Naturstandort von Cirsium tuberosum: Die Knollen-Kratzdistel ist von den Gebirgen der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Italien bis in die deutschen Mittelgebirge verbreitet. Nach Osten reicht die Verbreitung über Österreich bis Dalmatien, möglicherweise auch bis Rumänien
(Karte der Gesamtverbreitung).
In Deutschland tritt Cirsium tuberosum nur in der Oberheinebene und sehr vereinzelt im mittleren Elbtal sowie in den Lössbörden von Sachsen-Anhalt und Sachsen im Tiefland auf. An der nördlichen Verbreitungsgrenze sind die Populationen aber stark rückläufig. Die Art gilt insgesamt als gefährdet.
Die Knollen-Kratzdistel ist eine Kennart der wechselfeuchten, stickstoffarmen Pfeifengraswiesen. Daneben findet sie sich aber auch - teilweise regional variierend - in wechseltrockenen
Blut-Storchschnabel-Säumen und vergleichbaren
Sauerdorn-Gebüschen oder Halbtrockenrasen sowie in Kalk-Niedermoorstandorten.
Cirsium tuberosum in einer wechselfeuchten, extensiven Mähwiese in Oberbayern.
Die Standorte sind vollsonnig bis licht halbschattig und etwas wärmebegünstigt. Wechselfeuchte Bedingungen, oft mit kurzen Trockenstressphasen sind die Regel.
Die Böden sind stark alkalisch bis höchstens schwach sauer und relativ stickstoffarm.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992)
... zur LegendeLicht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (2) Feuchte (6) Reaktion (8) Stickstoff (3)
Beschreibung
Cirsium tuberosum ist eine horstige, ausdauernde Staude. Sie bildet eine Rosette aus mehr oder weniger deutlich fiederspaltigen Blättern. Diese sind am Rand unregelmäßig mit wimperartigen Dornen bestückt.
Die Blütenköpfe stehen einzeln an einem langen, zwischen 40 und 130 cm langen Stiel. Dieser ist unbelaubt. Die Blütenkrone ist purpurrot, nur gelegentlich treten auch rosa oder gar weiße Variationen auf. Die Blütezeit liegt im Juli.
Ähnlich im Erscheinungsbild ist die gartenbekanntere Bach-Kratzdistel
(Cirsium rivulare). Sie hat jedoch immer 2-5 Blütenköpfe pro Blütenstiel und meidet gelegentlich abtrocknende Standorte. Allerdings treten auch natürlicherweise Hybriden auf, was die Merkmale verschwimmen lässt.
Verwendungshinweise
Die Knollen-Kratzdistel ist in der Gartenkultur unüblich. Mit etwas Engagement und Glück kann man aber im Versandhandel gelegentlich Topfballen erhalten.
Für naturhafte, blütenreiche Wiesen kann man sich die Mühe durchaus mal machen. Die Blütenstände schweben elegant über oder zwischen den Begleitern und lassen diesen viel Entfaltungsraum.
Ideal eignet sich eine niedrigere Matrix aus
Moor-Pfeifengras oder ein Verbund mit dem etwa gleichhohen
Rohr-Pfeifengras. Stimmige Blütenpartner vom Naturstandort sind z.B.
Färber-Scharte,
Sumpf-Schafgarbe,
Pracht-Nelke,
Großer Wiesenknopf oder
Wilde Engelwurz.
Kultur
Cirsium tuberosum ist anpassungsfähig und lässt sich ziemlich zuverlässig kultivieren. Sonnig-warme, gerne feuchte Standorte sorgen für vitale Erscheinungen.
Gelegentlicher Trockenstress ist völlig unproblematisch und auch zeitweilig nasse Bedingungen stören nicht weiter.
Stickstoffreichere Bedingungen sorgen für kräftigers Wachstum, auf Dauer lassen sich aber auf ärmeren Substraten leichter artenreiche Wiesenpflanzungen erhalten.