Naturstandort von Silene latifolia: Die Weiße Lichtnelke kommt von Nord-West-Afrika über ganz Europa mit Ausnahme der Britischen Inseln über Osteuropa, Zentral-Asien bis Nord-Ost-China und den Fernen Osten Russlands vor
(Karte der Gesamtverbreitung). In Nord-Amerika ist die Art weit verbreitet neophytisch eingebürgert.
In Deutschland ist sie verbreitet und in fast allen Naturräumen häufig. Sie tritt sowohl in kurzlebigen wie ausdauernden nitrophytischen Unkrautgesellschaften auf.
Ackerraine sind typische Wuchsorte der Weißen Lichtnelke.
Die Standorte kennzeichnen sich durch wiederkehrende Bodenverletzungen aus, die es der kurzlebigen, aber versamungsfreudigen Art ermöglichen, sich dauerhaft zu etablieren.
Die Lagen sind vollsonnig bis sonnig und etwas wärmebegünstigt. Die Wasserversorgung ist mäßig trocken bis frisch. Es werden stickstoffreiche, saure wie alkalische Mineralböden aller Art besiedelt.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (-) Feuchte (4) Reaktion (-) Stickstoff (7)
Entlang von Wegen ist sie regelmäßig Bestandteil bunter Ruderalfluren.
Beschreibung
Die Weiße Lichtnelke ist eine sommergrüne, kurzlebige, horstige Staude. Sie kann innerhalb eines Jahres ihren gesamten Lebenszyklus abschließen. In der Regel überdauert sie aber zwei, seltener drei Jahre.
Sie erreicht in Abhängigkeit von der Standortgunst Wuchshöhen von 40 bis gut 100 cm. Die gesamte Pflanze ist drüsig behaart und oft etwas klebrig.
Die weißen Blüten mit dem auffällig aufgeblähten, oft rötlich überlaufenen und geaderten Blütenkelch erscheinen ab Ende Juni bis Anfang August. Die Blüten sind auf die Befruchtung durch Nachtfalter spezialisiert. Die Blütenkrone entfaltet sich bei trüber Witterung ab dem Nachmittag, sonst erst in den Abendstunden und verströmt dann einen lieblichen Duft.
Aus den Wurzeln können Seifenstoffe gewonnen werden. Die Volksmedizin hat ihr Heilwirkungen u.a. bei Atemwegs- und Hauterkrankungen nachgesagt. Junge Triebe werden als Wildsalat oder gedünstet als spinatartiges Wildgemüse mit leicht süßlichem Geschmack verwendet.
Mit der Roten Lichtnelke (Silene dioica) werden auch an Naturstandorten Hybriden gebildet, die zwischen den Merkmalen der Elternarten vermitteln.
Die Blütenkelche sind gelegentlich zierender als die Krone. Vermutlich würde es sich lohnen, solche kontraststarken Individuen zu selektieren.
Verwendungshinweise
Der Einsatz der Weißen Lichtnelke im Garten ist unüblich. Sie ist aber im Versandhandel problemlos als Saatgut zu beziehen und wird vereinzelt sogar als Topfware angeboten.
Ihr Einsatz ergibt einen Sinn in Schmetterlingspflanzungen, die auch Nachtfalter anziehen sollen.
Bei genauer Betrachtung ist sie aber auch sonst zumindest nicht unattraktiv. Der Habitus ist zwar meist etwas unordentlich und das Verhältnis von Blütenkronen zur Grünmasse - einschließlich des blasenartigen Blütenkelchs - ist in der Regel nicht ideal. Als fester Bestandteil ungepflegter Unkrautfluren drängt sie sich auch nicht für gepflegte Staudenbeete auf.
Aber in informellen, unkonventionelleren Pflanzungen, die sich bewusst Anleihen bei blütenreichen Unkrautfluren nehmen, ist Silene latifolia durchaus eine erwägenswerte Ergänzung. Stimmige Partner sind dann z.B.
Wiesen-Sauerampfer,
Graukresse,
Wilde Möhre,
Gemeine Natternzunge oder
Gemeine Wegwarte.
Die aufgeblasenen Kelche dienen im reifen Zustand als Windfang, um die losen Samen zu verstreuen.
Kultur
In Neuanlagen lässt sich Silene latifolia leicht und zuverlässig durch Direktaussaat etablieren. Wenn sie dauerhaft verweilen soll, kommt dem Betreuer jedoch die Aufgabe zu, im zeitigen Frühling dichte Pflanzenbestände auszudünnen und für einen gewissen Anteil an offenen Bodenstellen zu sorgen.
Möglichst sonnige Standorte, die auch immer mal wieder etwas abtrocknen dürfen, fördern das Wohlbefinden.