Naturstandort von Hyacinthoides non-scripta: Das Atlantische Hasenglöckchen kommt in den Tieflagen entlang der Atlantikküste von Portugal bis Belgien natürlicherweise in frischen, mäßig nahrhaften und lichten Laubmischwäldern vor. Besonders in Großbritannien sind Massenbestände in alten Wäldern, aber auch in sickerfeuchten Wiesen bekannt. In Italien und Rumänien ist es neophytisch eingebürgert.
In Mitteleuropa ist Hyacinthoides non-scripta aus Gartenkulturen stellenweise verwildert. In
Deutschland konzentrieren sich die Bestände der Ostfriesischen Inseln und des westlichen Schleswig-Holsteins auf alte Adelssitze und sind sicher anthropogen begründet. Lediglich die in der Regel als östliche Vorposten bewerteten Vorkommen in der nordwestlichen Rheinebene sind vermutlich natürlichen Ursprungs. In der
Schweiz ist das Atlantische Hasenglöckchen in der collinen bis submontanen Stufe des Mittellandes und im Jura sowie in Einzelfällen auch im Wallis und Tessin eingebürgert.
Hyacinthoides non-scripta zeigt hier ihre Farbvariationen.
Hyacinthoides non-scripta ist eine Kennart der grundwasserbeeinflussten
Eichen-
Hainbuchen-Wälder auf dauerhaft frischen, mehr oder weniger neutralen und mäßig nahrhaften, humos-sandigen Lehmböden.
Sie bevorzugen wärmebegünstigte Lagen in ausgepägt atlantischen Standorten/Regionen mit milden Wintern, kühlen Sommern und ganzjährig hohen Niederschlägen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (5) Temperatur (6) Kontinentalität (1) Feuchte (5) Reaktion (7) Stickstoff (6)
Bei diesem Exemplar liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Rückkreuzung mit Hyacinthoides x massartiana 'Rosea' handeln könnte.
Beschreibung
Hyacinthoides non-scripta ist ein Zwiebel-Geophyt, der durch reichlich Tochterzwiebeln und Versamung im Laufe der Zeit dichte Bestände aufbaut.
Die hell- bis mittelblauen, duftenden Glockenblüten erreichen Höhen von 30 bis zu 40 cm und erscheinen ab Mitte April bis Mitte Mai. Die Blütenstände sind zumindest im oberen Viertel etwas überhängend und die Zipfel der Blütenkronblätter deutlich zurückgerollt. Es kommen auch weiße Varietäten vor.
Das Atlantische Hasenglöckchen ist dem etwas später aufblühenden, breitblättrigerem Spanischen Hasenglöckchen
(Hyacinthoides hispanica) sehr ähnlich und bildet mit diesem auch fertile Art-Bastarde (
Hyacinthoides x massartiana). Im Handel werden alle drei Varianten häufig falsch gekennzeichnet, wobei das reine Spanische Hasenglöckchen tatsächlich nur sehr selten erhältlich ist.
Hasenglöckchen können bei Hautkontakt Reizungen auslösen.
Verwendungshinweise
Hyacinthoides non-scripta ist ein beliebter Frühlingsblüher, der traditionell in ländlichen Gärten häufig eingesetzt wird und eine leicht romantisierende Ausstrahlung hat.
In modern-funktionalistischen Gestaltungsansätzen ist die Art daher nicht erste Wahl, kann aber gut in Bauerngärten und unter lichten Gehölzen oder in Verbindung mit historischer Bausubstanz absonnig an Mauern und Gebäudeteilen verwendet werden.
In lichten Waldgärten und alten Parkanlagen erzielt man beeindruckende Effekte mit einem großflächigen, massenhaften Einsatz der Art. Allerdings liegt das Laub oft schon zur Blütezeit halb darnieder und spätestens nach der Blüte machen Massenbestände für einige Wochen einen desolaten Eindruck. Sommergrüne Waldgräser wie
Milium effusum kaschieren das Problem rechtzeitig.
Der Einsatz ist auch in frischen, zumindest zur Mittagszeit verschatteten Wiesen möglich, wenn die erste Mahd nicht vor Anfang Juni erfolgt.
Nicht selten liegt das üppige Laubwerk zur Vollblüte schon unansehnlich darnieder.
Kultur
Die Art ist robust und widerstandsfähig und in Kultur auch in kontinentaleren Klimaten problemlos zu halten. Allerdings ist der Ausbreitungsdrang (insbesondere die Versamung) hier gebremst, da frühsommerliche Trockenphasen und Hitzeperioden die Vitalität beeinträchtigen. In zu schattigen Lagen kann der Blütenflor ausbleiben.
Die Zwiebeln reagieren empfindlich auf Austrocknung und verlieren bei Lagerung rasch an Vitalität. Sie sollten daher zum frühest möglichen Zeitpunkt bereits im Spätsommer ausgebracht werden.
Ein rauher Winter kann dennoch zu erheblichen Verlusten im ersten Jahr führen. Sicherer ist die Etablierung "in the Green", d.h. ausgetriebene Exemplare.
Bei den im Handel angebotenen Sorten "Alba" und "Rosea" handelt es sich um Auslesen von "
Hyacinthoides x massartiana" (siehe dort).
Sorten:
- Wavetree: dunkel-blaue, duftende Blüten, nur bis 30 cm hoch