stimmig wäre eine an natürliche Dünenstandorte angelehnte Gestaltung mit Begleitern vom Naturstandort wie
Stranddistel oder
Meerfenchel. Der
Gewöhnlicher Strandhafer ist fast immer in der Nähe zu finden, müsste im Garten aber mit Rhizomsperren gebändigt werden. Vielleicht greift man besser gleich auf ein unter dem Namen "
Blauer Strandhafer" gehandeltes, horstiges Dünengras zurück.
Man kann auch auf Nummer sicher gehen und die Art einfach zusammen mit niedrigen Ziergräsern wie dem
Blau-Schwingel in sandgefüllten Pflanzgefäßen kultivieren. Die Überwinterung erfolgt dann frostfrei-kühl, mäßig trocken bis leicht frisch und so hell wie irgendmöglich.
Kultur: Es gibt kaum Kulturerfahrungen mit Pancratium maritimum in Mitteleuropa. Die Zwiebeln ertragen aber durchaus einige Frostgrade. Da sie vom Naturstandort an kräftige Übersandung angepasst sind, kann man sehr kräftige Zwiebeln in reinem Sand durchaus 30 bis 40 cm tief setzen. In wintermilden Regionen erreicht der Frost diese Tiefen nur ausnahmsweise.
Die Zwiebeln können sich aber mit der Zeit wieder emporarbeiten und müssen entsprechend während ihrer Ruhephase regelmäßig wieder tiefer gesetzt werden. Oder alternativ in Drahtkörben in der Tiefe gehalten werden.
Hilfreich sind zudem stark drainierende Standorte, die auch im Winter kein Porenwasser aufweisen, das Kälte in die Tiefe leitet.
Das Laub übersteht nur kurze, leichte Fröste und wird daher in den meisten Wintern rasch vergehen. Die Zwiebeln schwächt dies durchaus, da nicht nur die Nährstoffe in den Blättern verloren gehen, sondern der Winter auch als wichtige Phase für die Akkumulation von Energie verlorengeht.
Desweiteren sind nur möglichst vollsonnige, sommerwarme Lagen geeignet. Über die Wasserversorgung muss man sich keine Gedanken machen, sie kann in Mitteleuropa im Grunde nur zu hoch sein.
Salz im Boden ist nicht erforderlich, es hilft höchstens indirekt durch die Beeinträchtigung potenzieller Konkurrenten. Das rechtfertigt natürlich nicht die Kontamination des Bodens mit Salz.
Die reinen Sandsubstrate waschen mit der Zeit Nährstoffe aus. Dünen-Trichternarzissen sind aber keine expliziten Hungerkünstler. Daher wirkt sich eine leichte Düngung im Hochsommer mit Erscheinen der Blütenspitzen positiv aus. Idealerweise verortet man den Dünger etwa 20 cm unter der Sandoberfläche, damit er den Wurzelbereich auch rechtzeitig erreicht.
Man kann auch den Samenständen und dem Laub einen gewissen optischen Reiz nicht absprechen.
Da man die Zwiebeln nicht käuflich erwerben kann, muss man sich selbst mit Saatgut behelfen.
Als Aussaattermin bietet sich der Mai an, um den Jungpflanzen Sommersonne und Wärme bieten zu können. Ein Kältereiz ist nicht erforderlich. Die Samen laufen bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad und gleichmäßiger Feuchte meist zuverlässig innerhalb von zwei Wochen auf.
Die Samen müssen leicht bedeckt werden. Man wählt am Besten mehr oder weniger sandbasierte Substrate und hohe Aussaatgefäße. Die Samen entwickeln zunächst eine tiefreichende Wurzel, aus deren Spitze die Zwiebel entsteht und somit auf die erforderliche Tiefe gebracht wird.
Es dauert unter günstigen Kulturbedingungen im Topf vier Jahre, bis die erste Blüte erscheint. Die Freilandkultur sollte man nur mit älteren und großen Zwiebeln versuchen, die man in größere Tiefen setzten kann.