Ferula communis // Riesenfenchel, Gemeines Steckenkraut

Familie Apiaceae, Doldenblütler
Pflanzen pro qm 3.00
Wikipedia Ferula communis
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort/Herkunft von Ferula communis

Der Riesenfenchel hat ein weites Verbreitungsgebiet, dass den gesamten Mittelmeerraum, Ost-Afrika und die Arabische Halbinsel umfasst. In Frankreich kommt die Art nur in der südlichen Bretagne sowie in einem breiten Streifen entlang der Mittelmeerküste vor.

In Südeuropa findet man ihn von den Meeresküsten bis in ca. 1.200 m Höhe. In dieser Höhe können die Nachttemperaturen im Winter durchaus bis -15 Grad fallen, allerdings meist in Verbindung mit einer Schneedecke.

An leicht gestörten Plätzen fühlt sich der Riesenfenchel besonders wohl.

Ferula communis besiedelt eine große Bandbreite von sonnigen Habitaten. Oft findet man ihn in ausdauernden, mediterranen Eselsdistelfluren entlang von Verkehrswegen und anderen gelegentlich gestörten Plätzen. In mediterranen Felsheiden bildet er oft Massenbestände, insbesondere an nahrhafteren Stellen. Auch an sonnigen Rändern der Hartlaubwälder an der Trockengrenze des Waldes oder in Feldrainen findet man die Art zuverlässig.

Bevorzugt werden tiefgründige, feinerdereiche Schottersubstrate mit guter Basen- und Stickstoffversorgung. Im Winter sind die gut drainierenden Substrate frisch. Im Sommer herrscht mangels nennenswerter Niederschläge dagegen oft harter Trockenstress

. Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica  ... zur Legende
Licht (3)  Temperatur (8)  Kontinentalität (3)  Feuchte (3)  Reaktion (8)  Stickstoff (8)

Mit fünf Jahren Anlauf bringt dieses Exemplar im Nord-Osten Brandenburgs einen fast 300 cm hohen Blütenstand zuwege.

Beschreibung
Ferula communis ist eine für einen Doldenblütler mitunter erstaunlich langlebige Staude. Es sind über 20 Jahre alte Exemplare bekannt. In der Regel nimmt die vitalität nach den ersten ein bis drei Blütenphasen aber doch kontinuierlich nach.

Die Art ist wintergrün, weil sie nach der Sommerdepression mit den herbstlichen Niederschlägen ihre fein gefiederten, wintergrünen Blattwolken austreibt. In den gemäßigten Klimazonen sorgen Frostphasen aber meist für einen winterlichen Rückzug.

Ab Mitte Mai erscheinen die imposanten, 180-250 (300) cm hohen Blütenstände mit den mächtigen, schwefel-gelben, leuchtenden Blütendolden. Sie verströmen aus der Nähe einen leicht ranzigen Duft, werden aber dennoch reich von Insekten beflogen. Die Samenstände sind winterzierend.

Im Mittelmeerraum findet man die Art häufig im Umfeld alter Burganlagen, weil insbesondere die Stengel vielfältig genutzt wurden. Entfernte man z.B. das Stengelmark, erhielt man eine recht mäusesichere Hülle, um Schriftrollen aufzubewahren. Zudem konnte man mit getrockneten Stengeln Feuerglut im langsam kokelnden Mark über längere Zeit konservieren und transportieren. Die stabilen, aber leichten Blütenstengel wurden auch als Beine im Möbelbau verwendet.

Verwendungshinweise
Entlang der wintermilden Südküste Englands spielt der Riesenfenchel eine nicht unbedeutende Rolle in den überbordenden Staudenanlagen. Der kraftstrotzende Anblick mannshoher Blütendolden und winterzierender Samenstände erweckt auch bei mitteleuropäischen Gärtnernden Begehrlichkeiten.

Wo eine qualifizierte Betreuung der Jungpflanzen und ausreichend Geduld vorhanden sind, sollte man es unbedingt öfter mal versuchen. Ansonsten bleibt man besser beim weniger spektakulären, aber zuverlässigen und sich viel rascher entwickelnden Fenchel. Auch der Echte Haarstrang wäre eine winterharte, allerdings ebenfalls träge entwickelnde Alternative.

Neben den klassischen Einsätzen in englischen Prachtstaudenbeeten sind auch naturalistische Einsätze sehr reizvoll.

Das können nahrhafte Ränder von Steppenanlagen sein oder dynamische Konzepte mit mediterranen Einjährigen wie der Schopf-Salbei oder Zweijährigen wie die aparte Illyrische Eselsdistel. Auch ruderalen Stauden wie die standörtlich perfekt passende Artischocke und Wermut sind gute Partner.

Im Handel kann man mit einigem Engagement Topfware beziehen. Saatgut ist zuverlässiger erhältlich, allerdings mit unzuverlässigem Keimprozess (s.u.).

Der blühende Trieb entwickelt im Aufbau abenteuerliche Gestalten.

Kultur/Pflege von Ferula communis

Die eingeschränkte Winterhärte junger Exemplare ist die Achillesfehrse des Riesenfenchels. Das Kernproblem ist die Strategie der Art, die mediterranen Winterniederschläge für üppiges Laubwachstum zu nutzen und davon auch nördlich der Alpen nicht lassen kann.

Das Laub ist bis -8, maximal -10 Grad frosthart. Geht das Laub über den Winter verloren, verzögert dies die Entwicklung deutlich. Ältere Exemplare haben genug Reserven angesammelt, um solche Rückschläge entspannter zu sehen.

In sehr gut betreuten Anlagen kann man den Riesen-Fenchel auch ín rauheren Lagen über die empfindame Jugendphase bringen. Jugendliche Exemplare können in Frostperioden z.B. mit Glasschüsseln unterstützt werden.

Nördlich der Alpen sollte man der Art neben dem winterlichen Stress ansonsten keinen weiteren Zumutungen aussetzen. Das heißt, man gönnt ihr möglichst viel Sonne und Wärme, lockeren, tiefgründigen und nahrhaften Boden und nur mäßigen Trockenstress. Nur so erhält man eindrucksvolle Exemplare.

Naturstandort am sonnigen Rande eines Hartlaubwaldes.

Saatgut keimt nach den Regeln für Kaltkeimer. Meist erscheinen die ersten Sämlinge aber nicht im Frühling, sondern erst nach einer weiteren sommerlichen Wärmephase im zeitigen Herbst. Saatgut verliert rasch an Keimfähigkeit und wird am Besten unmittelbar nach der Reifung ausgebracht.

Sämlinge sollten frühzeitig vereinzelt werden. Idealerweie verwendet man bereits große, hohe Töpfe. So kann sich die tiefreichende Pfahlwurzel besser entwickeln. Sobald wie möglich setzt man die Jungpflanzen an den endgültigen Standort. Verpflanzung erträgt die Art schlecht.

Die Art entwickelt sich nördlich der Alpen träge. Bis zur ersten Blüte vergehen je nach Standortgunst 4-6 Jahre. Nach einer kräftigen Blüte kann es vorkommen, dass sich die Pflanze davon erholen muss und im Folgejahr nicht blüht.

Bilder