Prunus domestica // Hauspflaume, Zwetschge, Mirabelle, Spilling
Beschreibung
Herkunft von Prunus domestica
Die Hauspflaume ist eine uralte Zuchtform, die möglicherweise eine Art-Hybride aus vermutlich Prunus cerasifera (Kirsch-Pflaume) und relativ sicher Prunus spinosa (Schlehe) ist. Als ursprünglicher Entsteheungsort wird die Türkei angenommen.
Als Kulturflüchtling gilt die Hauspflaume in Deutschland vom Oberrheingraben bis zum Weser-Bergland. sowie in Brandenburg als ein verbreiteter Archaeophyt.
In den übrigen Regionen ist sie unstetig überwiegend in urbanen Räumen und in der Nähe dörflicher Siedlungenneophytisch eingebürgert.
Typische Wuchsorte sind wärmebegünstigte Schlehen-Gebüsche.
Hauspflaumen bevorzugen durchlässige, humos-nahrhafte und eher basenreiche Lehmböden in vollsonnigen bis licht halbschattigen Lagen.

V.a. im östlichen Brandenburg hüllen Hauspflaumen mitunter ganze Dorfränder in weiße Blütenwolken.
Beschreibung
Die Hauspflaume wächst in der Regel als kleiner Baum, seltener als großer Strauch und erreicht kaum Höhen von mehr als 10 m.
Die weißen Blüten erscheinen reich im April und bringen große, gelbe bis schwarz-blaue, große und schmackhafte Früchte im Spätsommer hervor.
Mit der eingebürgerten Prunus cerasifera werden natürliche Arthybriden gebildet.

Mirabellen entwickeln sich als Hochstamm zu üppigen Baumgestalten.
Verwendungshinweise
Hauspflaumen gehören zu den traditionellen und kulturgeschichtlich bedeutsamen Obstgehölzen. Sie stellen zusammen mit Apfel, Kirsche und Birne den Kernbestand der Obstgehölze in Bauern- und Klostergärten und können auf schwachwüchsigeren Unterlagen auch in Hausgärten und verwendet werden.
Hauspflaumen wurden traditionell auch entlang von Landstraßen gepflanzt.
Die heute aufgrund der rationelleren Ernte beliebten Halbstämme verschenken den Charme alter Obstbäume und bringen auch nur scheinbaren Platzgewinn, weil die Krone vollständig im Bewegungsraum liegt.
Kultur
Hauspflaumen werden entweder auf schwachwüchsigen Unterlagen veredelt, die vorrangig für Hausgärten geeignet sind. Diese Unterlagen sind i.d.R. mit MM 106, Pyrodwarf, Giesela und Wawit gekennzeichnet.
Auf Sämlingswurzel von Prunus-Wildarten veredelte Sorten sind dagegen wüchsiger und v.a. als Landschaftsgehölz geeignet.
Die Sämlinge der Hauspflaume können ausgesprochen lästige Begleiter werden, die sich gerne zu undurchdringlichen Dickichten auswachsen.
Es gibt zahlreiche Unterarten mit jeweils unzähligen Sorten. Nachfolgend werden nur die gärtnerisch relevanten Unterarten genannt.

Hauspflaumen sind vergleichsweise kurzlebige Gehölze. Diese beiden hier haben ihren Zenit bereits überschritten:
Sorten:
ssp. domestica: Zwetschge, schwarz-blaue, feste Früchte
Auerbacher: um 1960, mittelgroße, eiförmige Früchte (September), säuerlich, breit-kugelige Krone, durchlässige, trockenere Böden, wärmeliebend, windgeschützt
Bühler Frühzwetsche: Baden (1894), mittel-große, süß-saure Früchte (August), breit-rundliche Krone, humose Böden, wärmeliebend
Ersinger Frühzwetsche: Pforzheim, große, süß-säuerliche früchte (Juli/Augus), pyramidale Krone, wärmeliebend und windgeschützt
Hanita: Hohenheim (1980), mittelgroß, steinlösend, säuerlich (August/September), locker-hochgewölbte Krone, anspruchslos, auch für mittlere Höhenlagen
Hauszwetsche: vor 1700, kleinfrüchtig (September/Oktober), steinlösend, süß, hochgewölbte Krone, anspruchslos, nicht zu trocken
Italienische Zwetsche: Italien, mittelgroße, steinlösende, eiförmige Früchte (September), süß, breitwüchsige Krone, anspruchslos
Lützelsacher Frühzwetsche: Bade-Würtemberg (1914), kleinere, süß-saure Früchte, breit-rundliche Krone, durchlässige, nahrhafte Böden, windgeschützt
Wangenheimer Frühzwetsche: mittel-große, süße Früchte (August/September), breit-rundliche Krone, nahrhafte böden, auch für Höhenlagen
ssp. intermedia: Halbzwetschge, gelb, rötlich oder blau gefärbte Früchte, weich-saftig, süß
Anna Späth: Ungarn (1870), mittel-große, rundliche Früchte, violett-braun, süß-sauer, nahrafte, gut frische Böden, wärmeliebend
ssp. italica: Edel-Pflaume, große, rundliche, gelb, rot oder blau gefärbte Früchte zum Direktverzehr
Graf Althanns: Polen (ca. 1850), mittel-große, dunkel rot-violette Früchte (September), süß, breitkroniger Wuchs, nahrhafte, gut frische Böden, wärmeliebend, geschützt auch in mittleren Höhenlagen
Große Grüne: (vor 1500), große, gelbe Früchte (August), süß, breit-rundlicher Wuchs, wärmeliebend und windgeschützt
Königin Viktoria: vor 1800, große Früchte (August/September), süß, rundliche Krone, anspruchslos, auch für mittlere Höhenlagen
Ontario: Kanada, große, grünlich-gelbe, steinlösende Früchte (Juli/August), süß, anspruchslos
Oullins: Frankreich (ca. 1820), mittel-große, grün-gelbe Früchte (August/September), süß, breitkroniger Wuchs, nahrhafte, frische Böden, wärmeliebend
Reneklode: mittelgroße, grünlich-gelbe Früchte (August/September), breitkronig, wärmeliebend, windgeschützt
The Czar: England (1874), kleinere, dunkelblaue, steinlösende Früchte (Juli/August), süß-sauer, hochgewölbte Krone, humose, gut frische Standorte, unempfindlich gegen Spätfröste
ssp. pomariorum: Spilling, kleinere, rundliche Früchte, gelb bis rot oder blau, süß, zum Direktverzehr oder für Marmeladen, kaum noch im Handel

Die Fruchtfarben der Mirabellen reichen von reinem Gelb über Orange zu Purpur-rot.
ssp. syriaca: Mirabelle, kleine, gelbe Früchte, süß, zum Direktverzehr und zur Marmeladenherstellung
Von Nancy: vor 1800, kleinfrüchtig, steinlösend und süß, breitkroniger Wuchs, nahrhafte, durchlässige Böden, wärmeliebend