Panicum amarum // Bittere Ruten-Hirse
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Panicum amarum
Die Bittere Ruten-Hirse kommt von den Küstenstreifen rund um den Golf von Mexiko einschließlich der Karibischen Inseln bis in den Norden der US-Atlantikküste vor.
Panicum amarum wächst vorrangig im direkten Umfeld der Küstendünen. Es kommt hier sowohl in den festgelegte Graudünen, in den Dünentälern, als auch als Pionierpflanze in den bewegten Weißdünen und in den Vordünen im Übergang vom Spülsaum zur Weißdüne vor.
Durch seine Wuchsweise ist es sehr gut in der Lage, Übersandungen zu ertragen. In den Weißdünen ragt oft nur ein kleiner Teil der Pflanze aus dem Sand. Es ist daher ein wichtiges Element zur Stabilisierung von Meeresküsten und wird im Verbreitungsgebiet wie die in Europa bekannten Strandroggen und
Strandhafer ausgiebig ingenieurbiologisch eingesetzt.
Panicum amarum entwickelt ab dem zweiten Standjahr eine deutlich erkennbare Breitenentwicklung.
Die Standorte können im Sommer ausgedehnte Trockenphasen aufweisen, in Dünentälern aber auch dauerhaft frisch bis wechselfeucht sein.
Die Vordünen werden von der salzhaltigen Meeresgischt erreicht. Die Basen- und Kalkversorgung ist in den Weißdünen hoch. Die älteren Graudünen versauern jedoch durch die rasche Auswaschung in den lockeren Sandsubstraten. Entsprechend werden sowohl saure wie (stark) alkalische Bodenreaktionen toleriert.
Die Stickstoffversorgung ist an den Naturstandorten sehr gering bis höchstens mäßig.
Die Standorte sind immer (voll-)sonnig.
Für den Einsatz im öffentlichen Raum bietet sich Panicum amarum gut an.
Beschreibung
Panicum amarum ist ein variables Gras, das Wuchshöhen zwischen 60 und 240 cm erreicht. Der Wuchs kann aufrecht oder bogig überhängend sein.
Es finden sich nahezu horstig wachsende Formen als auch solche mit relativ weitstreichenden, unterirdischen Rhizomausläufern.
Die Laubfärbung ist blau-grün bis türkis. Im Herbst verfärbt es sie sich dezent, aber zierend gelblich.
Gegen Ende August erscheinen die lockeren Blütenrispen. Sie ziehen sich zur Samenreife etwas zusammen und bleiben den ganzen Winter über strukturstabil und zierend.
In der Gartenkultur wird mit 'Dewey Blue' nur eine breit-horstige, 140 bis 170 cm hohe, aufrechte Form angeboten. Diese ähnelt stark blau-grünen, mittelhohen Formen der bekannteren Panicum virgatum.
Schottrige Sandböden und starke Wurzelkonkurrenz einer Birke bringen diese Exemplare an den Rand ihrer Möglichkeiten. Die Herbstverfärbung setzt hier schon Ende September ein.
Verwendungshinweise
Durch die enorme Formenvielfalt und standörtliche Toleranz der langjährig bewährten Panicum virgatum hat die Gartenwelt nicht händeringend auf die Entdeckung von Panicum amarum gewartet. Zudem bietet sie auch die bei vielen Ruten-Hirse-Auslesen sehr attraktive Verfärbung des Laubes im Herbst nur in mäßiger Form.
Für das geschulte Auge stellt sie dennoch eine schöne Variation des Ruten-Hirsen-Themas dar. Vorteilhaft ist die gute Schmuckwirkung der relativ breiten Blätter mit der zwischen Blau-Grün und Türkis changierenden Farbgebung. Ältere Exemplare entwickeln aus einem reichblütigen Blütenstand einen relativ dichten, gut wahrnehmbaren und winterzierenden Samenstand.
Den nicht zu verleugnenden, aber nur in gemütlichem Tempo vorgetragenen Ausbreitungsdrang kann man sich in weitläufigen Anlagen zu nutze machen.
In beengten Raumsituationen mit differenzierter Pflanzplanung würde man gerne darauf verzichten. Hier ist die Art aber auch optisch ohnehin nicht erste Wahl, da sie vorrangig in größeren Beständen ihre Wirkung zu entfalten vermag. Die Samenstände erzeugen erst dann einen gut wahrnehmbaren Effekt und die interessante Laubfärbung tritt klar hervor.
Das Einsatzspektrum ist dennoch groß. Es reicht von großflächigen Wiesenräumen, von Prärie- und Kiesgärten bis zu klassischen Staudenbeeten in Block- oder Driftstrukturen. Auch die Kübelkultur als minimalistisches Designelement ist - zumindest vor ruhigen, gerne dunkleren Hintergründen - sinnfällig.
Panicum amarum als Wiesenmatrix.
Kultur/Pflege von Panicum amarum
Die Bittere Ruten-Hirse ist zuverlässig, robust und winterhart. Im ersten Standjahr entwickelt es sich zwar willig, zeigt seine ganze Wuchskraft aber erst mit etwas Verzögerung. In Neuanlagen verbleiben nach der Pflanzung daher große Lücken, die man mit kurzlebigen Blendern wie z.B. Verbena hastata oder gar durch die Direktsaat von Einjährigen schließen sollte.
Auf leichten Böden und wo zudem keine kräftigen Begleitstauden im Wege stehen tendiert der Wuchs duch kurze Ausläufer merklich in die Breite, ohne jedoch wirklich flächenexpansiv zu werden.
Schwere, verdichtete Böden sind suboptimal und lassen Exemplare mit etwas unglücklicher Erscheinung entstehen. Auf leichten, porenreichen Substraten sind aber auch dauerhaft frische bis relativ feuchte Standorte unproblematisch.
Regelmäßiger, auch kräftiger Trockenstress wird ohne Wimpernzucken ertragen und wirkt sich eher günstig auf das Erscheinungsbild aus. Der Wuchs ist straffer und die Laubfärbung etwas intensiver. Auch auf sehr stickstoffarmen Böden kann es gut zum Einsatz kommen und bleibt hier niedriger und kompakter. Unter stickstoffreichen Bedingungen kann die Standfestigkeit etwas leiden.
'Dewey Blue' in dezenter Herbstfärbung.
Die Vermehrung wird in erster Linie vegetativ vorgenommen. Dies ist über die Abtrennung der Rhizomausläufer oder mengeneffektiv durch Stecklinge möglich. Dazu werden Blatt-Stengel mit zwei Internodien (Knoten) am untersten Internodium abgetrennt und beide Internodien in einem sandigen, gleichmäßig frischen Substrat zuverlässig zur Bewurzelung gebracht.
Die Art setzt aufgrund ihres Chromosomensatzes nur in Ausnahmefällen keimfähige Samen an. Diese findet man an gelegentlich gebildeten, kleineren und kompakteren Samenständen. Im Spezialhandel werden allerdings Samen angeboten, die frisch nach der Ernte rasch zur Keimung gelangen, andernfalls aber auch in Keimruhe verfallen können. Diese wird am besten in Anlehnung an die Regeln für Kaltkeimer gebrochen wird.
Sorten:
Dewey Blue: 140 bis 170 cm hoch, aufrechter Wuchs mit etwas bogig überhängendem Laub, blau-grün bis türkis (Handelsstandard)