Gentiana clusii // Kalk-Glocken-Enzian
Beschreibung
Naturstandort von Gentiana clusii
kommt im gesamten Alpenraum, im deutschen Alpenvorland, den Pyrenäen, der Hohen Tatra sowie in den Karpaten vor. Die Vorkommen im Schwarzwald sind erloschen. Er besiedelt die collin-montanen bis alpinen Stufen der Hochgebirgsregionen. In Deutschland gilt der Kalk-Glocken-Enzian als gefährdet.
Gentiana clusii im Berner Oberland.
Er ist eine Kennart der montanen bis alpinen Blaugras-Halden auf flachgründigen, vollsonnigen Kalkgesteinsböden.
In den tieferen Lagen ist er zudem stetig in Kalk-Halbtrockenrasen, wechselfrischen Pfeifengraswiesen und sogar am Rand von Kalk-Kleinseggenrieden an Hang-Quellaustritten.
Gemeinsamer Nenner der Pflanzengesellschaften ist die Stickstoffarmut, der Kalkreichtum und sehr hoher Lichtgenuss bei gleichzeitig kühlen Temperaturverläufen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (9) Temperatur (3) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (9) Stickstoff (3)
Beschreibung
Gentiana clusii ist eine ausdauernde, wintergrüne Rosettenpflanze. Sie erreicht am Naturstandort Wuchshöhen von 5 bis 15 cm, in Gartenkultur oft 20 cm und mehr.
Die auffallend großen, leuchtend dunkel-blauen Kelchblüten sind nur sehr kurz gestielt. Die Blütezeit variiert je nach Höhenlage der Wuchsorte. In den tieferen Lagen erscheinen die Blüten ab Mitte Mai.
Anspruchsloser und viel leichter zu beziehen ist Gentiana septemfida (Sommer-Enzian), der allerdings im Blauton nicht ganz mit Gentiana clusii mithalten kann.
Sehr ähnlich ist der Silikat-Glocken-Enzian (Gentiana acaulis). Er ist das Pendant auf sauer verwitternden Gestein und unterscheidet sich im Wesentlichen durch die größeren, verkehrt-eiförmigen, nur wenig ledrigen Blätter und eine ausgeprägtere Zeichnung des inneren Blütenkelchs sowie einen oliv-grünen Längsstreifen auf der Außenseite. Vermutlich gibt es aber auch Übergangsformen bzw. Hybridisierungen zwischen den beiden
Verwendungshinweise
Gentiana clusii ist -neben dem Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum) - die Alpenpflanze. Ihr Bild ist ein Symbol der heilen Bergwelt schlechthin.
In der Gartenkultur spielt sie dennoch nur eine untergeordnete Rolle. Das liegt sicher daran, dass sie nur mit hohem Aufwand zu kultiveren ist und ihre Wirkung aufgrund geringer Größe nur in kleinen Anlagen entfalten kann.
Wer jedoch ein intensiv betreutes Alpinarium mit Kalkfelsen-Ambiente entwickelt, findet eine ansprechende Pflanze vor. Sehr schön ist sie natürlich auch in größeren Pflanztrögen mit Felsen anzuschauen.
Passende Begleiter vom Naturstandort sind z.B. das Alpen-Helmkraut (Scutellaria alpina), Alpen-Wundklee (Anthyllis vulneraria ssp. alpestris) oder Frühblühender Thymian (Thymus praecox).
Typischer Hochgebirsstandort in sickerfrischen Schotterhängen.
Kultur
Insbesondere in tieferen Lagen ist die Kultur des Kalk-Glocken-Enzians ansprüchlich. In den Tieflagen leidet die Vitalität unter der Wärmeentwicklung auf den gewünscht sonnigen Lagen. Hier ist es besser, Standorte zu wählen, die nicht der Mittagssonne ausgesetzt sind.
Die Art ist nur auf stickstoffarmen Kalkgesteinsböden mit einigermaßen vertretbarem Aufwand zu kultivieren. Auch hier wird die Art aber ohne intensive Betreuung rasch von wüchsigeren Konkurrenten aller Art verdrängt.
Trockenphasen sind ungünstig und sollten vermieden werden.