Saxifraga stolonifera // Kriech-Steinbrech, Judenbart
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Saxifraga stolonifera
Der Kriech-Steinbrech kommt vom Norden Vietnams und Myanmars über den Süd-Osten Chinas bis Korea und Japan vor. Er ist von der submontanen bis zur hochmontanen Höhenstufe zu finden.
In den italienischen Alpen gibt es neophytische Vorkommen bis in 900 m Höhe. In der Schweiz gilt Saxifraga stolonifera im Tessin als eingebürgert und kommt hier in frischen bis feuchten, verschatteten Mauern, auf vergleichbaren, teilweise von Wasseraustritten durchrieselten Felsen vor.
Die weißen Blütenrispen können von Mai bis Anfang November, meist aber zwischen Mai und Ende Julie erscheinen.
Das natürliche Verbreitungsgebiet liegt in subtropischen bis warm gemäßigten Klimazonen mit hohen Niederschlagsraten während der Sommermonate. In den Hochlagen des Verbreitungsgebietes sind sind die Winter aber durchaus mit mitteleuropäischen Tiefland-Wintern zu vergleichen.
Saxifraga stolonifera besiedelt die Krautschicht von Gebirgswäldern und hochmontane Strauchformationen. Meist handelt es sich um Felsköpfe, in deren Spalten und angesammelten Humusauflagen die Art wurzelt. In subalpinen Höhenlagen findet man sie auch in Matten in meist nordausgerichteten Hanglagen.
Die Standorte sind licht schattig bis halbschattig und mehr oder weniger frisch. Kurze Trockenperioden sind aufgrund der gut drainierenden, oft flachgründigen Standorte möglich, ebenso aber auch zeitweise sickerfeuchte Bedingungen.
Die Stickstoff- ud Basenversorgung ist gering bis mäßig hoch.
Optimal entwickelter Bestand im Spätsommer.
Beschreibung
Saxifraga stolonifera ist im Freiland eine sommer- bis schwach wintergrüne Staude von 10 bis 30 cm Höhe. Die Blätter sind rosettig angeordnet und bilden durch lange, fadenartige Ausläufer bodendeckende Bestände. Die Ausläufer können bis zu 50 cm Länge erreichen und bilden an ihrem Ende eine neue Blattrosette, die ihrerseits rasch neue Ausläufer entwickelt.
Die Blätter sind nahezu rund mit einem unregelmäßig gezähnten Rand und herzförmigem Blattgrund. Sie sind etwas fleischig, leicht sukkulent und in der Jugend dicht behaart. Später verkahlen sie. Auch junge Blattstiele zeigen eine starke Behaarung. Die Blätter sind kräftig grün mit silbrig-grau-weiß abgesetzter Blattaderung, die aber im Laufe des Sommers mehr oder weniger vergrünt.
Die weißen Blütenrispen erheben sich deutlich über das Laub. Die Einzelblüten sind asymetrisch aufgebaut mit drei kleinen Kronblättern, einem schräg zu Boden zeigenden vergrößerten und einem senkrecht zu Boden zeigenden, stark vergrößerten Kronblatt. Die Blütezeit ist stark variabel und kann von Anfang Mai bis Anfang November auftreten. Die Kernzeit der Blüte reicht aber von Mai bis Ende Juli. Ein Bestand blüht nicht durch, sondern jeweils nur über drei bis vier Wochen.
In Ostasien werden die Blätter gegart oder frittiert verzehrt.
Eng verwandt ist die kräftigere, nicht ausläufertreibende Saxifraga cortusifolia. Dieser ist handelsüblicher.
Die Blätter überstehen mitteleuropäische Winter meist nicht, hier treiben sie gerade frisch und zierend wieder aus.
Verwendungshinweise
Saxifraga stolonifera wird überwiegend als Ampelpflanze vermarktet und ist als solche im entsprechenden Versandhandel oder gelegentlich auch in Baumärkten erhältlich.
Der Einsatz in Hängeampeln auf Balkon und Terrasse ist auch eine durchaus ansprechende Option. Das Laub ist dafür ausreichend zierend und die Wuchsform mit den Kaskaden von Tochterrosetten an langen Fäden ein reizender Anblick. Dazu kommt die ungewöhnliche Blüte, deren Form aus der Nähe besonders gut zur Geltung kommt.
Im Freiland wartet die Art noch auf ihren Durchbruch, hätten diesen aber in gut betreuten Anlagen im verschatteten Steingarten oder in feucht-schattigen Trockenmauern durchaus verdient.
Schöne Partner sind z.B. zarte Farne wie der Frauenhaarfarn, den man im Tessin in wärmeliebenden Fels-Quellfluren auch an "Naturstandorten" vergesellschaftet findet. Und wenn man schon mal dabei ist, pflegeintensive, schattige Felsgärten anzulegen, sollte man die Gelegenheit nutzen, auch das Frauenhaarfarn
Goldtröpfchen beizugesellen.
Wer einen beheizten oder unbeheizten Wintergarten zur Verfügung hat, wird hier besonders prächtige Bestände bewundern dürfen. Prinzipiell ist die Art sogar als Zimmerpflanze geeignet, fühlt sich aber wohler, wenn die Sommer im Freien verbracht werden können.
Es gibt auch Formen mit einfarbig grünem Laub.
Kultur/Pflege von Saxifraga stolonifera
Der Kriech-Steinbrech liebt dauerhaft frische, humose, basenarme Böden in halbschattigen, absonnigen oder licht schattigen Situationen. Leicht alkalische Bedingungen werden toleriert.
Er kann auch auf tiefgründigen, humosen Mineralböden kultiviert werden und wird dann etwas üppiger. Allerdings steht er hier in aussichtsloser Konkurrenz mit kräftigen, hochwüchsigen Wildstauden und muss intensiv verteidigt werden. Der Betreuungsaufwand ist aber aufgrund des Bewässerungsbedarfs auch auf flachgründigen Felsen hoch, insofern kommt ein Einsatz ohnehin nur in intensiv betreuten Anlagen in Frage.
Die Winterhärte ist nördlich der Alpen im Tief- und Hügelland ausreichend. Generell stärken aber ganzjährig wärmebegünstigte Standorte die Vitalität, insbesondere wenn das Laub grün über den Winter kommt. Sehr hilfreich sind luftfeuchte Situationen.
Die Vermehrung erfolgt am effektivsten vegetativ über die Ausläufer.
Sorten:
Tricolor: grüne Blattspreite mit unregelmäßig creme-weißem, teilweise purpur-rot überlaufenem Blattratt