Naturstandort von Rhaponticum scariosum: Die Alpen-Bergscharte kommt von den französischen und italienischen Seealpen bis in die
Schweizer und Tiroler Hochalpen vor. Vermutlich dringt sie vereinzelt auch in die Hochlagen der bayerischen Alpen vor. Sie ist in montanen bis alpinen Höhenlagen zwischen 1.400 und 2.600 m üNN anzutreffen.
Rhaponticum scariosum wächst v.a. in extensiven Hochgebirgs-Weiden und in Hochgrasfluren (Calamagrostion arundinaceae) der Gebirge. Seltener findet man sie in schwach bewegten, älteren Schuttfluren. Die kräftigen Wurzeln und Blätter fungieren hier als Schuttstauer.
Rhaponticum scariosum in naturhafter Gebirgs-Staudenflur
Die Standorte sind vollsonnig bis sonnig und meistens frisch mit leichter Tendenz zu etwas sommertrockenen Bedingungen. Die skelett- und feinerdereichen Böden können im saueren bis alkalischen Bereich liegen. Die Stickstoffversorgung ist mäßig.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (2) Kontinentalität (7) Feuchte (4) Reaktion (6) Stickstoff (5)
Blatt- und Blüte sind gleichermaßen attraktiv.
Beschreibung: Die Alpen-Bergscharte ist eine sommergrüne, horstige Staude. Ihre an langen, nur schwach beblätterten Stielen deutlich über dem Laub trohnenden Blüten erreichen Wuchshöhen von bis zu 150 cm. Sie stehen einzeln oder wenig verzweigt in großen, fast an
Artischocken erinnernden Köpfen mit matt-rosa Blütenkronen. Sie erscheinen im Flachland von Anfang Juni bis Mitte Juli. Die Samenstände sind bis in den Winter hinein interessante Strukturen.
Die sehr großen, am Grund länglich-herzförmigen Blätter mit den kräftigen Blattadern sind deutlich grau-grün. Es können an ein und derselben Pflanze sowohl ganzrandige als auch tief eingebuchtete Blätter auftreten. Die Unterseiten der Blätter sind dicht weiß-wollig behaart. Möglicherweise dienen sie der Fixierung von Luftfeuchte und damit der Aufnahme von Wasser direkt über die Blätter.
Die kräftige, verdickte Pfahlwurzel ist gekocht essbar. Sie hat allerdings einen hohen Anteil an Bitterstoffen, der nur unter Zusatz von Zitronen- oder Essigsäure entzogen werden kann.
Im Handel wird sie überwiegend als "Stemmacantha rhapontica" oder "Leuzea rhapontica" geführt.
Und auch die Samenstände sind nicht ohne Reiz.
Verwendungshinweise: Rhaponticum scariosum ist eine vom Austrieb der kräftigen Blattrosette über die Blüten- bis zur Samenstandsphase sehr überzeugende Gartenpflanze. Leider ist sie nur vereinzelt als Saatgut und selten als Topfballen im Handel.
Naturgemäß gehört sie in das weitläufige Alpinum in verbindung mit anderen kräftigen Gräsern und Stauden der Gebirge. gartenwürdige Partner der Naturstandorte finden sich viele. Neben dem wunderbar herbstfärbenden
Calamagrostis arundinacea sieht man sie z.B. häufig mit dem zeitgleich blühenden
Gentiana lutea vergesellschaftet. Stimmig sind auch
Allium victorialis,
Digitalis grandiflora oder die besonders kalkliebenden
Eryngium alpinum und
Laserpitium latifolium.
Sie hat aber eigentlich auch alle Qualitäten, um häufiger in Staudenpflanzungen und unkonventionelleren Rabatten eingesetzt zu werden.
An sommertrockenen Standorten vergeht das Laub schon im Spätsommer.
Kultur: Die Alpen-Bergscharte schlägt sich für eine die Kühle der Hochgebirge liebende Staude im sonnig-warmen Flachland erstaunlich wacker. Man sollte trotzdem etwas darauf achten, dass man ihr nicht unbedingt stauwarme oder gar hitzeanfällige Standorte zumutet. Wobei sie hier auch funktioniert, wenn im Gegenzug nicht auch noch Trockenstress auftritt.
Gut drainierte, dauerhaft frische, feinerdereiche Skelettböden aller Art sind ihr am liebsten. Etablierte Exemplare tolerieren aber auch sommerliche Trockenphasen. Dauern sie ihr zu lange, zieht das Laub im Spätsommer ein, was unter optischen Gesichtspunkten ein Verlust ist.
Eine gute Nährstoffversorgung kann Rhaponticum scariosum gut in üppiges Wachstum umsetzen. Sie funktioniert aber auch auf ärmeren Standorten, bleibt hier aber natürlich zierlicher.
Will man auf Saatgut zurückgreifen, so kann in Neuanlagen eine Direktaussaat ab Anfang April bis Mitte Mai erfolgreich sein. Sicherer ist natürlich die Vorkultur. Die Keimung erfolgt bei Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad Celsius über einen Zeitraum von einigen Wochen zwar nicht gleichmäßig, aber doch meist zuverlässig.