Calamagrostis x acutiflora // Garten-Reitgras
Beschreibung
Naturstandort von Calamagrostis x acutiflora
Das Garten-Reitgras ist eine sterile Art-Hybride zwischen dem Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) und dem Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos). Vereinzelt findet man auch an Naturstandorten natürliche Hybriden.
Die winterlich zierende Struktur ist eine der vielen großen Stärken des Garten-Reitgrases.
Das streng horstig wachsende Wald-Reitgras besiedelt basenärmere Standorte in lichten Wäldern und Lichtungsfluren, bevorzugt in den europäischen Mittelgebirgsregionen und nur sporadisch in den Tiefebenen. Die Standorte sind frisch, gelegentlich auch etwas sommertrocken.
Das Land-Reitgras ist dagegen ausläufertreibend und neigt auf einem ausgesprochen breiten Standortspektrum zur Bildung von Dominanzbeständen. So kommt es sowohl in Röhrichten als auch in leicht eutrophierten Sandtrockenrasen vor.
Die dezent weiß-bunte 'Overdam' -hier in Vollblüte- erfreut sich zunehmender Beliebtheit.Die Kombination mit Iris pallida 'Variegata' ist eine gute Idee.
Beschreibung
Das Garten-Reitgras ist ein je nach Sorte 120-180 (200) cm hoch wachsendes, sommergrünes Horstgras. Der Austrieb der neuen Blätter erfolgt sehr früh teilweise schon Anfang Februar. Die Hybride ist sehr langlebig, entwickelt sich zügig und wird mit den Jahren immer kräftiger und höher.
Die zunächst grünlichen, später gelblich-bräunlichen Rispen erscheinen ab Ende Mai und sind bis in das nächste Frühjahr hinein strukturtabil und zierend. Sie sind zunächst locker aufgefächert und verwandeln sich zur Samenreife in schmale Ährenformen.
Die Elternart Calamagrostis arundinacea ist im Habitus recht ähnlich, bleibt aber gedrungener als die Garten-Reitgräser. Die Herbstfärbung ist sehr ansehnlich. Allerdings setzt der Blütenflor deutlich später ein und die Neigung zur Selbstversamung überschreiter die Grenze zur Lästigkeit.
Für kleinere Anlagen oder für den Mittelgrund von Staudenpflanzungen kommt als Alternative das zierlichere, zeitgleich blühende Berg-Reitgras (Calamagrostis varia) auf, das aber zumindest im Großhandel nicht immer sicher lieferbar ist. Dessen Samenstände sind ebenfalls sehr dauerhaltbar, allerdings zurückhaltender in der Wahrnehmbarkeit.
'Avalanche' steht straff aufrecht mit sehr dichten Blüten und später voluminösen Samenständen.
Verwendungshinweise
Das Garten-Reitgras ist seit Karl Foersters Zeiten zurecht das Standard-Horstgras für Rabatten und Staudenpflanzungen, wo es nahezu ganzjährig ein wichtiger Strukturbildner ist. Man sieht es zwar ausgesprochen häufig, wird seiner aber aufgrund der neutralen Eleganz nur schwerlich überdrüsssig. Zudem kann es unglaublich vielfältig verwendet werden, so dass sich immer wieder anregende Situationen bewundern lassen.
Die ursprünglich im Botanischen Garten Hamburg erstmalig aufgetauchte 'Karl Foerster' ist bislang das Garten-Reitgras. Das wird schon deshalb immer so bleiben, weil bislang alle Sorten Sprossmutationen von 'Karl Foerster' sind.
Dennoch stellen diese Mutanten ernstzunehmenden Alternativen wie 'Avalanche' und 'Overdam' dar. Tatsächlich sieht 'Karl Foerster' für etwa eine Woche im Jahr etwas traurig aus, wenn es kurz vor dem Ausschieben der Blüten alle Blätter merkwürdig hängen lässt.
'Karl Foerster'
Die Art kann sowohl als Solitär eingesetzt werden als auch als Matrixpflanze in großflächigen Anlagen in Kombination mit mittelhohen bis hohen Stauden. Beliebt sind aber auch minimalistische Einart-Flächen.
