Helleborus argutifolius (Helleborus lividus ssp. corsicus) // Korsische Nieswurz
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Helleborus argutifolius
Die Korsische Nieswurz ist ein Endemit Korsikas. Meldungen über Naturstandorte im Norden Sardiniens sind nicht gesichert. In Frankreich und England ist sie aus Gartenkulturen geflüchtet und neophytisch stellenweise eingebürgert.
Helleborus argutifolius kommt in den mediterranen Tieflagen der Insel vor und steigt in den Bergketten bis in gut 1.500 (2.000) m auf, wo sie jedes Jahr winterlichen Frostperioden und Schneefall ausgesetzt ist.
Das Standortspektrum ist breit. Es werden vorwiegend skelettreiche, gut durchlüftete Böden besiedelt. An die Bodenreaktion werden keine speziellen Ansprüche gestellt.
Die unmittelbare Kombination der Korsischen Nieswurz mit Felsen erzeugt immer überzeugende Situationen.
Die Standorte liegen häufig in Hanglagen, wo sie gleichermaßen mäßig trocken oder sommertrocken, frisch oder auch sickerfeucht sein können. Es werden sogar Bachufer besiedelt, solange keine stauende Feuchtigkeit eintritt.
Am Naturstandort kommt die Art außerdem gleichermaßen in vollsonnigen Lagen wie im Halbschatten von Gebüschen und unter lichten Baumbeständen vor.
Typische Wuchsorte sind steinige Schaftriften, Zwergstrauchheiden und lichte Wälder aus Esskastanien (Castanea sativa) bzw. Pinien.
Helleborus argutifolius im Vorfrühling
Beschreibung
Helleborus argutifolius ist eine wintergrüne, breitbuschig-horstige Staude. Sie gehört wie Stinkende Nieswurz zu den stammbildenden Arten, ist aber viel langlebiger als ihre häufiger kultivierte Verwandte. Am Naturstandort erreicht Helleborus argutifolius Wuchshöhen und -Breiten von gut 120 cm und ist damit die wüchsigste Helleborus-Vertreterin.
Das ledrig-steife, an den Rändern stechend gezähnte Laub ist dreilappig und leicht oliv-grün gefärbt. Der junge Austrieb ist rötlich, mitunter bleibt die Rotfärbung in den Blattstielen dauerhaft erhalten.
Die Blüten erscheinen ab Anfang März bis in den April hinein. Sie sind grün bis gelblich-grün und stehen an aufrechten bis niedergebogenen Stängeln in büschelartigen Ständen oberhalb des Laubes. Nach dem Abblühen stirbt der Stängel ab und nimmt eine dunkel-braune Färbung an.
Die Pflanze ist in allen Teilen stark giftig.
Nicht selten wird die Art auch als "Helleborus lividus ssp. corsicus" benannt. Sie ist ein Elternteil der in einigen laubschönen Variationen gehandelten Helleborus x sternii.
Detail der Blüte
Verwendungshinweise
Helleborus argutifolius hat ein ganz eigenständiges Erscheinungsbild und ist eine ausgesprochene Charakterpflanze.
Sie ist ganzjährig ein unaufdringlicher und dennoch markanter Blickpunkt in mediterranen Anlagen oder steppenartigen Pflanzungen. Besonders glaubwürdig wirkt sie in felsiger Umgebung.
Schöne Situationen können auch unter lichten Baumbeständen entwickelt werden, die Korsische Nieswurz verträgt Wurzeldruck recht gut. Allerdings verlängert sich die Etablierungsphase etwas, d.h. die Jungpflanzen müssen je nach Standort zwei oder drei Sommer lang in Trockenphasen bewässert werden können.
Am dank Bewässerung stressfreien, sonnigen Gehölzrand entstehen üppige Gestalten mit hoher Blattschmuckwirkung.
Idealerweise lässt man den einzelnen Individuen ausreichend Raum zur Entfaltung und setzt sie in einem lockeren Verbund von Solitären im Raum. Sehr wirksam ist es, die unmittelbare Nähe der Exemplare vegetationsfrei zu belassen und mit Felsen zu gestalten oder hier nur niedrigere Begleiter wie Silber-Raute (Artemisia schmidtiana) oder Berg-Segge (Carex montana) zu verwenden. Höhere Partner wie z.B. Strauch-Brandkraut (Phlomis fruticosa), Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus), Rauhgras (Achnatherum calamagrostis) oder Lorbeerblättrige Zistrose (Cistus laurifolius) kann man gerne mit etwas Abstand pflanzen.
Im Laufe des Winters leidet die Blattgesundheit sichtbar.
Kultur/Pflege von Helleborus argutifolius
Die Korsische Nieswurz sollte in Mitteleuropa sonnig gepflanzt werden, damit sie eine ausreichende Jahreswärmemenge erreicht. In Wärmegebieten oder kleinklimatische begünstigten Standorten gedeiht sie aber auch im Halbschatten oder gar absonnig gut. In noch schattigeren, wohlmöglich dauerfrischen Lagen bildet sie weniger standfeste Blütenstiele aus.
Es empfehlen sich generell geschützte Lagen, die winterlichen Nord-Ostwinden die Spitze nehmen. In Regionen mit häufigen, tiefen Barfrösten ist ansonsten mit schmerzlichen Frostschäden zu rechnen, insbesondere unter Einfluss von Wintersonne.
Die Substrate sollten gut drainiert sein und durch die Porösität des Materials gleichzeitig eine gute innere Wasseraufnahmefähigkeit besitzen. Staunässe ist v.a. im Winter dringend zu vermeiden. Sommerliche Trockenphasen werden nach der Etablierung klaglos hingenommen.
Wie die meisten Nieswurze reagiert auch Helleborus argutifolius positiv auf nahrhaftere Standorte. Eine Düngergabe im Spätwinter bis Frühling sorgt für kräftigen Wuchs. Spätere Düngung erhöht die Gefahr für Frostschäden, da die Triebe schlechter ausgereift in den Winter gehen.
Auf vegetationsarmen Kies- und Schotterflächen stellen sich in der Regel eigenständig Sämlinge ein, lästig wird das aber nie.
Für die gezielte Aussaat verwendet man nur frisch ausgereiftes Saatgut, da die Keimfähigkeit rasch nachlässt. Zur Unterbrechung der Keimruhe benötigt der Samen zunächst eine etwa achtwöchige Warmphase bei gleichmäßiger Substratfeuchte. Danach verfährt man weiter wie bei den Kaltkeimer.
Schöner Bestand, der aber auch nicht ganz ohne Blattschäden über den Winter gekommen ist.
Sorten:
Silver Lace: 40 cm hoch, grünlich-braun-violette Blüte, silbrig geaderte Blätter, hybridisiert und daher richtiger bei Helleborus x sternii
Pacific Frost: panaschierte Blätter mit grau-grüner Grundfärbung und wie gesprüht wirkender, weißer Sprenkelung, Blätter im Austrieb violett-rosa überhaucht, Blüte creme-weiß, bis 60 cm hoch, kurzlebig, mäßig vital (praktisch nur als Saatgut erhältlich)