Peucedanum verticillare (Peucedanum altissimum) // Riesen-Haarstrang
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Familie |
Apiaceae, Doldenblütler
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Pflanzen pro qm |
3.00
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Verbreitungskarte |
Verbreitungskarte
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Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Peucedanum verticillare
Der Riesen-Haarstrang hat ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet von den östlichen schweizerischen, italienischen und österreichischen Alpen über Dalmatien bis nach Ungarn.
In Deutschland gibt es am Fuße des Bayerischen Waldes eine isolierte, neophytische Population.
Im nördlichen Verbreitungsgebiet findet man den wärmeliebenden Art vorwiegend in der Hügelstufe bis in die untere Montanstufe. Weiter südlich steigt Peucedanum verticillare auch höher hinauf.

Die Blüten bieten ein einfaches, frisches Grün und drängen sich wirklich nicht in den Vordergrund.
Der Riesen-Haarstrang tritt vorrangig in vom Rauhgras (Achnatherum calamagrostis) geprägten Kalkschuttfluren auf. Er bevorzugt hier allerdings die etwas gemäßigteren Randbereiche im temporären Schattenwurf angrenzender Gehölze oder Waldränder.
Die Standorte sind meist mäßig trocken mit teilweise sickerfrischen Bedingungen nach Niederschlägen im Wechsel mit längeren Trockenphasen im Sommer.
Die skelettreichen Schotterböden sind neutral bis alkalisch und relativ stickstoffarm bis mäßig nahrhaft.
Ein Lichtstrahl inszeniert hier auf glückliche Weise einen Riesen-Haarstrang, die Ähren des Garten-Reitgras 'Karl Foerster' und den wunderbaren, unterschätzten Echten Alant.
Beschreibung
Peucedanum verticillare ist ein kurzlebiger, horstiger Doldenblütler. Er treibt nach der Keimung je nach Standortbedingungen innerhalb von zwei bis vier Jahren aus einer mächtigen Rosette einen zwei bis drei Meter hohen Blütenstand. Nach der Blüte stirbt die Pflanze meist ab, versamt sich aber zuverlässig selbst.
Der strukturell eindrucksvolle, verzweigt-doldige Blütenstand erscheint im Flachland ab Ende Mai und entfaltet sich bis Mitte/Ende Juni voll. Die Einzelblüten sind licht-grün. Auffällig ist der kräftige, in sonnigen Lagen rötlich überlaufene oder sogar dunkel-violette Blütenstengel. Im lichten HAlbschatten bleiben die Stengel grün. Stengel und Samenstände sind bis in den Winter hinein strukturstabil und recht zierend.
Die ausgereifte Rosette treibt ausgesprochen raumgreifende, gestielte und grob gefiederte Blätter, die im Austrieb bronzefarben überlaufen sind. Sie sind effektive Instrumente, um die staudige Begleitvegetation zu unterdrücken.
Blattaustrieb einer "ausgewachsenen" Rosette
Verwendungshinweise
Der Riesen-Haarstrang spielt in der Breite der Gartenkultur eine eher untergeordnete Rolle, erfreut sich bei einer Reihe renommierter Gartendesigner aber großer Beliebtheit. Er ist über die gesamte zweite Jahreshälfte auf eine einzigartige Weise unauffällig-spektakulär, wenn er auf die richtige Weise in Szene gesetzt wird. Dies gilt insbesondere für Exemplare mit dunkel-violetten Blütenstielen. Es kommt aber vor, dass dieser schöne Kontrast nur schwach oder auch gar nicht auftritt und die Stiele mehr oder weniger grünlich bleiben.
Beliebt ist die Kombination mit anderen Stauden mit von Sommer bis Winter zierenden Samenständen. Meist sieht man ihn so zusammen mit Kandelaber-Ehrenpreisen, Wilder Karde oder Königskerzen wie Verbascum densiflorum über einem Meer aus Rasen-Schmiele, Rohr-Pfeifengras oder - seltener - Berg-Reitgras trohnen.
Die grüne Blüte bzw. die braunen Samenstände sind nur wahrnehmbar, wenn sie mehr oder weniger frei über den Begleitern schweben können. Sehr förderlich sind auch ruhige Hintergründe wie Fassaden, Formschnitt-Hecken - oder einfach der Himmel.
Die Wahrnehmbarkeit der Blüten ist trotz der imposanten Größe eine Schwäche des Riesen-Haarstrangs.
Auch die Naturstandorte geben Hinweise auf stimmige Kombinationen. Unbedingt empfehlenswert ist z.B. das schon erwähnte Rauhgras, dazu die Schmalblättrige Spornblume (Centranthus angustifolius), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana), Berg-Laserkraut (Laserpitium siler), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) oder die Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus).
Die Kombination mit zarten Sonnenanbetern ist für letztere weniger ideal, da sich die grundständigen Laubblätter des Riesen-Haarstrangs ziemlich rücksichtslos in die Breite schieben.
Nach der Blüte setzt mitunter schon Ende Juli die "Herbstfärbung" ein, was zu dieser Zeit in der Regel noch nicht zur Stimmung der Betrachtenden passt...
Kultur/Pflege von Peucedanum verticillare
Der Riesen-Haarstrang funktioniert sehr zuverlässig und kommt in der Regel bei Topfballenware und Herbstpflanzung schon im ersten Sommer ohne weitere gärtnerische Unterstützung zur Blüte. Da er danach abstirbt, muss er sich zum Erhalt des Bestandes versamen können. Er tut dies aber eigentlich immer und kommt sogar im Bestand zwischen anderen Gräsern und Stauden meist problemos zur Keimung und Entwicklung. Dann treten meist drei, manchmal sogar schon zwei Jahre später erneut blühende Exemplare auf. Stark limitierend kann sich aber Schneckenfraß auf den Verjüngungserfolgt auswirken.
Ein angenehmer Charakterzug ist, dass er sich am liebsten an Ort und Stelle neu versamt und nicht im gesamten Garten ungebeten auftaucht.
Die gezielte Vermehrung aus Saatgut erfolgt entweder direkt nach der Samenreife bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad. Älteres Saatgut verfällt in eine Keimruhe und muss dann wie ein Kaltkeimer behandelt werden.
Ansehnliche Samenstände am Rande eine weitläufigen Alpinariums.
Es empfehlen sich sommerwarme, mehr oder weniger sonnige Standorte, wobei auch Halbschatten, ja sogar licht absonnige Lagen in Kultur kein Hindernis sind.
Geeignet sind alle möglichen sandigen oder schottrigen Bodensubstrate und auch ganz gewöhnliche Gartenerde sowie relativ schwere Lehmböden. Die Stickstoffversorgung kann gering bis sehr hoch sein, die Blütentriebe bleiben immer standfest.
Trockenstress beeindruckt am Standort gekeimte oder im Herbst gepflanzte Exemplare kaum. Trockenphasen sind aber für eine artgerechte Entwicklung wiederum auch nicht notwendig. Selbst auf dauerhaft frischen bis feuchten Standorten funktioniert die Art einwandfrei bzw. entfaltet erst hier ihre ganze Wuchskraft.
Auch die Winterhärte ist völlig hinreichend für Mitteleuropa.