Pseudodictamnus mediterraneus (Ballota pseudodictamnus) // Kretische Schwarznessel

Familie Lamiaceae, Lippenblütler
Pflanzen pro qm 8.00
Wikipedia Pseudodictamnus mediterraneus (Ballota pseudodictamnus)
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Pseudodictamnus mediterraneus (Ballota pseudodictamnus)

Die Kretische Schwarznessel steigt in Griechenland, der Türkei, Lybien und in Ägypten von den Tieflagen bis in etwa 1.200 m üNn in den Gebirgen auf. In Italien gibt es eingebürgerte Populationen.

Sehr gut entwickelte Kretische Schwarznesseln zusammen mit Lavandula angustifolia und Origanum vulgare.

Ballota pseudodictamnus besiedelt trocken-warme Schotterfluren, Felshänge und Felssteppen oder auch Schaftriften. Bevorzugt werden Stellen mit einer gewissen Stickstoffzufuhr z.B. durch tierische Exkremente.

Die Standorte sind (voll-)sonnig und wärmebegünstigt. In den Wintermonaten treten zumindest an den Gebirgsstandorten mitunter auch zweistellige Minusgrade auf während die Tieflagen weitgehend frostfrei sind.

Im Winter und Frühling fallen die Hauptniederschläge und die skelettreichen, sehr gut drainierenden Felsböden sind in dieser Zeit mehr oder weniger frisch. Im Hochsommer tritt dagegen lang anhaltender Trockenstress auf. Die Pflanzen überstehen diese Phase in einer Art Duldungsstarre und vermitteln nicht selten einen verwelkten Eindruck.

Die Böden sind mäßig nahrhaft und kalk-/basenreich.

Beschreibung
Ballota pseudodictamnus ist ein buschiger Halbstrauch mit am Grund verholzenden Trieben. Er erreicht unter günstigen Bedingungen Wuchshöhen von bis zu 40 cm und kann fast doppelt so breit werden. Am Naturstandort können Exemplare auch bis zu 60 cm hoch werden.

Die Laubblätter sind leicht sukkulent und weiß-filzig behaart. Die gesamte Pflanze hat dadurch eine silbrig-grünes Farbgebung. Junge Blätter sind sogar weiß-wollig behaart, so dass jedes Blattgrün daunter verdeckt wird.

Im Juli entspringen aus zahlreichen, muschelförmigen Kelchen zarte, blass-violette Lippenblüten. Der Blütenflor ist nicht sonderlich auffällig. Prägender für das Erscheinungsbild sind die grau-gelblich-grünen Samenstände.

Das Laub verströmt bei Berührung oder an Hitzetagen ätherische Öle mit einer würzigen Note.

Verwendungshinweise
Ballota pseudodictamnus kommt in Mitteleuropa nur selten zu Gartenehren. Der charakteristische, etwas skurile Habitus stellt aber eine strukturelle Bereicherung für Kiesgärten, Steppenanlagen, sonnig-warme Alpinarien und mediterrane Pflanzungen dar.

Generell überzeugend ist sie immer in Verbindung mit Felsen, auch auf Trockenmauern macht sie sich gut. Sie gehört hier unbedingt in die Gesellschaft anderer mediterraner Halbsträucher wie dem Gefiederten Heiligenkraut Santolina pinnata), Ysop (Hyssopus officinalis), Rosmarin (Rosmarinus officinalis) oder des ebenfalls ungewohnten Strauch-Brandkrauts (Phlomis fruticosa).

Selbst der allgegenwärtige Lavendel (Lavandula angustifolia) bekommt in Gegenwart der Kretischen Schwarznessel eine ungewohnte Ausstrahlung. Der Armenischen Wermut (Artemisia armeniaca) wäre ebenfalls eine interessante Bereicherung. 

Auch der Einsatz in Pflanzgefäßen wäre eine durchaus angemessene Verwendungsform . Sie ist hier aber nicht winterfest und muss frostfrei aber kalt und möglichst hell überwintert werden.

Im Versandhandel ist die Art zuverlässig erhältlich.

Jugendliche Ballota pseudodictamnus mit Ludwigs-Beifuß, der von Gärtnerhand in den ersten zwei Standjahren im Zaum gehalten werden muss, um die Kretische Schwarzwurzel nicht auszudunkeln.

Kultur/Pflege von Pseudodictamnus mediterraneus

In Mitteleuropa hat man mit der Kretischen Schwarzwurzel nur an ausgesprochen sommerwarmen Standorten z.B. auf vollsonnigen Südhängen oder vor windgeschützen, südorientierten Mauern oder Fassaden rechte Freude.

Auch im Winter sollten die Standorte vor dem direkten Einfluss unangenehmer Ostwinde geschützt stehen. Gefährlicher als Frostgrade ist allerdings winterliche Feuchte des Wurzelballens. Durchlässige Schotter- oder Kiesböden sind zwingend erforderlich.

Für eine nachhaltige Kultur empfiehlt es sich sogar, den Wurzelballen von der Einheitserde zu befreien, in der die Topfballenware meistens geliefert wird. Der hohe Humusanteil hält das Wasser im Winter zu lange und begünstit Fäulnis- und Frostschäden des Wurzelraumes. Die Entwicklung im Jahr der Pflanzung wird dadurch zwar beeinträchtigt, in den Folgejahren ist die Entwicklung dagegen umso artgerechter.

Auf stickstoffarmen Substraten ist die Entwicklung sehr träge bis kümmerlich. Die Kretische Schwarznessel ist also kein ausgewiesener Hungerkünstler und benötigt auf armen Sand- und Schotterböden eine leichte Mineraldüngung im Laufe des Frühlings/Frühsommers. Spätere Düngungen und generell zu hohe Stickstoffgaben gefährden die Aushärtung der Triebe vor dem Winter. Nach dem Winter sorgt ein leichter Rückschnitt für die Beseitigung von Frostschäden bzw. fördert die Verzweigung und damit einen dichten, kompakten Habitus.

Im Sommer können halb-verholzte Triebstecklinge für die Vermehrung genommen werden.

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