Apocynum cannabinum // Amerikanischer Hanf
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Familie |
Apocynaceae, Hundsgiftgewächse
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Pflanzen pro qm |
3.00
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Verbreitungskarte |
Verbreitungskarte
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Beschreibung
Naturstandort von Apocynum cannabinum
Der Amerikanische Hanf macht seinem Namen alle Ehre und ist in Nordamerika nahezu flächendeckend von den Tiefebenen bis in subalpine Höhenstufen verbreitet. Lediglich in den US-Südstaaten entlang des Golfes von Mexiko gibt es große Verbreitungslücken.
In der Ukraine und Korea gilt er als neophytisch eingebürgert.
Rhizomsperren lassen sehr dichte "Gebüsche" entstehen.
Apocynum cannabinum besiedelt ein ungewöhnlich breites Spektrum von Habitaten, bevorzugt aber frische bis feuchte, sonnige und stickstoffreichere Bedingungen. So ist die Art stetig entlang von Gewässerufern, in Fluss- und Süßwasser-Küstenmarschen oder feuchten Senken in Prärien und Savannen anzutreffen.
Sie ist aber auch in mäßig trockenen, sogar in trockenen Habitaten wie Prärien, Steppen oder Felsheiden sowie im lichten Unterstand von Wäldern nicht ungewöhnlich.
Zudem dringt sie zum Unwillen der Landwirte gerne in untergenutzte Wiesen und Weiden oder auch Weihnachtsbaumkulturen ein, besiedelt dank effektiver Windverbreitung der Samen rasch pionierartig Acker- und Stadtbrachen sowie Staudensäume und ausdauernde Ruderalfluren z.B. an Straßenböschungen.
Aus der Nähe erkennt man das schöne Zusammenspiel aus weißer Blüte und den (nicht immer) kräftig weinroten Stengeln.
Beschreibung
Apocynum cannabinum ist eine mit der Zeit raschwüchsige, flächig wachsende Staude von 80 bis 130 (160)cm Höhe. Sie entwickelt ein tief- und weitreichendes Wurzelsystem. Durch die weitstreifenden, unterirdischen Rhizomausläufer entstehen mehr oder weniger lockere Kolonien.
Die austreibenden Sprosse sind zunächst unverzweigt mit auffällig nach oben angelegten Blättern. Später verzweigen sich die oft weinroten Stengel und lassen so einen buschigen, fast strauchartig anmutenden Habitus entstehen. Das Laub ist blau-grün mit einer hellen Mittelrippe.
Die Phase des Austriebs ist der charakterstärkste Zustand des Amerikanischen Hanfs.
Ab Anfang Juni entwickeln sich die kleinen Blütenstände mit den weißen Einzelblüten. Sie erscheinen ausdauernd, aber wenig üppig bis in den August hinein. Sie werden gerne von Schmetterlingen besucht. Die Samenstände ähneln langen, hängenden Bohnenschoten, werden in Europa aber nur nach langen, warmen Sommern entwickelt.
Die Pflanze ist in allen Teilen stark giftig und wird aufgrund des bitteren Geschmacks von allen Wirbeltieren verschmäht. Der Konsum größerer Mengen kann tödlich enden. Dennoch wurde aus dem weißen, cremigen Milchsaft bzw. den Wurzeln in der Volksmedizin Extrakte für diverse heilkundliche Anwendungen sowie Kaugummiersatz gewonnen.
Die faserreichen Stängel und Wurzeln wurden zur Herstellung Seilen und Netzen verwendet. Heute gerät die Art aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und der hohen Biomasseproduktion in den Fokus der regenerativen Energiegewinnung.
Verwendungshinweise
Apocynum cannabinum ist in der europäischen Gartenkultur weitgehend unüblich. Es spricht unter dem Strich auch einiges dafür, dass sich das zukünftig nicht grundlegend ändern wird.
Die ästhetisch stärkste Phase reicht vom Austrieb bis zum Erreichen des buschigen Sommerhabitus. Die straff emporschießenden Sprosse mit den eng nach oben aufgerichtet anliegenden Blättern sind ein angenehm fremdartiger Anblick, der einer Pflanzung mit dem Odem des Außergewöhnlichen versieht. Der Effekt ist besonders ausgeprägt, wo keine Rhizomsperre den weitläufigen Stand einschränkt.
Leider folgt dem verheißungsvollen Auftakt eine unspektakuläre Sommerphase. Der Habitus verliert sich im undefinierten Zwischenreich von Staude und Kleinstrauch und die kleinen, eher spärlich erscheinenden Blüten gehen in der Blattmasse weitgehend unter.
Nur aufmerksame Betrachtende entdecken noch Details wie die rötlich überlaufenen Stengel, die schön mit dem leicht blaustichigen Laub und der hellen Mittelrippe korrespondieren.
Immerhin folgt noch ein oft überzeugendes Finale mit einer hübschen Herbstfärbung. Sie bleibt zwar etwas hinter den Möglichkeiten anderer nordamerikanischer Stauden zurück, darf aber nicht gering geschätzt werden.
Jugendliches Exemplar mit attraktiver Herbstfärbung.
Ein sinnvoller Einsatzort findet sich trotz allem in weitläufigen, naturhaften Staudenanlagen und prärieartigen Pflanzungen. Idealerweise kombiniert man hier mit kräftigen Hochstauden oder Gräsern, die den mitunter aggressiven Ausläufern klare Grenzen aufzeigen. In Frage kommen auf dauerhaft frischen bis feuchteren Standorten z.B. Gewöhnliche Seidenpflanze,
Gefleckter Wasserdost,
Arkansas Scheinaster oder
Sternenwolkenaster in einer Matrix aus Ruten-Hirse.
Im Versandhandel ist der Bezug problemlos möglich.
Hier wird Apocynum cannabinum als interessanter Raumteiler verwendet.
Kultur
Der Amerikanische Hanf ist winterhart und unter nahezu allen erdenklichen, vollsonnigen bis halbschattigen Standorten robust. Die Größenentwicklung ist in den ersten zwei, drei Jahren etwas träge. Die Etablierung erfolgt aber rasch. Falls sich die Art nach der Pflanzung rückwärts entwickelt, kann der Grund in einem übermäßigen Nacktschneckenbesatz liegen.
Der Ausbreitungsdrang ist früher oder später erheblich, macht aber vor sehr kräftigen Hochstauden halt. Kleinteilige, differenzierte Pflanzungen sind nicht das vorzügliche Metier der Art und wären nur über effektive Rhizomsperren zu erreichen.
Auf allen tiefgründigen Böden kommen etablierte Exemplare in Mitteleuropa klaglos auch ohne Bewässerung über den Sommer.
In Mitteleuropa bestehen derzeit anscheinend keine Verwilderungstendenzen. Aufgrund der geringeren Jahreswärmemenge dürfte hierfür die oft ausbleibende Samenreife eine Rolle spielen. Die idealerweise frischen Samen reifen ansonsten bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad rasch und zahlreich. Ein Kälteimpuls ist nicht erforderlich.
Die Fruchtstände sind ohne ästhetische Relevanz.