Cynara cardunculus // Wilde Artischocke
Beschreibung
Naturstandort von Cynara cardunculus
Die Wilde Artischocke ist ursprünglich westlich-mediterran verbreitet, heute jedoch in subtropischen Klimaten weltweit eingebürgert. Auch in wintermilden Regionen wie Groß-Britannien kommt die Art neophytisch vor.
Sie besiedelt kurzlebige Staudenfluren und als Sekundärstandorte Ruderalstellen urbaner Brachflächen oder Wegböschungen. Typischerweise stellt sie sich in Eselsdistel-Fluren ein. Die Wilde Artischocke kommt vorrangig auf sehr nahrhaften, trockenen bis mäßig trockenen, humus- und feinerdereichen Kalkschotterböden vor.
Bevorzugt werden eindeutig südexponierte, gerne vollsonnige Lagen.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (9) Kontinentalität (3) Feuchte (2) Reaktion (8) Stickstoff (8)
Ideal entwickelter Bestand der Cardy-Artischocke, der hier mit über 250 cm Höhe sogar den Fenchel überragt
Beschreibung
Cynara cardunculus ist eine bis 150 (200) cm hoch werdende Staude. Die sehr großen, im Winterhalbjahr silbrig-filzig behaarten Blätter bilden im ersten Sommer nach der Aussat eine wintergrüne Halbrosette, die im Frühling vergrünt.
Von Anfang Juli bis August des Folgejahres erheben sich an bis zu 200 cm lange, dicht beblätterten Stengeln die großen, strahlend blau-violetten Blütenköpfe. Die dunkel-bräunlichen Samenstände mit sind bis weit in den Frühling hinein strukturstabil und zierend. Die strohig-weißen Pappusfrüchte zeigen sich erst bei Auflösung des Samenstandes im Frühling. Wenn die lokale Meisen- und Distelfinken-Populationen die schmackhaften Samen einmal entdeckt haben, arbeiten sie jedoch unermüdlich am frühzeitigen Ende der Samenstände.
Die Gemüse-Artischocke entwickelt enorme Blütenstände.
Die Wilde Artischocke ist kurzlebig, meist stirbt sie bereits nach der ersten Blüte ab. Mitunter schafft sie es aber auch, im Herbst noch ein zweites Mal eine Rosette zu entwickeln, die im Folgejahr erneut zur Blüte kommt. Exemplare, die ihren zweiten Winter überstanden haben, entwickeln sich oft deutlich eindrucksvoller als nach ihrem ersten Winter.
Cynara cardunculus wird in zwei Kulturformen kultiviert. Von der Gemüse-Artischocke, die meist unter dem Synonym "Cynara scolymus" oder zutreffender "Cynara cardunculus f. scolymus" gehandelt wird, werden die jungen Blütenstände verwendet. Von der Wildform Cynara cardunculus ssp. flavescens("Cardy-Artischocke") dagegen die im Hochsommer gebleichten oder im Frühlingsaustrieb geernteten Blattrippen. Auch die Pfahlwurzeln sollen genießbar sein.
Die niedriger bleibende Gemüse-Artischocke gilt als etwas ausdauernder.
In etwas lockerem Stand kommt der architektonisch anmutende Aufbau der Artischocke zur Geltung.
Verwendungshinweise
Der einzigartige Blütenstand in Verbindung mit dem charakteristischen, silbrigen Laub rechtfertigt den aufgrund der Kurzlebigkeit erhöhten Pflegeaufwand zumindest in sehr wintermilden Regionen. Hier ist die Blattschuckfunktion mindestens ebenso hoch zu bewerten, wie die Blüte.
Klassische Einsatzorte sind intensiv gärtnerisch betreute Bauern- und Klostergärten, ebenso gut aber auch mediterrane Staudenanlagen.
