Sempervivum arachnoideum // Spinnweb-Hauswurz
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Sempervivum arachnoideum
Die Spinnweb-Hauswurz kommt von den Pyrenäen über das französische Zentralmassiv bis in die Alpen mit Schwerpunkt in der subalpinen Stufe sowie auf dem gesamten italienischen Appennin vor.
In Deutschland ist Sempervivum arachnoideum von Natur aus extrem selten und auf wenige Einzelvorkommen in den Bayerischen Alpen beschränkt. Vereinzelte Vorkommen in mitteldeutschen Mittelgebirgen sind nicht natürlichen Ursprungs. In der Schweiz ist sie in den südlichen Voralpenund v.a. den südlichenm Alpen recht häufig. Im Mittelland und Jura fehlt sie dagegen.
Alte Stiefel sind zwar kein Naturstandort, altes Leder ist aber eine gut geeignete Unterlage...
Die Spinnweb-Hauswurz ist eine Kennart der vollsonnigen, stark sauer verwitternden Silikatfelsen. Vereinzelt findet sie sich aber auch auf flachgründig mit saurem Rohhumos überlagerte Kalkfelsen. Als Sekundärbiotop werden alte Natursteinmauern genutzt.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (9) Temperatur (3) Kontinentalität (4) Feuchte (2) Reaktion (2) Stickstoff (1)
Sempervivum arachnoideum ssp. tomentosum zeigt abgeflachte Rosetten und eine besonderes ausgeprägte Behaarung.
Beschreibung
Die Spinnweb-Hauswurz ist eine immergrüne Sukulente, die aus Rosetten langsam kompakte Polster von 2-5 cm Höhe aufbaut. Namensgebend sind die silbrig-weißen Fäden, die sich zwischen den Blättern spannen und v.a. im Sommer ein dichtes Netz spinnen. Es dient der Lichtreflektion, als Verdungstungsschutz sowie als Tausammler.
Nach einiggen Jahren treiben die Rosetten einen kräftigen, 10 (15) cm hohen Blütenstand mit purpur-rosa bis rosa-roten Sternblüten. Die Blütezeit liegt im Juli/August. Nach der Blüte stirbt die betroffene Rosette ab.
Die Wuchskraft variiert je nach Standortgunst. Unter stressarmen Bedingungen können die Rosetten 4-5 cm im Durchmesser erreichen und über lange Ausläufer rasenartige Teppiche bilden. Unter Extrembedingungen schaffen sie dagegen kaum 1 cm und bilden dichte Polster, die kaum blühen.
Sorten wie 'Silberkarneol' mit derart farbenfrohen Rosetten dürften hybridisiert sein.
Verwendungshinweise
Die Spinnweb-Hauswurz fasziniert aufgrund ihrer Überlebensfähigkeit unter Extrembedingungen und fehlt praktisch in keinem Steingarten, Tuffstein oder Felstrog. Trotz dieser großen Beliebtheit kann man in solchen Miniaturgärten auf die Art guten Gewissens kaum verzichten.
Wem der Pfad zu ausgetreten ist, kann aber auch auf die ausgefallenere Saxifraga sempervivum zurückgreifen.
Je nach Maßstab der Gartensituation stehen Hauswurze in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Die wuchskräftigste Alternative ist die bekannte Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), gefolgt von Sempervivum wulfenii und Sempervivum marmoreum.
Ungewöhnlicher Einsatz der Spinnweb-Hauswurz als flächiger Bodendecker.
Kultur/Pflege von Sempervivum arachnoideum
Sempervivum arachnoideum ist nur an extrem trockenen, vollsonnigen Felsstandorten mit minimalem Wurzelraum dauerhaft mit vertretbarem Aufwand zu kultivieren. Nur hier zeigt sie auch die charakteristische Wuchsform. Auf günstigeren Standorten ist sie überraschend wüchsig, mutet aber schnell mastig an.
Sie bevorzugt basenarme Substrate, gedeiht in Kultur aber auch auf Kalk anstandslos. An Naturstandorten siedelt die Art auch in flachen Rohumusauflagen und kann sich in Moospolstern auf Felsen etablieren.
Die Blütenstände sind kleine Meisterwerke.
Sorten:
Sempervivum arachnoideum ist Gegenstand einer sehr aktiven Spezial-Züchter-Gemeinde und ist in unzähligen Variationen mit allen denkbaren Blattfarben erhältlich, die aber vorrangig Sammlerwert haben und hier nicht vertiefend gewürdigt werden können. Nachfolgend finden sich handelsgängige Sorten.
Clärchen: wüchsige, rein grüne Form
Direktor Jakobs: einfarbig weinrote Form mit glänzenden Blättern und kaum Spinnweben
Feldmeier: zierliche Form mit rötlich-braunen, im Zentrum grünlichen Rosetten und samtiger Behaarung
Kramers Spinnrad: kräftiger Wuchs, weinrote Blätter mit oliv-grünem Rand, flache Rosette mit samtiger Behaarung und zentralen Spinnweben
Rheinkiesel: dem Typ sehr ähnlich, rosa Blüte
Silberkarneol: weinrote Blätter mit matt-grünen Spitzen, schwach behaart und fast ohne zentrale Spinnweben
ssp. tomentosum: kräftigere, oberseits abgeplattete Rosetten, ausgeprägter Spinnwebenansatz
Ohne nennenswerten Stress fällt die Blüte unerwartet üppig aus.