Epipactis helleborine // Breitblättrige Stendelwurz
Beschreibung
Naturstandort von Epipactis helleborine
Die Breitblättrige Stendelwurz ist in diversen Unterarten bzw. in einem ganzen Artenschwarm in ganz Europa, weiten Teilen Asiens und in Nord-Afrika beheimatet. In der Osthälfte der USA und Kanadas ist die Breitblättrige Stendelwurz neophytisch eingebürgert (Karte der Gesamtverbreitung).
In Mitteleuropa ist sie eine der häufigsten Orchideenarten und als eine der wenigen nicht gefährdet. In Deutschland ist sie in allen Naturräumen vertreten.
Die Breitblättrige Stendelwurz kommt fast ausschließlich in Laubwaldgebieten vor und besiedelt die basenreicheren, nicht zu trockenen Ausprägungen der Buchenwälder ebenso wie grundfeuchte Eichen-Hainbuchenwälder und Erlen-Ulmen-Auwälder.
Die Art ist gut schattenverträglich, kommt aber auch auf Lichtungen und besonnten Wald- und Wegrändern vor. Die lehmig-humosen Substrate sind mäßig nahrhaft aber überwiegend basenreich.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (3) Temperatur (5) Kontinentalität (3) Feuchte (5) Reaktion (7) Stickstoff (5)
Dieser Standort in einem mageren Halbtrockenrasen zusammen mit Astloser Graslilie
zeigt die ökologische Variabilität der Art.
Beschreibung
Epipactis helleborine ist eine sommergrüne Erdorchidee. Sie bildet über Rhizomwachstum sehr langsam kleine Horste. Je nach Standortgunst und Alter werden Wuchshöhen von 30 bis 90 cm erreicht.
Die kleinen Orchideenblüten ohne Sporn sind variabel gefärbt und können rosa-bräunlich-fleischfarben bis grünlich-weiß sein. Die Blüten stehen in einer langen Rispe und erscheinen im Juli/August.
Im Herbst verfärbt sich das Laub nicht ganz ohne Zierwert in fahle Gelbtöne.
Wie die meisten Erdorchideen lebt auch die Stendelwurz in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen, die bei der Aufnahme von Nährstoffen helfen.
Verwendungshinweise
Epipactis helleborine ist sicherlich nicht die aufregendste heimische Orchidee. Dennoch ist sie eine dezente, interessante Bereicherung für den detailverliebten, naturalistischen Waldgarten. Sie wird aber nur dem Kenner auffallen und sicherlich ist ihr Beitrag zum Gesamtambiente eines Gartenraums unterdurchschnittlich.
Die Standorte sollten in der Nähe von Wegen und Plätzen gewählt werden, damit die auf den ersten Blick unscheinbaren Blüten näher betrachtet werden können.
Idealerweise wird sie mit Partnern kombiniert, mit denen sie auch an Naturstandorten auftritt. Den Frühjahrsaspekt könnten z.B. Leberblümchen (Hepatica nobilis) oder Buschwindröschen (Anemone nemorosa) einleiten, gefolgt von der Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera) oder konventioneller vom Waldmeister (Galium odoratum). Etwa zur gleichen Zeit blüht das etwas lichtliebendere Wald-Labkraut (Galium sylvaticum).
Im Spezial-Versandhandel ist die Art sicher zu beziehen, allerdings ist sie nicht preiswert.
Als "Solitär" im Alpinum kann die Stendelwurz sogar auffallend in Szene gesetzt werden.
Kultur
In Kombination mit niedrigeren, nicht expansiven Waldgräsern und Waldstauden ist sie nach der Etablierung pflegeleicht. Soweit die lehmig-humosen, basenreichen Böden nicht austrocknen, benötigt sie wenig Aufmerksamkeit.
In niederschlagsreichen Regionen kann die Art auch in sonnigen Expositionen eingesetzt werden.
Auf Verpflanzung reagiert sie gerne mit Vitalitätsverlusten, weil dabei das lebenswichtige Mykorrhiza-System beschädigt wird.