Prunus armeniaca // Aprikose, Marille
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Prunus armeniaca
Die Wildform der Aprikose stammt vermutlich aus den Gebirgsregionen Zentral- und Ostasiens. Sie wird seit Jahrtausenden kultiviert, was die korrekte Benennung des ursprünglichen Verbreitungsgebietes unmöglich macht.
Prunus armeniaca bzw. seine abgeleiteten Kulturformen sind im gesamten Mittelmeerraum, dem Vorderen Orient und Süd-Ost-Europa eingebürgert. Auch in den der USA finden sich v.a. in den zentralen Präriestaaten und Kalifornien ebenfalls neophytische Populationen.
In Deutschland gibt es unbeständig verwilderte Populationen in den mitteldeutschen Bördelandschaften, im Oberen Elbtal, in Berlin und Hamburg. Bei Halle werden Aprikosen in nennenswertem Umfang gewerblich kultiviert. In der Schweiz kommt es im Mittelland und Wallis zu Verwilderungen aus Obstkulturen.
Aprikose als kleiner Halbstamm mit rührendem Habitus und reichem Fruchtansatz.
Prunus armeniaca besiedelt sonnig-warme Waldmäntel, Gebüsche und Heckenstrukturen. Sie wächst vorrangig auf sommertrockenen, gut drainierenden Lehmböden oder feinerdereichen Schotterböden mit guter Basen- und Stickstoffversorgung.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (9) Kontinentalität (3) Feuchte (4) Reaktion (7) Stickstoff (6)
Die pelzige Schale ist ein unverkennbares Aprikosen-Merkmal. Die Blätter dieser Sorte sind ungewöhnlich lang.
Beschreibung
Die Aprikose ist ein sommergrüner Kleinbaum mit rundlicher Krone. Er erreicht Wuchshöhen von 6-8 m.
Junge Triebe haben eine rötlich-braune Rinde, die ausgereift bräunlich glänzt . Die Blattknopsen sind über den Winter deutlich rot gefärbt.
Die Laubblätter sind oval zugespitzt, seltener oval-lanzettlich, mit gesägtem Blattrand und oft rötlichen Blattstielen. Unterseits findet sich eine meist auf die Blattadern beschränkte Flaumbehaarung.
Die weißen bis zart-rosa Blüten erscheinen kurz vor den Blättern bereits ab Ende März bis Anfang April. Der stark zuckerhaltige Nektar ist zu dieser Jahreszeit eine bedeutende Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln.
Die rundlichen, pelzig behaarten Früchte reifen sortenabhängig im Hochsommer von Mitte Juli bis Ende August. Sie haben je nach Standort und Sorte Durchmesser von 3 bis 8 cm. In Mitteleuropa kultivierbare Sorten erreichen kaum einmal 4 cm Durchmesser. Die Grundfärbung reicht von Gelb zu kräftig Orange mit oft rötlichen Verfärbungen auf der Sonnenseite. Die Blüten sind selbstfruchtbar und benötigen kein zweites Exemplar in der Nähe, um Früchte ansetzen zu können.
Als Tafelobst sind die rasch verderblichen Aprikosen trotz süß-saftigem Geschmack nicht optimal vermarktbar. Deutlich größer ist ihre ökonommische Bedeutung als "Marillenmarmelade" und Dörrobst, das für den europäischen Markt v.a. in der Türkei angebaut wird. Aus den bitter-mandelig schmeckenden Kernen werden Öle und Aromastoffe gewonnen. Durch den relativ hohen Blausäureanteil wird vom direkten Verzehr abgeraten.
Es werden auch einige Hybride der Aprikose mit anderen Prunus-Arten als Obstgehölze kultiviert. Darunter sind z.B. Prunus cerasifera (Prunus x dasycarpa), Prunus avium (Prunus x aprikyra)und Prunus domestica (Prunus x aprisali). Die Blüte aller dieser Hybriden ist weniger spätfrostgefährdet, allerdings ist nur die Frucht von Prunus x dasycarpa wirklich aprikosenähnlich.
