Naturstandort von Myrrhis odorata
Die Süßdolde stammt ursprünglich aus süd-, ost- und mitteleuropäischen Bergregionen. In Skandinavien, den Britischen Inseln und auf Island konnte sie sich einbürgern. In weiten Teilen Süd-Ost-Europas fehlt sie.
In
Deutschland gibt es nur sehr wenige urwüchsige Populationen in den Bayerischen Alpen. Häufiger findet sie sich aus Gartenkulturen verwildert in den nördlichen Mittelgebirgsregionen und im Osten Schleswig-Holsteins. In der
Schweiz ist Myrrhis odorata v.a. im Jura und im südlichen Mittelland häufiger.
Myrrhis odorata hat ästhetische Qualitäten, die sich oft nicht auf den ersten Blick erschließen.
Die Süßdolde wächst vorrangig in hochmontanen bis alpinen Alpenampferfluren auf stickstoffangereicherten Vieh-Lagerstätten, in Hochstaudenfluren der Gebirge und in frischen und nahrhaften
Giersch-Saumgesellschaften von Waldrändern. In solchen oft ruderal beeinflussten Säumen ist sie fast immer als Gartenflüchtling zu betrachten.
Die Standorte sind vollsonnig bis licht halbschattig und etwas wärmebegünstigt. Bevorzugt werden wintermilde und sommerfeuchte, atlantisch geprägte Standorte auf alkalischen bis schwach sauren Lehmböden mit hoher Stickstoffversorgung.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (2) Feuchte (5) Reaktion (7) Stickstoff (7)
Auf mäßig trockenen Standorten setzt mit der Samenreife gegen Ende Juni auch schon der Blatteinzug ein.
Beschreibung
Die Süßdolde ist eine sommergrüne, horstige Staude von je nach Standort 100 bis 150 cm Höhe. Die Art hat große Ähnlichkeit mit dem Wiesen-Kerbel
(Anthriscus sylvestris). Die weißen Doldenblüten erscheinen von Mitte Mai bis Mitte Juli.
Die Pflanze verströmt einen Anisgeruch. Die Blätter und Wurzeln sind süßlich-aromatisch und können Salaten beigefügt werden. Die Samenkapseln werden als Gewürz verwendet.
Verwendungshinweise
Myrrhis odorata ist eine unaufdringliche, bei genauerer Betrachtung aber aparte Erscheinung. Die Blütendolden entfachen zwar kein aufregendes Spektakel, dafür werden sie von hübschen, fein gefiederten, farnartigen Blättern ästhetisch unterstützt. Durch die große optische Nähe zum
Wiesen-Kerbel erbt sie natürlich deren Assoziierung mit Wegrändern und ähnlichen leicht gestörten Plätzen.
Als historische Gewürzpflanze passt sie aber immer in bäuerliche und ländliche Gärten, auch dort, wo die Nutzfunktion gegenüber der Zierfunktion zurücktritt.
Das farnartige, malerische Blattwerk steht gleichberechtigt neben der Blütenwirkung.
Für betont naturhafte, dauerhaft frische bis feuchte, zur Mittagszeit etwas verschattete Wegsäume ist sie insbesondere in etwas pflegeextensiveren Gartenbereichen ebenfalls eine sinnhaftige Option. Hat sich hier der
Giersch bereits breit gemacht, ergänzt man ihn am Besten einfach z.B. um
Gefleckte Taubnessel,
Knollen-Beinwell, die neophytische
Große Telekie,
Pestwurz (in Rhizomsperren) oder den
Pyrenäen-Storchschnabel.
In natürlichen Gebirgs-Hochstaudenfluren ist die Süßdolde Teil einer blühfreudigen Gemeinschaft z.B. aus
Aconitum napellus,
Delphinium elatum,
Achillea macrophylla,
Aconitum lycoctonum,
Adenostyles alliariae,
Cicerbita alpina oder
Geranium sylvaticum.
Die Samenstände kennzeichnen die Süßdolde recht eindeutig.
Kultur
Auf nahrhaften, dauerhaft frischen bis feuchten und nicht zu schattigen Standorten ist sie pflegeleicht. Kräftige Lehmböden, mit oder ohne nennenswerten Skelettanteilen sind generell gut geeignet.
Etablierte Exemplare überstehen auch mal kürzere, sommerliche Trockenphasen. V.a. im Frühling wirkt sich Trockenstress aber sichtbar negativ auf die Vitalität aus.