Naturstandort von Hemerocallis minor: Die Kleine Taglilie ist östlich des Urals bis Sibirien und in ganz China bis Korea heimisch. Sie steigt in den Bergregionen von der submontanen bis in die alpine Höhenstufe auf.
Hemerocallis minor besiedelt Lichtungen und Ränder von Wäldern, Bergwiesen und sickerfeuchte, grasige Hänge. In manchen Regionen besiedelt sie auch gestörte, ruderalisierte Brachflächen.
Die Standorte sind in einem breiten Standortspektrum dauerhaft frisch bis zeitweise sickerfeucht, sonnig bis halbschattig und mäßig nahrhaft.
Die Kleine Taglilie bietet einen kompakten Wuchs und Blütenfülle wie ihre bekannteren Verwandten.
Beschreibung: Hemerocallis minor ist eine sommergrüne, durch kurze Rhizome mit der Zeit breit-horstige Staude. Sie erreicht Wuchshöhen von etwa 40 cm.
Das Laub ist breit grasartig und bogig überhängend.
Die Blüten stehen an langen, blattlosen Stengeln. Sie sind trichterförmig, zitronengelb und duften leicht. Die einzelne Blüte öffnet sich nur für einen Tag. Die Blütezeit beginnt für Taglilien früh bereits Anfang/Mitte Mai und endet gegen Mitte Juni.
Die Art bildet knollenartige Verdickungen der Wurzeln aus, die im Verbreitungsgebiet gegessen werden. Auch die Blütenblätter werden gedämpft und getrocknet verspeist.
Hemerocallis minor ist eine der Elternarten zierlicher
Hemerocallis-Hybriden. Recht ähnlich ist die etwas höherwüchsige
Hemerocallis esculenta.
Verwendungshinweise: Hemerocallis minor wird vergleichsweise wenig verwendet, ist aber zuverlässig zu beziehen. Sie fällt aufgrund ihres niedrigen Wuchses ein wenig aus dem üblichen Taglilien-Rahmen und der Kenner wird ihr vielleicht einen gewissen Wildartencharakter zugestehen.
Grundsätzlich ist sie jedoch in erster Linie eine Taglilie, d.h. Teil eines sehr beliebten, mal sehr schön und mal eher lieblos in Szene gesetzten Themas. Insofern setzt sie sicherlich keine überraschenden, sondern eher traditionelle Akzente.
Sie kann ganz klassisch im Vordergrund von Staudenbeeten oder auch naturhafter zusammen mit mittelhohen Gräsern am mehr oder weniger sonnigen Gehölzrand eingesetzt werden.
Kultur: Hemerocallis minor ist zuverlässig und vollkommen winterhart.
Ideal sind dauerhaft frische, auch sickerfeuchte, tiefgründig-humose Lehmböden. Stauende Feuchte ist auf Dauer suboptimal. Sommerlicher Trockenstress bringt die Pflanzen nicht um, sorgt aber für einen frühzeitigen Blatteinzug und damit für unschöne Anblicke zu einer Zeit, in der der Garten in Hochform sein sollte.
Die Kleine Taglilie kommt gut mit etwas weniger stickstoffreichen Böden zurecht als ihre wuchtigeren Verwandten. Auf reichen Substraten steigt der Konkurrenzdruck durch hochwüchsigere Konkurrenten und damit ein wenig der Betreuungsaufwand.
Wenn die Horste mit den Jahren blühfaul werden, empfiehlt sich die Teilung und Umsetzung.
Die Vermehrung aus Saatgut ist möglich. Die Samen sind Dunkelkeimer und werden etwa in Samenstärke mit Substrat bedeckt. Bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad erfolgt die Keimung meist innerhalb von vier bis sechs Wochen.