Marillen mit Ausblick in Süd Tirol.
Verwendungshinweise
In Mitteleuropa spielt die Marille außerhalb Österreichs und mit Einschränkungen in den Weinbauregionen nördlich der Alpen nur eine untergeordnete Rolle. Durch die frühe Blüte ist sie vielerorts nicht ertragssicher, weil die Blüte regelmäßig den Spätfrösten im Vorfrühling zum Opfer fällt.
Wo immer sich aber in einem ländlichen Garten ein kleinklimatisch begünstigtes Fleckchen findet, stellen Aprikosen eine schöne Abwechslung im Standard-Obstbaumprogramm dar. Wer sich mit einem Standort nicht ganz sicher ist und trotzdem ein etwas ungewöhnliches Kernobst anbauen möchte, kann alternativ auf den später blühenden, für die Fruchtreife aber ebenfalls sehr wärmebedürftigen Pfirsich zurückgreifen.
Die Aprikose ist auch ganz gut geeignet, um an warmen, sonnigen Fassaden als Spalierobst gezogen zu werden. Die Wärmeabstrahlung beheizter Räume reduziert das Risiko von Frostschäden an den Blüten und die sommerliche Speicherung der Sonnenwärme lässt die Früchte besser ausreifen.
Anbau als Spalierobst in der Nähe von Stellenbosh (Südafrika).
Kultur/Pflege von Prunus armeniaca
Prunus armeniaca ist im Grunde vollkommen winterhart und könnte überall in Mitteleuropa gedeihen. Allein die frühe Blüte ist spätfrostgefährdet, weshalb ein Anbau nur in betont wintermilden Gebieten lohnenswert ist. Für die Fruchtreife sind zudem sommerlich warme Situationen sehr von Vorteil.
An die Standortbedingungen werden ansonsten geringe Anforderungen gestellt. Tiefgründige, eher basen- und stickstoffreiche, nicht zu grob strukturierte Mineral- und Gartenböden sind gut geeignet. Es kommen auch reine Sand- und Schottersubstrate in Frage, wenn diese ausreichend nährstoffversorgt sind bzw. nicht zur Verdichtung neigen.
Sommerliche Trocken- und Hitzephasen sind unproblematisch. Bei ausgeprägten Dürren werden allerdings die Früchte vorzeitig abgeworfen. Zu feuchte Böden und regenreiche Regionen provozieren Pilzbefall.
Regelmäßig wird man die Kräuselkrankheit in unterschiedlicher Intensität beobachten können. Dabei befällt während feuchter Witterung von etwa Mitte Januar bis Ende April ein Pilz die sich kräuselnd deformierenden Blätter. Intensiver Befall kann die Vitalität stark herabsetzen und den Fruchtansatz ausfallen lassen. Abhilfe schafft praktisch nur eine Überdachung, die die Blätter zumindest im Spätwinter/Vorfrühling trocken hält.
Schnittmaßnahmen erfolgen im Grunde nur, um eine zu dichte Kronenentwicklung zu vermeiden. Dazu werden insbesondere alle nach Innen wachsenden Zweige regelmäßig ausgelichtet.
Im Handel werden meist wurzelechte Exemplare angeboten. Im Frühling werden sogar in Baumärkten regelmäßig Büsche gehandelt.
Sorten:
Aprigold: schwach wüchsig, nur bis 2 m hoch, gelbe Früchte
Aprikose von Nancy: mäßig bis mittelstark wüchsig, gelb mit rötlicher Sonnenseite (Baumschulstanddard)
Armicol: mäßig stark wüchsige Säulenform, gelb mit rötlicher Sonnenseite
Harlayne: mittelstark wüchsig, gelborange, auf der Sonnenseite orangerote Früchte
Kuresia: mittelstark wüchsig, orangegelb bis orangerot
Orangered: mittelstark wüchsig, orange, auf der Sonnenseite orangerote Früchte
Ungarische Beste: stark wüchsig, relativ große, gelbe Früchte (Baumschulstanddard)