Robinia pseudoacacia // Gewöhnliche Robinie, Schein-Akazie
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Robinia pseudoacacia
Die Gewöhnliche Robinie ist im Zuge der letzten Eiszeit in Europa ausgestorben und kommt natürlicherweise heute in den östlichen USA vor. Sie steigt hier von den Tieflagen bis in montane Höhenlagen auf. Durch forstbauliche Aktivitäten wurde sie aber weltweit in den gemäßigten Breiten verschleppt.
In Nordamerika besiedelt Robinia pseudoacacia als Pionierbaum v.a. Kahlschlagsflächen oder Brandstellen innerhalb geschlossener Waldgebiete. Die lichtbedürftige Robinie leitet hier die Wiederbewaldung ein und wird langfristig von hochwüchsigeren Klimax-Baumarten ausgedunkelt.
Bevorzugt werden lockerer Mineralböden mit frischer bis mäßig trockener Wasserversorgung besiedelt.
Robinia pseudoacacia entwickelt einen malerischen Habitus.
Mit der Einführung der Robinie in Europa im 17. Jahrhundert hat sich die Art in trocken-warmen Biotopen und urbanen Ruderalfluren massiv ausgebreitet. Durch Verschattung und Nährstoffakkumulation (Knöllchenbakterien) bedroht sie v.a. Magerrasenstandorte.
Anders als in Nordamerika hält sie sich in Europa bislang über Jahrzehnte hartnäckig in Wäldern und Forsten auf armen, trockenen Böden. Unter Umständen ist in Europa selbst die Buche auf diesen Standorten nicht in der Lage, die Robinie ausreichend zu verschatten.
In Deutschland fehlt sie nur in Schleswig-Holstein weitgehend, konzentriert ihre Vorkommen aber auf die süddeutschen Wärmegebiete und die sommerwarmen, kontinental geprägten Teile Ostdeutschlands. Hier hat sie auch ihre bedeutendsten forstlichen Anbauflächen. In der Schweiz ist sie von der kollinen bis zur montanen Stufe überall häufig eingebürgert.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5) Temperatur (6) Kontinentalität (4) Feuchte (4) Reaktion (-) Stickstoff (8)
Die duftenden Blüten sind in jeder Hinischt beglückend.
Beschreibung
Die Robinie ist ein sommergrüner Baum von 20 m Höhe im Freistand und bis zu 30 m Höhe im Bestand. Die lockere Krone ist hochgewölbt und durch krummwüchsige Äste sehr malerisch.
Die Art neigt auch als Hochstamm stark zu Wurzelausläufern und hat ein sehr hohes Ausschlagsvermögen. Gefällte Exemplare intensivieren die vegetative Ausbreitung durch Wurzelschößlinge und können dichte Gebüsche entwickeln.
Gegen Ende der Blütezeit sind die Laubblätter fast vollständig entwickelt.
Die weißen, stark süßlich duftenden Schmetterlingsblüten erscheinen in großen, hängenden Trauben mit dem späten Laubaustrieb Ende Mai/Anfang Juni. Sie erzeugen enorme Mengen Nektar, der insbesondere von Bienen eifrig genutzt wird. Samen und Rinde sind giftig.
Die Herbstfärbung ist leuchtend gelb, setzt spät ein, fällt aber auch innerhalb von Tagen.
Das Holz der Robinie ist ausgesprochen witterungsbeständig und kann es diesbezüglich mit vielen tropischen Hölzern aufnehmen. Sie neigt allerdings zu verdrehten Wuchsformen, die die Holzverarbeitung erschweren. V.a. in Ungarn sind aber auch Auslesen mit geradem Wuchs gezüchtet worden.
Die Winterstruktur ist überzeugend.
Verwendungshinweise
Robinia pseudoacacia ist ein im Grunde wunderschöner Baum. Durch sein invasives Auftreten in ruderalisierten Flächen im urbanen und suburbanen Raum wird die Robinie jedoch v.a. in Süd- und Ostdeutschland mit gestörten Plätzen in Verbindung gebracht, was ihre Wirkung hier schmälert. Hier kann man gut auf seltener verwendete Bäume mit gefiedertem Laub und malerischem Wuchs wie Koelreuteria paniculata oder Styphnolobium japonicum zurückgreifen.
Ungewöhnlich ist die Sorte "Frisia" mit leuchtend grün-gelbem Laub. Die kleine, kugelige Kronen ausbildende Sorte "Umbraculifera" wirkt v.a. als Portikus vor historischer Bausubstanz überzeugend.
Generell sollte die Robinie nur in Innenstadtlagen verwendet werden, um die Gefahr des Übergreifens auf wertvolle Offenlandbiotope nicht noch zusätlich zu befeuern.
Robinien können auf größeren Stadtplätzen oder vor historischen Gebäuden in sonnig-warmen Lagen als Solitäre oder in schmalkronigen bzw. schwachwüchsigen Sorten als Straßenbaum verwendet werden. Im Alter wird viel Totholz gebildet, was den Pflegeschnittaufwand bzw. die Windbruchanfälligkeit erhöht.
Torsituationen mit Robinia 'Umbraculifera' sind ein beliebtes Motiv.
Kultur/Pflege von Robinia pseudoacacia
Die vollkommen winterharte Robinie ist sehr anspruchslos und toleriert alle nicht zu sauren, durchlässigen Substrate.
Streusalzeinfluss und stadtklimatische Belastungssituationen werden klaglos ertragen.
Staunasse, bodenverdichtete und kühl-feuchte, verschattete Standorte sind ungünstig.
'Frisia' bietet ein leuchtendes Gelb-Grün als sehr lichte, freundliche Laubfärbung.
Sorten:
Bessoniana: 22/10 m hoch/breit, ei-rundliche Krone
Frisia: 10-14/6-8 m hoch/breit, orange-gelber Laubaustrieb, frisch-gelb-grüne sommer- und gold-gelbe Herbstfärbung, junge Dornen weinrot, oft ausbleibende oder dürftige Blüte
Nyirsegi: 30/10 m hoch/breit, hoch-ovale Krone, hell-grünes Laub
Pyramidalis: 16/4 m hoch/breit, kegelförmige Krone
Sandraudiga: 22/15 m hoch/breit, breit-pyramidale, sehr lockere Krone, grau-grünes Laub
Semperflorens: 24/16 m hoch/breit, +- rundkronig, blaustichig dunkel-grünes Laub
Umbraculifera: 6/4 m hoch/breit, kugelförmige Krone, mittel-grünes Laub, nicht blühend, kaum Ausläufer treibend
Unifolia: 17/9 m hoch/breit, hoch-gewölbte Krone
Tortuosa: 15/8 m hoch/breit, drehwüchsig, im Alter schirmförmige Krone mit wagerechten Ästen