Opuntia ficus-indica // Feigenkaktus
Beschreibung
Naturstandort von Opuntia ficus-indica
Unzweifelhaft urwüchsige Populationen des Feigenkaktus sind nicht bekannt. Die ältesten Vorkommen liegen in den Wüsten Mexikos. Vermutlich ist Opuntia ficus-indica eine uralte Kulturform.
Als bedeutende, vielfältig verwendbare Nutzpflanze ist die Art in den Tropen und Subtropen der beiden amerikanischen Kontinente, in weiten Teilen Afrikas, auf der Arabischen Halbinsel und Indien eingebürgert.
Im Mittelmeerraum wird Opuntia ficus-indica angebaut und verwildert allerorten willig. In Italien ist sie nahezu flächendeckend vertreten und steigt bis in 600 m üNN auf. Die Winterhärtezone 8 stellt die Existenzgrenze dar.
Hier bilden Feigenkakteen eine undurchdringliche Hecke an einem Straßenrand auf Sardinien.
Es werden sonnig-trockene, feinerde- und humusarme Rohbodenstandorte besiedelt. Dies können natürliche Wüsten, Dornensavannen und Felsheiden als auch entsprechende Ruderalfluren und Mauerkronen sein.
Die Bodenreaktion liegt im schwach sauren bis stark alkalischen Bereich und die Stickstoffversorgung ist mäßig bis gut.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica ... zur Legende
Licht (9) Temperatur (9) Kontinentalität (2) Feuchte (2) Reaktion (7) Stickstoff (6)
Opuntia ficus-indica auf einer Mauerkrone (Madeira)
Beschreibung
Opuntia ficus-indica ist eine immergrüne Kaktee, die meist strauchartige Gebüsche von ein bis zwei Meter Höhe bildet. Manche Exemplare entwickeln einen Mittelstamm und wachsen so zu kleinen, bis zu fünf Meter hohen Baumformen heran.
Die Blätter sind extrem reduziert und werden zudem rasch abgeworfen. Stattdessen sind die zu länglich eiförmigen, stark sukkulenten Triebsegmente zu flachen Scheiben umgewandelt und übernehmen die Photosynthese. Die Segmente werden 20 bis 60 cm lang und tragen kleine, mit Widerhaken besetzte Dornen. Die "Blatttriebe" können im Alter verholzen und zu schlanken Stämmen umgewandelt werden.
In Mitteleuropa erscheinen die zitronengelben bis orange-gelben Blüten bei heller und kalter Überwinterung im Sommer, in den Subtropen schon ab April. Sie erreichen Durchmesser zwischen 5 und 8 cm. Die einzelne Blüte ist kurzlebig und es erscheinen im Laufe der Zeit auch nicht sonderlich viele Blüten.
Die Fruchtkörper verfärben sich bei Reife gelblich grün bis gelb oder auch rötlich bis violett überlaufen. Das Fruchtfleisch schmeckt angenehm süßlich. Es kann mitsamt der Kerne verzehrt werden. In den Subtropen wird die Art auch in Obstplantagen kultiviert.
Einige alte Exemplare entwickeln bizarre Baumformen.
Verwendungshinweise
Opuntia ficus-indica gehört sicherlich zu den bekanntesten Kakteen und wird ähnlich wie die Amerikanische Agave mit beschwingten Urlaubstagen am Mittelmeer in Verbindung gebracht.
In Mitteleuropa wird der Feigenkaktus dennoch nur selten kultiviert. Das ist letztlich auch richtig so, denn bei aller Liebe zu bizarrer Exotik ist der Habitus v.a. etwas älterer Exemplare von unbefriedigender Unordnung. Und auch der Blütenflor bleibt zu spärlich, um über diese strukturelle Schwäche hinwegzutrösten.
Davon abgesehen ist natürlich der mediterrane Garten bzw. die mediterrane Terrase das richtige Ambiente für die Art.
Wer in einer extrem wintermilden Region einen vollsonnigen und trotzdem windgeschützten Innenhof begrünen kann, wird mit ausgepflanzten Exemplaren auf jeden Fall Überraschungseffekte erzielen. Passende Partner sind hier z.B. Olivenbaum, Parrasana-Agave oder Silber-Lavendel.
Jugendliche Exemplare geben in Kübeln eine brauchbare Figur ab.
Kultur
Opuntia ficus-indica kann kurzzeitig durchaus Temperaturen von -10 Grad ertragen. In klimatischen Sondersituationen ist eine Freilandkultur mithin möglich. Die "Winterhärte" wird zusätzlich gesteigert durch stickstoffärmere Substrate und v.a. eine sehr effektive Drainage oder idealerweise sogar eine Glas-Überdachung gegen Niederschläge.
Auch im Sommer freut sich der Feigenkaktus, wenn er möglichst wenig von Regen behelligt wird.
An vollsonnigen und hitzegeplagten Standorten ist die Vitalität am höchsten. Generell ist die Kultur dieser erstaunlich schnellwüchsigen Kaktee aber kein Hexenwerk.
Die Überwinterung von Kübelexemplaren erfolgt so hell wie möglich und weitgehend frostfrei kühl. Das Substrat sollte schon möglichst trocken sein, wenn das Winterquartier eingenommen wird und während der Wintermonate nicht gegossen werden.
Die Vermehrung ist denkbar einfach durch ausgereifte Triebstecklinge in Sand ohne Folienabdeckung im Sommer möglich.
Feigenkaktus-Plantage in Südafrika.