Origanum dictamnus // Diptam-Dost, Kreta-Dost
Beschreibung
Naturstandort von Origanum dictamnus
Der Diptam-Dost ist ein Endemit der Gebirgsflora von Kreta. Er besiedelt vollsonnige - mitunter auch absonnige - Steilwände, Felsköpfe und Geröllfelder. Sekundärhabitate sind Trockenmauern.
Die Standorte sind das ganze Jahr über von Trockenstress bestimmt. Von Juni bis Ende September fällt praktisch gar kein Niederschlag. Im Winter können in den Hochlagen der Gebirgsketten kurzzeitig knapp zweistellige Minusgrade auftreten.
Die Stickstoffversorgung der humusfreien Fels- und Schotter-Rohböden ist (sehr) gering. Kalk- und basenreiche Gesteine sind vorrangig an der Bodenbildung beteiligt.
Origanum dictamnus in einer Trockenmauer
Beschreibung
Origanum dictamnus bildet winter- bis immergrüne Halbsträucher von 10 bis knapp 20 cm Höhe. Die Triebe sind halb niederliegend. Sie tragen rundliche, dicht weiß-filzig behaarte Haare. Am Naturstandort sind diese oft pelzartig ausgebildet und dienen neben dem Verdungstungs- und Sonnenschutz auch der Wasseraufnahme aus kondensierender Luftfeuchtigkeit.
Ausdauernd von Anfang Juli bis Ende September erscheinen die bogig überhängenden Blütenstände. Sie bestehen aus großen, rosa-rötlich überlaufenden Tragblättern und den kleinen, rosa Lippenblüten, die sich aus den dachziegelartig übereinanderliegenden Tragblättern herausschieben.
Die gesamte Pflanze duftet bei Verletzungen aromatisch. Der Geschmack ist scharf-würzig. Die Blätter werden frisch oder getrocknet für die Zubereitung insbesondere von Hustentees bzw. in Mischungen des sogenannten Griechischen Bergtees verwendet. Denkbar ist aber auch der Einsatz als kräftiges Gewürz zu Warmspeisen.
Die Samenstände sind bleiben den Winter über stabil und sind nicht reizlos
Verwendungshinweise
Origanum dictamnus verlangt eine aufmerksame Betreuung und kommt insofern nur für fachmännisch begleitete Anlagen in Frage. Es verwundert daher nicht, dass man diese zarte, bizarr-originelle Pflanzengestalt kaum zu Gesicht bekommt.
Umso reizvoller ist es für detailbewusste Enthusiasten, sich dieser ausdauernd blühende, mit ihrem weiß-filzigen Laub ganzjährig ansehnliche Preziose anzunehmen. Sehr schön ist sie im Vordergrund von Felssteppen und Kiesgärten, auf Felsköpfen und Tuffsteinen oder in Trockenmauern. Sie kann nur mit niedrigen, wenig expansiven Gesinnungsgenossen dauerhaft vergemeinschaftet werden.
Der überhängenden Wuchsweise kommen etwas erhöhte Standorte entgegen. Die Fernwirkung des Diptam-Dosts ist gering, weshalb kleinräumige Standorte unmittelbar an Wegen oder Plätzen sinnvoll sind. Die Anordnung in mehreren kleinen Gruppen steigert die Wahrnehmbarkeit ebenfalls.
Sinnfällig ist darüber hinaus die Verortung im Küchen-Kräutergarten in Nachbarschaft mit Curry-Kraut, Gemeinem Thymian oder dem zierlichen Hyssopus officinalis ssp. aristatus.
Üblicherweise wird die Art in kleinen Pflanzgefäßen kultiviert. Das ist auch sehr nachvollziehbar, zumal man hier die helle, weitgehend frostfreie und mäßig trokene Überwinterung gut gewährleisten kann.
Der Blütenaufbau ist originell und einen genauen Blick wert.
Kultur
Origanum dictamnus ist in Mitteleuropa nicht zuverlässig winterhart. Er benötigt für eine Überwinterung im Freiland zwingend sehr gut drainierte Standorte. Länger winterliche Feuchte im Wurzelraum ist eine der Hauptausfallursachen. Es empfhielt sich dringend, den Topfballen vor der Pflanzung von humoser Einheitserde mit Hilfe eines sanften Wasserstrahls zu befreien.
Auch längere ernste Frostphasen können das Ende bedeuten. Daher kommen nur sehr geschützte Standorte in Innenhöfen in Frage. Alternativ kann man im Freiland auch ab Ende Dezember bis Anfang März eine gläserne Salatschüssel über die Pflanze stülpen. Diese leitet Niederschlagswasser ab, senkt die Abstrahlung der Bodenwärme und schützt vor kalten Winden.
Leider können auch längere sommerliche Regenphasen erhebliche Schäden an den Blättern hervorrufen. Sie faulen, wenn sie längere Zeit nicht richtig abtrocknen können.
Im Küchenkräutergarten
Der Diptam-Dost ist trägwüchsig und extrem lichtbedürftig. Insofern benötigt er immerzu eine helfende Hand gegen zudringliche Konkurrenten. Hilfreich ist der Einsatz auf trocken-heißen, stickstoffärmsten Extremstandorten. Dabei ist zu beachten, dass in der Etablierungsphase im ersten Sommer auf den erforderlichen Trockenstandorten durchaus Bewässerung erforderlich werden kann.
Die Vermehrung durch Stecklinge nicht blühender Triebe ist leicht mögllich. Saatgut wird am Besten in Vorkultur Mitte Februar für 5 bis 6 Wochen bei 16-20 Grad leicht feucht gehalten und danach ohne auszutrocknen sehr kühl gestellt. Die Keimung erfolgt dann unregelmäßig mit den zunehmenden Frühlingstemperaturen.