Avenella flexuosa (Deschampsia flexuosa) // Draht-Schmiele
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Avenella flexuosa (Deschampsia flexuosa)
Die Draht-Schmiele hat eine ungemein weitläufige Verbreitung, die mit Ausnahme Australiens die subtropischen bis borealen Klimaregionen aller Kontinente umfasst.
In Europa und in Deutschland ist es flächendeckend verbreitet, wobei es einen deutlich ozeanischen Verbreitungsschwerpunkt aufweist.
Frühlingsaspekt im bodensauren Eichen-Kiefern-Forst mit Drahtschmiele, Ebereschen und Heidelbeeren.
Avenella flexuosa besiedelt ein breites Spektrum stickstoffarmer und bodensaurer Lebensräume. Insbesondere auf Sand in Kiefernforsten neigt sie dazu, dominante Einartbestände aufzubauen.
Schwerpunktmäßig stellt sie sich in der Krautschicht lichter Hainsimsen-Buchen-Wälder und Eichen-Wälder, Borstgras-Heiden, Weidenröschen-Schlagfluren und Beerstrauchreichen Kiefern-Wäldern ein.
Die Standorte sind meist halbschattig, es werden aber auch vollsonnige und licht schattige Situationen toleriert. Zur Blüte kommt die Art aber nur in lichten Lagen.
Die Wasserversorgung kann mäßig trocken bis feucht sein, die Art hat diesbezüglich eine sehr breite Standortamplitude.
Bei den Böden handelt es sich dagegen um mehr oder weniger basen-, kalk- und stickstoffarme, saure, an Rohumus reiche Sand, Schotter oder Lehm- sowie anmoorige Böden.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (6)
Temperatur (-) Kontinentalität (2) Feuchte (-) Reaktion (2) Stickstoff (3)
In Gebirgen steigt die Draht-Schmiele bis in die alpine Stufe auf.
Beschreibung
Avenella flexuosa ist ein wintergrünes, horstig wachsendes Gras. Durch Versamung entwickeln sich meist rasenartig wirkende Bestände.
Die Blattschöpfe aus schlaff überhängenden, sehr schmalen, grünen bis kräftig grünen Blättern erreichen Höhen von 20-30 cm.
Die zahlreichen und ausgesprochen luftigen Blütenrispen erscheinen ab Anfang Juni und erheben sich 40-60 cm über den Boden. Sie nehmen zur Samenreife einen deutlichen Rotton an, später bleichen sie aus und bleiben bis zum Spätherbst strukturstabil und ansehnlich.
Verwendungshinweise
Avenella flexuosa wird recht selten eingesetzt, möglicherweise aus Angst vor übermäßiger Selbstversamung oder aufgrund der Annahme, dass es auf saure, stickstoffarme Böden angewiesen wäre. Zumindest letzteres trifft nicht zu und übermäßige Selbstversamung stellt bei der äußerst gerne verwendeten Rasen-Schmiele ja offenkundig auch kein Ausschlusskriterium dar.
Die Draht-Schmiele ist hervorragend geeignet, eine Pflanzfläche mit einem transparenten Schleier Tiefe zu verleihen und dem wandernden Auge Teile der Pflanzung weichgezeichnet-verwischt zu präsentieren.
Das kann sie sowohl in naturalistischen Kiesgärten und mittelhohen Rabatten in Form von Blöcken und Drifts oder in betont naturhaften Wiesen flächenhaft tun. Als Blütenpartner eignen sich alle mittelhohen Stauden, die ihren Platz langfristig besetzen können.
Die auffällige Rotfärbung der Samenstände wird durch die Blütenstiele erzeugt.
Von Naturstandorten kann man sich bezüglich der Kombinationspartner nur eingeschränkt inspirieren lassen. Außer vielleicht Arnica montana, Meum athamanticum und uneingeschränkt Stachys officinalis ist die Auswahl gartengeeigneter Arten überschaubar.
Im Heidegarten ist die Draht-Schmiele natürlich ebenfalls stimmig verortet, auch wenn sie strenggenommen ein Zeichen für die sukkzessive Degradierung der Heide ist.
Die gelblich-grüne bis licht-grüne Auslese 'Hohe Tatra' ist über einen langen Zeitraum zierend und eignet sich insofern auch zur Verwendung in Pflanzgefäßen auf Balkonen und Terrassen. Sowohl minimalistische Einzelstellung als auch in gemischten Arrengements ist zielführend.
Im Versandhandel ist die Art sowie die Sorten in der Regel unter dem Synonym "Deschampsia flexuosa" mit etwas Engagement als Topfware zu beziehen.
Im Hochsommer nehmen die Samenstände eine strohige Färbung an.
Kultur/Pflege von Avenella flexuosa
Die Draht-Schmiele ist vollkommen winterhart und in jeder Hinsicht genügsam. Sie ist wie schon erwähnt in Kutur auch nicht auf saure und stickstoffarme Standorte angewiesen.
Etablierte Exemplare kommen auf tiefgründigen Böden - auch auf leichten, gerne humosen Sandböden - überall klaglos ohne Bewässerung über mitteleuropäische Sommer.
Volle Sonne ist ebenso möglich wie halbschattige oder absonnige Lagen. Im Schatten warten die Horste mit der Blüte, bis ein Sturm oder eine Kettensäge Licht auf die Krautschicht fallen lässt.
Die Vermehrung kann leicht durch Teilung der Horste erfolgen. In Neuanlagen ist auch die Etablierung aus Saatgut eine Option. Selbstversamung tritt unvermeidlich auf.
Frisches Saatgut keimt bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad innerhalb von ein bis drei Wochen. Sollte nach vier Wochen noch keine Sämlinge aufgelaufen sein, ist eine Keimruhe eingetreten, die erst durch eine mehrwöchige Kühleperiode aufgehoben wird.
Standort in Süd-Tirol in der Krummholzzone des Arven-Waldes.
Sorten:
Hohe Tatra: gelblich-grüner Austrieb, später licht-grün, relativ samenecht, im Handel oft auch unter 'Tatra Gold' oder 'Aurea' geführt
Mückenschwarm: zierliche Form, in Blüte ca. 30 cm hoch, sehr selten im Handel