Naturstandort von Dichanthelium clandestinum: Die Hirschzungen-Rispenzunge besiedelt die gesamte Osthälfte der USA vom Golf von Mexiko bis in den Süd-Osten Kanadas.
Das Verbreitungsgebiet umfasst damit die frostfreien Subtropen und die kontinental geprägte, ausgesprochen winterkalte gemäßigte Klimazone Nordamerikas.
In Myanmar bestehen neophytische Populationen.
Dichanthelium clandestinum besiedelt frische bis (wechsel-)feuchte Wiesen bzw. (ruderale) Staudenfluren und die Randbereiche von Gewässerufern. Im Laufe des Hochsommers können die Standorte aber auch zweitweise trocken fallen.
Häufiger stellt es sich auch als Pionier auf gestörten, auch mäßig trockenen Rohbodenstandorten ein und wird verwendet, um Schwermetallablagerungen z.B. in Bergbaulandschaften wiederzubegrünen.
Die Standorte sind (voll-)sonnig, meist nur mäßig stickstoffversorgt und können stark sauer bis alkalisch reagieren. An die Bodenart werden keine Ansprüche gestellt, solange sie ausreichend frisch bleiben.
Dichanthelium clandestinum im Staudenbeet als Bindeglied zwischen Phlox.
Beshreibung: Die Hirschzungen-Rispenzunge ist ein horstiges Gras, dsa mit einer dichten, wintergrünen Blattrosette überwintert. Am Naturstandort neigt es zur Ausbildung individuenreicher Großbestände. Dies wird aber nicht durch vegetatives Wachstum, sondern durch effektive Versamung erreicht.
Es werden Wuchshöhen zwischen 50 und 100 cm erreicht. Die Laubfärbung ist ein einfaches Mittel-Grün. Die ungewöhnlich breiten Blätter laufen spitz aus und sind wechselständig angeordnet. Im Herbst verfärbt sich das Laub von matt-gelb zu matt schokoladen-braun, löst sich währenddessen aber schon aufzulösen.
Die sommerliche Rispenblüte ist ebenso wie der rasch zerfallende Samenstand unauffällig.
Im Handel wird die Art überwiegend unter dem Synonym "Panicum clandestinum" geführt.
Verwendungshinweise: Die Hirschzungen-Rispenzunge ist die meiste Zeit des Jahres ein unauffälliger bzw. im Winterhalbjahr unbedeutender Begleiter.
Die etwas bambusartige Laubstruktur ist nicht gänzlich uninteressant, wird aber vorrangig nur von geschulten Augen wahrgenommen werden.
Die Blütenstände bleiben unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
Allein die gelbliche, später schokoladen-braune Herbstfärbung bringt dieses Gras für einige Wochen in Erinnerung. Ein Einsatz drängt sich also nicht auf.
Gelegentlich sieht man es eingestreut in klassische Staudenpflanzungen. Sie würde sich auch für naturalistische Wiesenpflanzungen als etwas fremdartig anmutende Matrix eignen. Allerdings sollten dann die begleitenden Stauden eine starke herbstliche Struktur aufweisen, um von der wenig attraktiven Verfallsphase eines großflächigen Bestandes der Hirschzungen-Rispenzunge abzulenken. Geeignet wären dafür z.B. Arten der feuchten Hochstaudenfluren wie
Blut-Weiderich,
Echtes Mädesüß,
Stengelumfassender Wasserdost,
Ageratum-Dost oder der
Nesselblättriger Wasserdost.
Kultur: Dichanthelium clandestinum stellt wenig Ansprüche und ist zuverlässig und robust zu kultivieren.
Hinsichtlich der Bodenart ist die Art weitgehend anspruchslos. Es werden leichte bis schwere Lehmböden ebenso toleriert wie tiefgründige, humose Sandböden.
Während der Etablierungsphase sollte im ersten Sommer bewässert werden können. Die eigentlich gute Verträglichkeit gegenüber kürzeren Trockenphasen bildet sich erst bei voll eingewurzelten Exemplaren aus. In Neuanlagen kann man auch im Spätwinter direkt aussähen, benötigt dann aber größere Mengen Saatgut. Solche Sämlinge sind schon im ersten Sommer trockenheitsresistent.
Bevorzugt werden möglichst sonnige Lagen. Wenn die Begleitvegetation nicht zusätzlich verschattet, kommen auch halbschattige Situationen noch in Frage.
Wo immer offene Bodenstellen zur Verfügung stehen, kommen Sämlinge auf. Man kann aber nicht sagen, dass das zu einem ernsten Problem wird. Eine gezielte Vermehrung aus Saatgut erfolgt nach den Regeln für
Kaltkeimer. Das Auflaufen der Samen zieht sich dabei sehr ungleichmäßig über einige Monate hin.