Phyllostachys vivax // Zauberbambus

Familie Poaceae, Süßgräser
Pflanzen pro qm 1.00
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Phyllostachys vivax

Der Zauberbambus wird in China seit Menschengedenken kultiviert. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist daher nicht mehr sicher zu rekonstruieren.

Das heutige Hauptverbreitungsgebiet liegt im südlichen und mittleren Ost-China. In den tieferen Lagen ist das Klima hier subtropisch, in den höhreren Bergregionen treten dagegen mitunter nennenswerte Fröste auf.

Die Niederschlagsraten und die Luftfeuchtigkeit sind hoch. Entsprechend sind die Wuchsorte dauerhaft frisch bis sickerfeucht.

Bevorzugt werden eher nahrhafte, kalkarme Waldböden.

Beim Anblick solcher Haine aus Phyllostachys vivax 'Shanghai' in Kyoto wird einem der Name "Zauberbambus" begreiflich. (1)

Beschreibung
Phyllostachys vivax ist ein immergrüner, flächig wuchernder Bambus. Er erreicht in Mitteleuropa Wuchshöhen von bis zu 10 m. Am Naturstandort werden die Bestände bis zu 15 m hoch.

An sommerwarmen Standorten z.B. im Weinbauklima ist die Art erheblich wüchsiger als z.B. in der norddeutschen Tiefebene. Dies gilt sowohl in der Höhe, als auch in der Breite. Im Weinbauklima können innerhalb weniger Jahre 6 bis 8 m Wuchshöhe erreicht werden, in sommerkühlen Regionen maximal die Hälfte.

An alten Exemplaren erreichen die Halme Durchmesser von 6 bis 10 cm, am Naturstandort bis 15 cm. Die Färbung der Halme variiert von leuchtenden Grün- zu Gelbtönen mit allen Zwischenstufen unterschiedlicher Streifenbildungen. Da die Halme mit der Zeit von unten verkahlen, gehört die Halmfärbung zu den wesentlichen Ziereigenschaften der Art.

Das Laub ist mittel- bis dunkel-grün. Der Wuchs ist auffällig aufrecht, nur das obere Viertel wächst bogig überhängend.

Die jungen Sprosse sind essbar und in China ein traditionelle Speisezutat.

In den Subtropen sind 20 m hohe Bestände keine Seltenheit.


Verwendungshinweise
Ein vitaler Zauberbambus ist ein eindrucksvoller Anblick. Allerdings muss der Einsatzort gut überlegt sein.

Die an warmen Standorten gigantische Höhenentwicklung sprengt rasch die gewohnten Raumproportionen. In beengten Raumsituationen kann das rasch deplaziert wirken. Will man dagegen in einem großen Innenhof den Eindruck erwecken, in einen ost-asiatischen Dschungel einzutauchen, ist der Zauberbambus zumindest unter ästhetischen Aspekten die richtige Wahl.

Das starke Aufkahlen des unteren Halmdrittels ist einerseits aufgrund der attraktiven Halmfärbungen nicht ohne Reiz. Andererseits entstehen gut zwei Meter hohe, halbtransparente Durchblicke, die gestalterisch herausfordernd sind. Als Sichtschutzelement ist die Art jedenfalls dauerhaft nicht geeignet.

Für Kübelkultur empfiehlt sich die Art nicht. Der Ausbreitungsdrang ist zu stark und selbst sehr große Gefäße müssen alle 2-3 Jahre ausgetopft und der Wurzel-Rhizomfilz zurückgeschnitten werden. Außerdem können die Gefäße nur mit massivem Winterschutz im Freien überwintern und müssen auch über Winter bewässert werden.

Man muss sich aber bewusst machen, dass ein Zauberbambus, der sich an seinem Standort wohl fühlt, eine enorme Bedrohung darstellt. Er ist langfristig eigentlich nicht zuverlässig innerhalb von noch so mächtigen Rhizomsperren zu halten und kann dann erhebliche Schäden in Haus und Garten sowie auf Nachbargrundstücken anrichten.

