Elegia capensis // Kap-Binsenried

Familie Restionaceae
Pflanzen pro qm 1.00
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Elegia capensis: Das Kap-Binsenried ist ein Endemit der Kap-Region im Süd-Westen Südafrikas. Die Ostgrenze erreicht es im Übergang zum Eastern Cape bei Port Elizabeth. Elegia capensis steigt von den Küstenebenen bis in gut 1.500 m Höhe in den küstennahen Gebirgen.

Das Klima ist ganzjährig mild subtropisch und auch in den hohen Gebirgslagen so gut wie frostfrei. Im Winter fallen die Temperaturen auf Meeresniveau kaum einmal unter 10 Grad. Im Sommer verhindert die Nähe zum kühlen Atlantik echte Hitzeperioden.

Die Niederschlagsrate ist relativ niedrig und die Regenfälle konzentrieren sich stark auf das Winterhalbjahr.

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Elegia capensis am Franschhoek-Pass im Western Cape an einem sickerfeuchten Hangwasseraustritt.

Elegia capensis ist ein charakteristisches Element dauerhaft frischer, grund- oder sickerfeuchter Sonderhabitate innnerhalb des sommertrockenen Küsten- und Berg-Fynbosh. Dabei handelt es sich um Strauchheiden, die durch regelmäßige Brände während der trockenen Sommermonate baumfrei bleiben.

Besser wasserversorgte Habitate entstehen hier durch ober- oder meist unterirdische Sickerwasserströme, die die häufigeren Regenfälle in den zahlreichen küstennahen Bergen im Fynbosh versickern lassen. Elegia capensis wächst an Stellen, an denen dieses Sickerwasser in Geländemulden, temporären Bachläufen oder an Wasseraustritten von Geländebrüchen verfügbar ist.

Die tiefgründigen Böden werden von basen- und kalkarmen, sauer verwitternden Urgesteinen gebildet. Sie können sandig, schottrig oder felsig sein. Im oberen Bodenhorzizont akkumuliert sich oft ein feinstrukturierter, saurer und stickstoffarmer Rohhumus.

Die Standorte sind (voll-)sonnig bis licht halbschattig.

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Wenn die Jahrestriebe zu blühen beginnen und die strohigen Hüllblätter an den Internodien noch erhalten sind, erreicht das Kap-Binsenried seine attraktivste Phase.

Beschreibung: Elegia capensis ist eine etwas frostharte, immergrüne Staude und erreicht Wuchshöhen zwischen 200 und 300 cm. Durch intensive Ausläuferbildung drängt die Art sehr spürbar in die Fläche.

In jedem Frühling wird eine neue Generation kräftiger, zunächst blattloser Sprosse ausgetrieben, die innerhalb von ein bis zwei Wochen ihre Endhöhen erreichen. Die feinen, bis 10-20 cm langen Blätter sind in Quirlen an den Internodien angeordnet und entfalten sich etwas verzögert mit dem Höhenwachstum des Sprosses.

Optisch auffällig sind die Hüllblätter, die die Internodien umgeben und während des Wachstums schützen. Sie bleiben bis zum Hochsommer als strohig-braune Blattsegel erhalten und erzeugen eine "zebraartige" Grafik.

Nach einiger Zeit stirbt die älteste Sprossgeneration ab und bleibt über längere Zeit als vertrocknetes Mahnmal im Bestand erhalten.

Elegia capensis ist zweihäusig eingeschlechtlich. An den Sprossenden entwickeln männliche wie weibliche Pflanzen zunächst gold-braune, später dunkel-braune, 20 bis 30 cm lange Blütenrispen. Sie sind vom Früh- bis weit in den Hochsommer hinein zierend. Die schwarz-braunen, kleinen und leicht geflügelten Samen entwickeln sich nur an den weiblichen Pflanzen.

Verwendungshinweise: Das Kap-Binsenried spielt in der Gartenkultur der Subtropen und in Süd-England eine Rolle, wird in Mitteleuropa aber praktisch nicht verwendet. Im Versandhandel ist aber Saatgut erhältlich.

Hierzulande kommt nur ein Einsatz in großen Pflanzkübeln in Frage, die sich nur mit großen Mühen in die Winterquartiere verfrachten lassen. Besitzer winterkühler, aber weitgehend frostfreier Wintergärten sind natürlich auch in dieser Hinsicht priviligiert.

Jenseits dieser praktischen Einschränkungen ist Elegia capensis eine abenteuerlich attraktive Pflanze von fremdartiger Wucht. Sie weckt Erinnnerungen an Urzeiten, als Herden von Dinosaurieren die Wälder aus Baumfarnen und Riesen-Schachtelhalmmen durchstriffen.

Ihre Exotik ist dabei keineswegs plakativ, so dass ein Einsatz einerseits in üppig-tropisch anmutenden Situationen zusammen mit Baumfarnen wie Cyathea cooperi und Dicksonia antarctica, Bambussen oder auch Palmen wie Rhapidophyllum hystrix sehr gut funktioniert. Anderseits wirkt Elegia capensis aber auch als Solitär mit grafischen Qualitäten in minimalistischen Situationen sehr stilvoll.

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Aber auch die Austriebsphase ist von großem ästhetischen Reiz.

Kultur: Das Kap-Binsenried erträgt durchaus den einen oder anderen Frostgrad, wird aber besser frostfrei bei Temperaturen bis etwa 12 Grad an einem möglichst hellen Platz überwintert. Das Substrat darf auch im Winter nicht länger trocken fallen, kann in dieser Phase aber gerne dauerhaft frisch sein.

Als Bodensubstrat greift man idealerweise auf eine Mischung aus kalkfreiem Sand, Blähton oder Lava und Rindenhumus/Rindenmulch zurück. Die Bewässerung mit Leitungswasser ist möglich, in Regionen mit kalkreichem Wasser sollte aber auch Regenwasser die Pflanzgefäße erreichen. Der Wasserbedarf in den Sommermonaten ist hoch, die Pflanze vergeht aber auch nicht umgehend, wenn sie mal einige Tage etwas trockener steht. Pflanzen mit ungenügender Wasserversorgung nehmen eine beige-hell-grüne Färbung an. Es ist dagegen gar kein Problem, wenn längere Zeit Wasser im Untersetzer stehen bleibt.

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Notorisch zu trockene Standorte werden mit hell olive-grünem Erscheinungsbild quittiert.

Über die Intensität der Düngung kann man das Höhenwachstum in gewissen Grenzen regulieren. Im Kübel ist eine regelmäßige, nicht stickstoffbetonte Düngung aber für einen ansehnlichen Wuchs unerlässlich.

Absterbende Sprosse sollte man entfernen, sie sind unansehnlich und sorgen für einen ungepflegten Eindruck.

Die Vermehrung aus Saatgut ist etwas ansprüchlich, da die Samen eine starke Keimhemmung aufbauen. Sie wird nur durch den Einfluss von chemischen Elementen gebrochen, die im Rauch von Holzfeuern enthalten sind. Man ahmt diesen Prozess am Besten nach, indem man frisch angekohlte Äste von Bäumen oder Sträuchern mit Regenwasser aufgießt und das sandige Aussaatsubstrat damit anfeuchtet. Größere Temperaturschwankungen helfen zusätzlich, die Keimung zu initiieren.

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Absterbende Triebe gehören zur Wuchsstrategie und werden am Besten zeitnah beseitigt.

Bilder