Muscari neglectum // Weinbergs-Träubel, Verkannte Traubenhyazinthe
Beschreibung
Naturstandort von Muscari neglectum
Der Weinbergs-Träubel stammt ursprünglich aus Kleinasien, ist aber in Nordafrika und ganz Europa mit Ausnahme Nordeuropas und der Britischen Inseln archäophytisch eingebürgert. Im Osten der USA tritt Muscari neglectum neophytisch auf.
In Deutschland konzentrieren sich die heimisch-archäophytischen Vorkommen auf die mittel- und süddeutschen Wärmeregionen. Im norddeutschen Tiefland gibt es außer im mittleren Elbtal nur neophytische Vorkommen in Siedlungsnähe.
In der Schweiz ist es insbesondere im Jura, vom Genfer See bis in das Wallis sowie im nördlichen Mittelland recht häufig.
Muscari neglectum im sonnig-warmen Alpinarium
Der Weinbergs-Träubel ist eine Kennart der Weinbergs-Lauchgesellschaften in extrem wärmebegünstigten Lagen. Die Art ist aber auch in trockenwarmen Ackersäumen und in Kalk-Magerrasen anzutreffen.
Neben der ausgesprochenen Wärmegunst sind die Standorte durch feinerde- und basenreiche Mineralschotter und mäßig trockene, zumindest aber sommertrockene Bedingungen gekennzeichnet. Die Stickstoffversorgung ist mäßig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (8) Kontinentalität (7) Feuchte (3) Reaktion (7) Stickstoff (5)
Beschreibung
Muscari neglectum ist ein vorsommergrüner Zwiebelgeophyt. Durch Tochterknollenbildung entstehen kleine Horste von 10 bis 20 cm Wuchshöhe. Das lanzettliche, schmale Laub ist kräftig grün.
Der Blütenstand blüht von unten nach oben auf und die kleinen, glockigen Einzelblüten verfärben sich dabei von mittelblau zu dunkel-blau. Die Zweifarbigkeit ist durch den gleitenden Übergang meist viel weniger auffällig als bei Muscari latifolium. Es gibt allerdings auch Formen, die sich blau-schwarz verfärben und auffällig kontrastieren. Diese Varietät wird gelgentlich auch als eigene Art "Muscari racemosum" angesehen. Die Blütezeit beginnt ab Mitte März und reicht bis Mitte April.
Eine gewisse Verwechslungsgefahr besteht mit Muscari armeniacum. Dieses zeigt einen deutlich helleren Blauton und die dünnen Blätter liegen zur Blütezeit schon mehr oder weniger schlaff am Boden. Auch die etwas heller blühende, hinsichtlich ihrer Standortvorlieben weniger wählerische Muscari botryoides ist nur auf den zweiten Blick zu unterscheiden.
Verwendungshinweise
Muscari neglectum ist zwar die einzige heimische Traubenhyazinthe, durch die optische Nähe zu den reinen Garten-Muscari wirkt sie dennoch in streng naturhaften Säumen, Steppen- und Magerrasen etwas befremdlich. Dabei ist sie z.B. in Weinbergen mit einigen gartenwürdigen Zwiebelgewächsen wie Weinberg-Tulpe, Kohl-Lauch oder Dolden-Milchstern vergesellschaftet.
Muscari neglectum wird standardmäßig in ländlichen Rabatten eingesetzt und erzielt hier v.a. in großen Gruppen oder gar Massenbeständen eingängige Effekte.
Wie die anderen kultivierten Vertreter der Gattung wird sie gelegentlich in Pflanzgefäßen eingesetzt.
'Baby's Breath' zeigt eine herrliches Grau-Blau mit grau-grünen Knospen und sogar auch noch attraktivem Blattwerk.
Kultur/Pflege von Muscari neglectum
Muscari neglectum ist auf trockenen bis frischen Mineralböden aller Art vollkommen pflegeleicht.
Sonnig-warme Standorte sind hilfreich, im Frühling halbschattige Lagen sind aber ebenfalls möglich.
Die Art ist vollkommen winterhart. Feuchte Standorte sind ganzjährig ungünstig.
An zusagenden Standorten mit lückiger Vegetationsstruktur bilden sich mit der Zeit rasenartige Bestände durch Tochterknollen und v.a. reicher Selbstversamung.
'Baby's Breath' in Massen übertüncht die Strukturschwäche dieser Pflanzung im Frühling recht erfolgreich.
Sorten:
Baby's Breath: blass himmelblau mit leichtem Graustich, grau-grüne Knospen, steifes Laub mit deutlicher Schiffchenform, bläulich-grau-grün, meist zwei, nicht selten auch drei Blütenstände pro Zwiebel, dadurch sehr langer Flor, angeblich ein Wildfund von Zypern, auch als 'Jenny Robinson' oder Muscari armeniacum 'Baby's Breath' im Handel, eine herausragende Sorte, schneckenfest, auf nahrhaften Böden üppiger blühend
Valerie Finnis: hell himmelblaue Knospen und kräftig himmelblaue Blüten (meist die preisgünstigste Lösung)