Interessante Effekte werden zusammen mit herbstfärbenden Sträuchern erzielt, insbesondere solche, die regelmäßig auf den Stock gesetzt werden können. Bekannte Partner für diesen Effekt sind z.B. Perückenstrauch (Cotinus coggygria) und Essigbaum (Rhus typhina).
Die dezent variegaten Auslesen bringen eine aparte Farbstrukturierung in eine Vielzahl von Staudenpflanzungen und sind auch für Pflanzgefäße eine zeitgemäße Option. 'Overdam' bleibt zudem zierlicher und erreicht in Blüte nur 80-120 cm, unter optimalen Bedingungen auch bis 140 cm.
'Overdam' zur Samenreife. Die Kombination mit dem Ludwigs-Beifuß ist etwas grenzwertig, weil dieser schon auf mäßig trockenen Standorten ab dem Hochsommer zum Lagern neigt und 'Overdam' wiederum auf trockenen Standorten kümmert.
Kultur
Calamagrostis x acutiflora bevorzugt mäßig trockene bis frische, vollsonnige bis halbschattige Standorte. Die Pflanzen gedeihen aber selbst in absonnigen Lagen noch völlig zufriedenstellend.
Das Garten-Reitgras kommt sowohl mit ausgedehnten sommerlichen Trockenphasen als auch auf schweren, tonigen Böden problemlos zurecht. Selbst ein praktisch niederschlagsfreier Frühling lässt lediglich das Höhenwachstum etwas zurückbleiben, mindert Vitalität und Blütenansatz ansonsten aber in keiner Weise. Lediglich 'Overdam' leidet unter ständigem Trockenstress etwas offensichtlicher.
Der Pflegeaufwand ist daher sehr gering und beschränkt sich nach der raschen Etablierung auf den Rückschnitt der Samenstände im Spätwinter oder sehr zeitigem Frühling.
Laub und Samenstände sind über den gesamten Winter strukturstabil und sollten so spät wie möglich erst bei Einsetzen des neuen Blattaustriebes beseitigt werden. Auf nährstoffreichen, frischen und vollkommen stressfreien Standorten neigt die Art etwas zum Auseinanderfallen.
'Waldenbuch' zeigt hier den Übergang von der Vollblüte im Vordergrund und der einsetzenden Samenreife im Hintergrund.
Sorten:
Avalanche: 100-140 cm hoch, straff aufrecht, mit auffälligem, breiten, weißen Mittelstreifen, hell rötlich-braune Blütenstände, ausgeprägt puschelige Samenstände, die sich im Laufe des Herbstes ausdünnen, aber sehr winterzierend bleiben
Eldorado: 70-100 cm hoch, breiter, gelblich-grüner Mittelstreifen, hell rötlich-braune Blütenstände, schlanke, straff aufrechte Samenstände, suboptimal an Hitzestandorten. Derselbe Klon wird mitunter auch als 'England' gehandelt.
Karl Foerster: Dunkel-violett überlaufenen Blüte, bis 180 cm hoch, schlanke Samenstände, Blütenstiele sehr hoch belaubt, Stengelblätter zum Beginn der Blütenentwicklung herabhängend, dadurch kurzzeitig etwas "trauriges" Erscheinungsbild, vereinzelt noch unter der ursprünglichen, von Karl Foerster vergebenen Benennung 'Strictum' im Handel
Overdam: 80-100 (120) cm hoch, hell-bräunliche, rosa-stichige Rispen, dezent weiß gerandetes Laub, zurecht beliebt
Waldenbuch: auffällig breites, dunkel-grünes Laub, mit 100-150 cm Höhe etwas zierlicher als 'Karl Foerster', in milden Wintern wintergrün, sehr überzeugender Habitus durch im oberen Drittel unbelaubte Blütenstiele über kompaktem Laubwerk, vermutlich keine Hybride sondern ein steriler Naturfindling von C. arundinacea