Naturstandort vonCardiocrinum giganteum (Riesen-Lilie): Cardiocrinum giganteum kommt vom westlichen Himalaya Pakistans über Nepal, Tibet, Bhutan und den äußersten Nord-Osten Indiens und Myanmars bis zu den Bergregionen des östlichen Chinas vor.
Die Riesenlilie tritt hier in Höhenlagen zwischen 1.000 und 3.500 m üNN auf. Die Region ist durch feucht-warme Sommer und Winter mit zuverlässigen und hohen Schneedecken gekennzeichnet. Die Bodenflora ist dadurch gut geschützt vor dem Einfluss tiefer Frostgrade.
Die Art wächst an absonnigen oder halbschattigen Waldrändern und auf halbschattigen Waldlichtungen mit sehr stickstoffreichen, alkalischen bis schwach sauren Mullböden.
Die Wasserversorgung ist durch die hohen Niederschläge dauerhaft sickerfeucht. Stauend-feuchte Standorte werden gemieden.
Unter dem versammelten Wurzeldruck eines Phyllostachys, der Rhododendron-Yakushimanum-Hybride 'Edelweiß' und einer Fatsia japonica tut sich diese Riesenlilie sichtlich schwer.
Beschreibung
Die sommergrüne Cardiocrinum giganteum bildet kräftige Knollen, aus denen bis zu 30 cm lange und 20 cm breite, glänzende, gestielte Blätter entspringen.
Im Alter von 5 bis 8 Jahren treibt die Knolle einen kräftigen Blütenstiel mit deutlich kleineren Blättern. Sie kann unter optimalen Bedingungen Wuchshöhen von über 300 cm erreichen. In Mitteleuropa sind aber schon Höhen von mehr als 150 cm beachtlich.
An der Spitze des Triebes entstehen ab Mitte Juni bis Mitte Juli etwa 5 bis 15 nickende, grünlich weiße Trichterblüten mit rötlich punktiertem Innenleben. Sie verströmen einen intensiv-süßlichen, fast atemberaubenden Duft.
Der Austrieb deutet nach einigen Jahren Großes an.
Die blühende Knolle benötigt einige Jahre, bis sie erneut zur Blüte kommt und treibt im direkten Folgejahr nur schwächlich aus. In der Regel werden jährlich ein bis wenige Nebenknollen gebildet, die ihrerseits etwa fünf Jahre benötigen, bis sie genügend Kraft für den Blühakt gesammelt haben.
Verwendungshinweise
Von einer Riesenlilie erwartet man, dass sie ihren stolzen Bezitzer mit ihrem Blütenstand überragt und so für grandiose Fotos sorgt.
Überwältigung ist also ihre Aufgabe und dazu platziert man sie idealerweise als kleine Solitär-Gruppe an den lichten, urig-exotischen Gehölzrand mit einigen mittelhohen, im Hintergrund auch höheren Farnen, Gräsern und botanische Funkien wie
Hosta sieboldiana.
Das Laub zieht zwar schon nach dem Hochsommer ein, ist bis dahin aber sehenswert:
Auch hohe Bambusse bilden eine passende Bühne, vor dem sich das Spektakel der Riesenlilienblüte abspielen darf. Hinreichend hohe Bambusse wie
Phyllostachys nigra oder
Pseudosasa japonica neigen allesamt zum Wuchern und die Riesenlilie muss vor ihren Ausläufern durch kräftige Rhizomsperren geschützt werden. Ansonsten kommen nur kümmerliche Blütenstände zustande.
Sehr gerne werden auch hohe Rhododendren als Hintergründe eingebunden.
Samen werden zuverlässig angesetzt.
Kultur
Die erfolgreiche Kultur der Riesenlilie fordert zunächst einmal Geduld. Auch kräftige Neuerwerbungen kommen erst nach etwa fünf Standjahren zur Blüte. Auf dem Weg dahin entfalten aber auch die mit jedem Jahr größer werdenden Blätter einen gewissen Reiz. Sie ziehen allerdings noch im Spätsommer ein. Im Jahr vor der Blüte zieht das Laub sogar schon im Hochsommer ein.
Die Pflanzung erfolgt idealerweise im Frühling so, dass die etwa 10 cm oberhalb der Knolle nicht mit Erde, sondern lockerem Laupkompost aufgefüllt werden.
Eindrucksvolle Blüten werden nur auf stickstoffreichen, locker-homosen Böden mit dauerhaft frischer bis feuchter Wasserversorgung erzielt. Mittagssonne ist dabei auch auf feuchten Substraten der Vitalität abträglich.
In Kultur werden alkalische bis saure Substrate toleriert, wobei die Nitrifikation im sauren Milieu schleppend verläuft und dies durch höhere Düngergaben kompensiert werden sollte.
Die Winterhärte ist eingeschränkt. Generell sind sommers wie winters windgeschützte, im Sommer feucht-warme, im Winter milde und im Frühling vor Spätfrösten sichere Lagen sehr hilfreich. Eine zusätzliche Schicht Laubkompost oder Herbstlaub sind immer empfehlenswert, um die winterlichen Temperaturschwankungen zu minimieren.
Blätter und Blüten sind sehr beliebt bei Lilienhänchen, der Blattaustrieb auch bei Schnecken und die Knollen bei Mäusen.
Blüten ohne Fraßschäden sind die Ausnahme.
Die Vermehrung erfolgt am einfachsten über die vorsichtige Bergung der Nebenknollen im Herbst. Nach etwa fünf Jahren kommen diese selbst zur Blüte.
Auch Saatgutvermehrung funktioniert, verlangt aber Engagement und kontinuierliche, langfristige Begleitung der Sämlinge. Sie benötigen 6 bis 8 Jahre bis zur Blüte. Man kann die Samen im Herbst in kompostgefüllte Pflanzgefäße einbringen und der Winterwitterung aussetzen. Im Frühling wird der eine oder andere Keimling erscheinen.
Alternativ füllt man Kompost und Samen in eine Plastiktüte und hält diese 3 Wochen bei etwa 20 Grad. Mitunter finden sich danach bereits erste Keimlinge, die man kalt, aber frostfrei über den ersten Winter bringen kann. Der Rest wird für etwa 4 Wochen bei 3-5 Grad im Kühlschrank aufbewahrt und dann feucht-warm in bei 20 Grad in Pflanzgefäße gesäät. Nach der Keimung wird kalt und frostfrei weiterkultiviert.