Gunnera tinctoria // Mammutblatt

Familie Gunneraceae, Mammutblattgewächse
Pflanzen pro qm 2.00
Wikipedia Gunnera tinctoria
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Gunnera tinctoria

Das Mammutblatt stammt ursprünglich aus dem Süden Argentiniens sowie dem zentralen und südlichen Chile.

Gunnera tinctoria hat sich in Frankreich, Irland, sehr ausgeprägt in Großbritannien, vereinzelt in Spanien und auf den Azoren neophytisch eingebürgert und gilt stellenweise als aggressiver Eindringling mit negativen Auswirkungen auf die Biodiversität. Wo es Vorfluter besiedelt, behindert es den Wasserabfluss. In Hanglagen wird die Bodenerosion begünstigt, weil der Boden unter Mammutblattbeständen für lange Zeit im Jahr unbedeckt ist.

Gunnera tinctoria ist entsprechend in der Unionsliste der invasiven Arten aufgeführt und darf EU-weit nicht mehr gehandelt und kultiviert werden.



Solche Bestände wie hier im Botanischen Garten Zürich sind der Grund für die anhaltende Faszination Mammutblatt.

Das Mammutblatt wächst an feuchten Stellen von stickstoffreichen Sümpfen, aber auch auf nahrhaften Niedermoorstandorten sowie an lichten Stellen von Sumpfwäldern. Es besiedelt zudem Steilklippen und Geländeabbrüche mit Sickerwasseraustritten bzw. sickerfeuchte Hänge. Bevorzugt werden sonnige bis halbschattige Lagen.

Die Substrate sind neutrale bis schwach sauere und ausgesprochen humose Lehm- oder Niedermoorböden.



Ein beeindruckendes Exemplar in einem brandenburgischen Vorgarten.

Beschreibung
Das Mammutblatt entwickelt eines der größten Blätter im Pflanzenreich. Ein einzelnes der gelappten, steif-rauhen Blätter kann Durchmesser von über einem Meter erreichen.

Auf stark stickstoffreichen, feuchten Böden in wärmebegünstigten Lagen kann die frostharte, aber nicht winterharte Gunnera tinctoria 2 m hohe und 4 m breite Horste entwickeln. Die Art überwintert in den Subtropen mit einer Rosette aus Grundblättern. Schon Temperaturen von ein oder zwei Grad unter Null lassen die Blätter jedoch vergehen.

Die walzenförmigen, rötlichen Blütenrispen entwickeln sich bereits mit dem Laubaustrieb. Die bis 90 cm langen, bizarren Samenstände werden rasch von den Blättern verdeckt und sind dadurch kaum wahrnehmbar.

In Südamerika wurden die Blattstengel von Gunnera tinctoria von den Ureinwohnern ähnlich wie Rhabarber verzehrt.



Meist werden Mammutblätter vollsonnig platziert, in licht-waldartigen Situationen ist die Wirkung aber uriger.

Verwendungshinweise
Gunnera tinctoria verführt durch ihre beeindruckenden Potenziale v.a. Privatgärtner immer wieder, es mit der Art zu versuchen.

Wenn die Standortbedingungen perfekt stimmen, stellen sich auch in der Tat aufregende Bilder am feuchten Teichufer, in sumpfigen Gehölzrändern oder unter lichten Altbaumbeständen ein.

Der Preis ist allerdings eine intensive gärtnerische Betreuung, die nach dem Blatteinzug im Herbst mit der ästhetischen Einschränkung durch den dicken Winterschutz leben muss. Die Wuchsorte sind damit fast das halbe Jahr unansehnlich.

In Anbetracht des Handels- und Kultivierungsverbotes empfiehlt sich als Ersatz die sehr ähnliche Gunnera manicata. Diese zeigt aber zumindest in England ebenfalls schon neophytische Potenziale.



Der eindrucksvoll skurrile Samenstand wird leider von den Blättern verdeckt.

Kultur
Die Winterhärte ist sehr mäßig. Mindestens erforderlich ist eine 50 cm dicke Laubschicht über den gesamten Wurzelbereich. In Regionen mit ausgeprägten winterlichen Tiefstemperaturen kann auch mit mindestens zwei Lagen Strohballen agiert werden.

Der Standort sollte außerhalb des Hauptwurzelbereichs von Großgehölzen liegen, da diese Wurzelkonkurrenz die Größenentwicklung des Mammutblattes beeinträchtigt.

Obwohl die Art in Symbiose mit Bakterien lebt, die Stickstoff-Salze erschließen können, muss jedes Frühjahr und idealerweise nochmals im Sommer mit bevorzugt organischem Dünger (Kompost, Pferdemist) nachgedüngt werden. In wärmebegünstigten, geschützten Lagen steht dann der arttypischen Entwicklung nichts mehr im Wege.

Ohne dem erhält man kümmerliche Exemplare, die den erwünschten Effekt nicht erreichen. Auch an optimalen Standorten muss man einige Jahre Geduld aufbringen, bis die Endgröße erreicht wird.

Bilder