Seltener sieht man sie in naturalistischen, an natürlichen Ruderalfluren orientierten Arrangements. Sehr ansprechende und glaubhafte Begleiter wären hier z.B. die sehr überzeugende Illyrische Eselsdistel, die Ruthenische Kugeldistel, die Drüsenblättrige Kugeldistel, Gemeine Natternzunge, Durchwachsenblättriger Eppich oder auch die selten verwendete Wollige Thapsie.
Ab dem Spätsommer verbleiben strukturstarke Erinnerungen an die sommerliche Pracht.
Kultur
Die Wilde Artischocke ist an geschützten, wintertrockenen Standorten bei Frühjahrspflanzung zumindest im ersten Winter einigermaßen ausreichend winterhart. Zu schaffen machen den gerne schon in wärmeren Phasen des Spätwinters austreibenden Blättern Spätfröste. Regelmäßig können diese sogar zum Totalverlust führen.
Man muss ehrlicherweise sagen, dass die Kultur außerhalb ausgesprochen wintermilder Regionen/Standorte so unzuverlässig ist, dass man mit Artischocken nicht planen kann.
Die Art wird auf nährstoffreichen, mineralischen, nicht verdichteten Böden in vollsonniger Lage am eindrucksvollsten.
Im Spätsommer/Herbst werden die silbrigen Grundrosetten (neu) angelegt.
Kürzere, hochsommerliche Trockenphasen beeindrucken etablierte Exemplare auf tiefgründigen Böden nicht übermäßig. Frühjahrskeimlinge ziehen im Hochsommer oft ein und treiben erst im Herbst wieder aus.
Überzeugender wird die Art aber tatsächlich ohne nennenswerten Trockenstress in der Entwicklungsphase, die bis zum Hochsommer reicht. Im natürlichen Verbreitungsgebiet findet sie sich typischerweise zwar auf trockenen Standorten ein, etabliert sich hier aber auch aus Samen. Gepflanzte Exemplare kümmern dagegen unter Trockenstress.
Selbstversamung findet in Mitteleuropa nur in Ausnahmefällen v.a. in ausgeprägten Warmlagen statt. Soll sie dauerhaft eingesetzt werden, muss entsprechend vorkultiviert werden. Die Keimung erfolgt willig und innerhalb von 1-2 Wochen bei 16-20 Grad, danach wird kühler weiterkultiviert.
Konsequente Ästheten beseitigen im Herbst die absterbenden Stengelblätter und lassen die Samenstände so ungestört zur Geltung kommen.
Der Frühlingsaustrieb dieser Cardy-Artischocken im zweiten Standjahr lässt auf große Ereignisse hoffen.
Sorten:
f. scolymus: 70 bis 140 cm hoch, sehr große, fleischige Blütenstände
f. scolymus 'Green Globe': 60-120 cm hoch, Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen, die Blätter sind nur im Austrieb grau-grün, später grün ohne nennenswerte Grauanteile (als Saatgut handelsüblich)
f. scolymus 'Tavor': Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen
f. scolymus 'Vert de Laon': -150 cm hoch, nord-französische Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen, gilt als relativ winterhart, selten als Saatgut im Handel
f. scolymus 'Vert de Provence': -150 cm hoch, süd-französische Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen, als Saatgut im Handel
f. scolymus 'Violet Globe': 60-120 cm hoch, süd-französische Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen, rötlich-violett überlaufene Kelchblätter, gilt als ertragreich, als Saatgut im Handel
f. scolymus 'Violeto di Provenca': 80-150 cm hoch, italienische Auslese mit besonders großen, steifen Blütenständen, rötlich-violett überlaufene Kelchblätter, längliche Blütenknospen, die als ganzes eingelegt werden können, als Saatgut im Handel
ssp. flavescens: Wildform 90 -160 (200)cm hoch, kleinere Blütenstände, essbare Mittelrippen der Blätter
ssp. flavescens 'Gobbo di Nizza': Wildform 80 -150 cm hoch, kleinere Blütenstände, weißliche, faserarme, essbare Mittelrippen der Blätter, selten als Saatgut im Handel