Marrubium incanum // Weißfilziger Andorn
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Marrubium incanum
Der Weißfilzige Andorn ist im Mittelmeerraum von Italien über den Balkan und Bulgarien bis an das westliche Schwarze Meer verbreitet. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt entlang der erweiterten Küstenregionen.
Er steigt vom Meeresspiegel bis in etwas über 1.000 m Höhe auf. Hier sind die Winter nahezu vergleichbar mit mitteleuropäischen Tiefland-Wintern.
Ende September blüht und fruchtet dieser Bestand noch gleichzeitig. Stimmig flankiert wird er vom Hasenschwanzgras .
Der Weißfilzige Andorn besiedelt (voll-)sonnige, eutrophierte Stellen in Macchien sowie mäßig trockene Ruderal- und Felsfluren.
Die skelettreichen, humusarmen Substrate sind basenreich und meist eher stickstoffreich.
Die gut drainierten Standorte stehen im Sommerhalbjahr regelmäßig unter Trockenstress, sind im Frühling aber lange frisch.
Im Frühsommer wird besonders deutlich, warum die Art Weißfilziger Andorn genannt wird.
Beschreibung
Marrubium incanum ist eine in milden Wintern wintergrüne, horstige Staude von etwa 40 -60 cm, auf guten Standorten auch bis 80 cm Wuchshöhe. Charakteristisch ist das oberseits grau-filzig und unterseits silbrig behaarte Laub mit dem gekerbten Blattrand.
Die weißen Lippenblüten stehen in büscheligen Scheinquirlen. Die Blütezeit beginnt Anfang Juni und zieht sich bis weit in den August oder bei ausreichend Sommerniederschlägen und einem Rückchnitt im Juli auch bis Anfang Oktober hin, allerdings spielt sich der Blütenflor nicht in den Vordergrund, sondern bildet zusammen mit den silbrigen Blättern eine lichte Einheit.
Die Blüten sind bei Bienen und Hummeln beliebt.
Ansprechend sind die kugelrunden Samenstände, die sich aus den vertrocknenden Kelchblütenblättern zusammensetzen. Sie sind bis in den Winter hinein relativ zierend.
Die Pflanze verströmt bei Verletzungen nur einen sehr schwachen, aromatischen Duft.
Ähnlich ist die grünlich-silbrig belaubte Marrubium supinum. Sie ist im Versandhandel zuverlässiger als Topfware erhältlich.
Die Samenstände sind eine attraktive, winterzierende Struktur.
Verwendungshinweise
Marrubium incanum wird selten verwendet. Sie ist aber eine während der gesamten Vegetationsperiode ansprechende Blattschmuckstaude.
Ihr Erscheinungsbild ist unverbraucht und zieht unwillkürlich Interesse auf sich. Der Habitus ist vielleicht etwas unruhig. Wer mehr Wert auf ein kultiviertes Erscheinungsbild legt, kann durch gelegentlichen Rückschnitt für dichteren Wuchs sorgen. Zumal sich dadurch auch die Blütezeit verlängert.
Die Art vermittelt ein trocken-warmes Ambiente und ist entsprechend in etwas nahrhafteren Steppenanlagen und Kiesgärten, mediterranen Situationen und in Trockenmauern passend eingesetzt.
Im Versandhandel kann Topfware bezogen werden.
Zur "Vollblüte"Mitte Juni, flankiert von Allium christophii und
Orlaya grandiflora.
Kultur/Pflege von Marrubium incanum
In Mitteleuropa entwickelt sich die Art nur in möglichst sonnigen, wärmebegünstigten Lagen vital. Dennoch ist sie in weiten Teilen Mitteleuropas ausreichend winterhart.
Marrubium incanum ist kalkliebend und kümmert auf stickstoffarmen Substraten. Auf armen Sandböden sorgt eine gezielte Düngergabe im Frühling für üppigen Wuchs über den ganzen Sommer.
Nach der Etablierung sind sommerliche Trockenphasen der Konkurrenzfähigkeit der Art eher dienlich. Während der Hauptentwicklungsphase im Frühling wird fortwährender Trockenstress aber weniger gern gesehen. In Mitteleuropa können mehrwöchige Dürrephasen im Mai die Entwicklung beeinträchtigen, bringen die Pflanze jedoch nicht um.
Die Blütenpracht hält sich vornehm im Hintergrund.
Stauende Nässe ist generell schädlich und führt insbesondere im Winter früher oder später zum Ausfall.
Auf Beschattung reagiert sie ebenfalls empfindlich, kann sich auf nicht zu stickstoffarmen, sommertrockenen Böden aber durch recht ausladenden Wuchs durchaus eigenständig Respekt bei der Begleitvegetation verschaffen.
Wo der Wuchs zu üppig wird, leidet die Standfestigkeit. Ein Rückschnitt um ein Drittel bis zur Hälfte sorgt für Abhilfe und willigen, dann wieder besser strukturierten Neuaustrieb inklusive Blühfreude.
Die Vermehrung ist kein Kinderspiel. Weder sind die Samen besonders keimfreudig noch lassen sich Kopfstecklinge gerne bewurzeln. Am besten eignen sich fast ausgereifte Kopfstecklinge im Hoch-/Spätsommer. Selbstversamung ist praktisch nie zu beobachten. Samen benötigen aber immerhin keinen Kälteimpuls.
Auf nahrhafteren Standorten ohne ausreichend Trockenstress leidet die Standfestigkeit ab Ende Juni und ein Rückschnitt empfiehlt sich.