Selaginella helvetica // Schweizer Moosfarn
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Selaginella helvetica
Der Schweizer Moosfarn fehlt in den Gebirgsregionen Europas nur in Spanien und Groß Britannien. Nach Süd-Osten setzt sich das Verbreitungsgebiet über Anatolien und den Kaukasus bis in den Norden Irans fort. Ein zweites Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom westlichen Himalaya und dem Ural bis China, Korea und Japan.
In der Schweiz ist er im Alpenraum von der submontanen bis in die montane Stufe recht häufig. Im Hügelland und subalpin kommt er nur vereinzelt vor. In Deutschland liegt der Vorkommensschwerpunkt ebenfalls im Alpenraum sowie als Schwemmling in den Alpenflüssen im Alpenvorland. Das einzige Vorlommen außerhalb des Alpenraumes im nördlichen Thüringer Wald ist erloschen.
Selaginella helvetica in den Kärtner Alpen in einer stickstoffarmen, sickerfrischen Bergweide.
Selaginella helvetica kommt in dauerhaft frischen bzw. wechselfeuchten Ausprägungen der Halbtrockenrasen und Pfeifengras-Wiesen sowie in Kalk-Quell- und Sickermooren vor.
Die Standorte sind sonnig bis halbschattig. Die Substrate können auf Standorten mit stetem Sickerwasserstrom z.B. an felsigen Gebirgshängen humusarm-mineralisch sein. In Quell- und Sickermooren wächst er dagegen in der Torfauflage. Gemeinsam ist den Substraten der hohe Kalkgehalt sowie die ausgeprägte Stickstoffarmut.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5)
Temperatur (5) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (8) Stickstoff (2)
Auch in der Welt der Winzlinge wird hart gekämpft. Brunnenlebermoos und Schweizer Moosfarn versuchen, sich niederzuringen.
Beschreibung
Selaginella helvetica ist eine immergrüne, bodedeckende Staude. Die schuppig belaubten, sich fortwährend verzweigenden Triebe wachsen mit der Zeit in Etagen übereinander und erzeugen so bis zu 10 cm hohe Polsterflächen.
Die sporentragenden Triebe richten sich senkrecht auf und trohnen etwa 5-7 cm über den Polstern. Die "Blütezeit" beginnt im Juni und kann zunehmend schwächer bis August reichen.
Der Ausbreitungsdrang ist unter optimalen Bedingungen erkennbar und beträgt etwa 10 cm im Jahr.
Im Herbst/Winter verfärben sich die Triebe insbesondere an sonnigen Standorten bräunlich-rot. Der Effekt kann teilweise auch im Sommer an vollsonnigen Standorten auftreten.
Die hochgereckten Sporangien sind unter ästhetischen Gesichtspunkten eher störend.
Verwendungshinweise
Selaginella helvetica wirkt eindeutig wie ein Moos und sollte auch so verwendet werden. Während Moose aber aus Prinzip ungerne dort wachsen, wo man es gerne hätte, entzieht sich Selaginella helvetica der Planbarkeit nicht.
Aufgrund des niedrigen Wuchses und der ausgeprägten Konkurrenzschwäche bleibt das Einsatzspektrum natürlich dennoch ausgesprochen eingeschränkt.
Am Sichersten ist der Einsatz in nicht zu kleinen Pflanzkübeln. Hier bildet es einen schönen Untergrund für zarte Begleiter wie Scheidiges Wollgras und Erdorchideen wie Breitblättriges Knabenkraut oder Geflecktes Knabenkraut.
Bei zuverlässig-regelmäßigen Niederschlägen/Bewässerung und hoher Luftfeuchte kann man auch in detailreichen, gut betreuten Steingärten und Steinmauern mit Erdfugen und Erdhinterfüllung Erfolg haben.
Im Versandhandel kann man den Schweizer Moosfarn mit etwas Bemühungen beziehen.
Ein Schweizer Moosfarn hat einen ansehnlichen Moosteppich im Feuchtkübel erzeugt.
Kultur/Pflege von Selaginella helvetica
Den Schweizer Moosfarn zu betreuen ist eine Lebensaufgabe, die unter passenden Standort- und Klimabedingungen aber kein aussichtsloses Unterfangen ist. In Pflanzgefäßen ist er dagegen recht zuverlässig und Dank guter Winterhärte unproblematisch.
Im Freiland sind alle Flächen ungeeignet, auf denen Falllaub anfällt. Unter alten Bäumen kann selbst auf steilen Felshängen zuviel Laub liegen bleiben. Es genügen nämlich schon einzelne Blätter für irreparable Schäden am Moosfarn.
Außerdem sind echte Schattenlagen nicht geeignet. Licht absonnige Nordlagen funktionieren, wenn keine Begleitpflanzen zusätzlich Licht schlucken. Vollsonnige Standorte sind dagegen selbst bei niedriger Luftfeuchte kein Problem, solange das Substrat dauerhaft mindestens frisch bleibt.
Zwecks Sonnenschutz rötlich verfärbtes Exemplar zusammen mit Carex flacca am Naturstandort.
Es werden haarartige Fadenwurzeln ausgebildet, die etwa 10-20 cm tief in den Untergrund eindringen. Dadurch ist die eigenständige Wasserversorgung im Gegensatz zu den echten Moosen länger gewährleistet. Der Untergrund darf dafür aber auch nicht austrocknen. Denn während echte Moose in Trockenphasen ihr Dasein einfach pausieren lassen, erwacht ein ausgetrockneter Moosfarn beim nächsten Regen nicht wieder zum Leben.
Dauerhaft stauende Feuchte ist ungünstig und kann zum Totalausfall führen. In Pflanzgefäßen erzielt man in der Sonne die besten Ergebnisse, wenn man im Untersetzer Wasser stehen hat und erneut gießt, wenn der Untersetzer je Wetterlage 2-3 Tage trockengefallen war.
Die Winterhärte ist so hoch, dass man in den gemäßigten Breiten selbst Töpfe im Freiland stehen lassen kann. Wo lange, tiefe Barfröste drohen, sollte man einen windgeschützten Platz wählen.
Die Vermehrung durch Teilung der Polsterrasen oder das Abtrennen einzelner Triebabschnitte ist einfach und effektiv.