'Aureocaulis' im Gewächshaus des Botanischen Gartens Kiel

Kultur
Die Art sollte - wenn überhaupt - niemals ohne ausgesprochen widerstandsfähige, haltbare und tiefreichende Wurzelsperre verwendet werden! Je sommerwärmer der Standort, desto tiefer muss die Sperre reichen. Eine 150 cm tiefe und 15 cm über den Boden aufragende, massive Betonsperre ist hier keine übertriebene, sondern unbedingt erforderliche Sicherheitsmaßnahme.

Phyllostachys vivax gehört nicht zu den frosthärtesten Gattungs-Vertretern, kann aber in wintermilden Regionen oder vor Nord- und Ostwinden gut geschützten Lagen im Freiland überwintern. Je wärmer die Sommer sind, desto widerstandsfähiger ist die Art im Winter. Ab etwa -20 Grad treten Schäden an Blättern und Halmen auf. Die Verluste werden durch Neuaustriebe wieder kompensiert.

Bei längeren Tieffrostphasen, die tiefer in den Boden eingedrungen sind und Rhizome und Wurzeln erreicht haben, ist der Neuaustrieb deutlich schwächer und es dauert einige Jahre, bis die Verluste kompensiert werden können. Jungpflanzen können an solchen Frostereignissen auch gänzlich zugrunde gehen. Eine dicke Schicht Laubstreu als Winterschutz sollte Neupflanzungen generell zuteil werden und wirkt sich auch auf ältere Bestände günstig aus.

Tropisches Flair mit Phyllostachys vivax

Ansonsten wünscht sich wünscht sich auch Phyllostachys vivax dauerhaft frische bis feuchte Böden ohne jeden Trockenstress. In Mitteleuropa kommen etablierte Exemplare auf tiefgründigen Gartenböden meist auch ohne Bewässerung über die üblichen Sommermonate.

Windgeschützte, luftfeuchte Lagen im lichten Halbschatten bis lichten Schatten sind der Vitalität förderlich.

(Voll-)sonnige Standorte kommen dem Wärmebedürfnis der Art entgegen, hier bestehen dann höhere Anforderungen an die Wasserversorgung. Auch hier sollte auf windgeschützte Lagen geachtet werden (Luftfeuchte und Windbruchgefahr).

In schneereichen Regionen kommt es immer wieder zu Schneebruch. Das Abschütteln der Schneelast sollte zur Gewohnheit gemacht werden.

Sorten: Die Sorten machen sich an der Farbgebung der Halme fest. Allerdings treten im Laufe der Jahre innerhalb eines Bestandes immer wieder Farbmutationen auf. Die Sorten sind daher mehr als Zeiger zu bewerten, in welche Farbrichtung der Bestand tendieren wird.
  • Aureocaulis: Die Halme sind gelb mit grünem Sulcus und Längsstreifen
  • Huangwenzhu: wüchsiger als 'Aureocaulis', frisch-grüne Halme mit grünlich-gelben Streifen, mutiert auch aus 'Aureocaulis' heraus und kann langfristig zur Herrschaft gelangen
  • Huangwenzhu inversa: ocker-gelbe bis orange-gelbe Halme mit grünem Sulcus und Streifen
  • McClure: junge Halme einfarbig blau-grün, im Alter zunehmend oliv-grün
  • Shanghai: sehr wüchsige Form, bis 14 m hoch, Halme im Austrieb einfarbig frisch-grün, später vergrauend, oft über 10 cm im Durchmesser

  • (1) Foto mit freundlicher Unterstützung von Mirko Blicke auf Unsplash

    Bilder






    Aureocaulis



    Aureocaulis



    Huangwenzhu inversa



    Huangwenzhu inversa



    Huangwenzhu inversa



    Shanghai