Asplenium scolopendrium (Phyllitis scolopendrium) // Hirschzunge
Beschreibung
Naturstandort von Asplenium scolopendrium (Phyllitis scolopendrium)
Die Hirschzunge kommt in drei Unterarten in den gemäßigten Zonen von Nordamerika, Europa und Asien vor.
Im süd-westlichen Europa und auf den britischen Inseln ist die Art deutlich häufiger und die Vorkommen dünnen nach Nord-Osten stetig aus. In Deutschland konzentriert sich die Art in den süd-westdeutschen Mittelgebirgen und den vorgelagerten Hügelländern.
In den Subtropen wie hier am Gardasee findet man mitunter ausgesprochen prächtige Exemplare der Hirschzunge.
Die Hirschzunge ist eine Kennart mehr oder weniger festgelegter, frischer bis sickerfeuchter Laubwälder über Blockschutthalden in Nord-Expositionen und kommt zudem stetig in Eschen-Ahorn-Schluchtwäldern vor.
Sie besiedelt bevorzugt Fels- und Mauerspalten in schattigen bis licht absonnigen Lagen auf basenreichen Kalkgesteinen mit höchstens mäßiger Stickstoffversorgung.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (4) Temperatur (5) Kontinentalität (2) Feuchte (5) Reaktion (8) Stickstoff (4)
Im Frühling lösen die hoch aufschießenden Jung-Wedel die vom Winter niedergedrückten Alt-Wedel ab.
Beschreibung
Asplenium scolopendrium ist ein wintergrüner, horstiger Farn mit ganzrandigen Blattwedeln. Er erreicht Wuchshöhen von 40 bis 60 cm. Das Laub des Vorjahres legt sich im Winter unter Schneelast nieder und beginnt mit dem Neuaustrieb langsam zu vergehen.
Die Wedel sind glänzend grün bis hell-grün und derb. Die Art ist allerdings sehr variabel und bringt eine Vielzahl von Spielarten hervor (s.u.). Wildformen können in den ersten Jahren ebenfalls Wedel mit gekrausten Blatträndern hervorbringen. Dies gibt sich aber mit zunehmendem Alter.
Hirschzungen mit Baumfarnen in exotischer Urwalddatmosphäre
Verwendungshinweise
Asplenium scolopendrium ist ein sehr schöner, urig-exotisch wirkender Blattschmuck-Farn für eine Vielzahl schattiger Standorte.
Die Hirschzunge gedeiht besonders schön im wetterseitigen Schatten von Mauern und in frischen bis sickerfeuchten Stellen von Alpinarien und mediterranen Anlagen.
Ansprechend ist er v.a. in Verbindung mit niedrigeren bis mittelhohen, wintergrünen Waldgräsern. Hier entwickeln sich ganzjährig unaufdringlich-interessant strukturierte Laubtexturen.
Man kann sich auch gut an natürlichen, feucht-schattigen Schluchtwäldern orientieren. Neben anderen schattenverträglichen Farnen wie dem wintergrünen Polystichum setiferum prägen v.a. Frühlingsgeophyten wie der gleichsam urige Arum maculatum, Corydalis cava oder die beliebte Leucojum vernum das Bild. Es folgen Galium odoratum und noch später Aruncus dioicus.
Nach dem Winter liegen die Blätter durch die Schneelast auf dem Boden, erst der urige, fast tropisch anmutende Neuaustrieb stellt den aufstrebenden, frisch-grünen Habitus wieder her.
Asplenium scolopendrium wird schon seit dem Mittelalter als "Zauberpflanze" kultiviert, es gibt eine Vielzahl von Auslesen, die sich überwiegend durch gekräuselte Blattränder auszeichnen. Diese Gartenformen sind nur in artifiziellen/architektonischen Zusammenhängen der Art vorzuziehen.
'Angustifolium' bereichert das Angebot mit gewellten Wedeln.
Kultur
Nach der Etablierungsphase ist die Hirschzunge unter geeigneten Bedingungen recht pflegeleicht und kann sich gegen Konkurrenzstauden aufgrund der guten Schattenverträglichkeit auch auf nahrhafteren Böden gut behaupten. Hier entwickelt sie sich sogar besonders prächtig. Kalkreiche Substrate sind hierfür nicht zwingend erforderlich, auf sauren Sandböden kümmert sie jedoch.
Kurze Trockenphasen werden von gut etablierten Exemplaren mehr oder weniger schadlos überstanden. Die Wedel erschlaffen zwar, erholen sich aber wieder. Ohne jeden Trockenstress ist die Vitalität allerdings höher. Direkter Wurzeldruck von Großgehölzen erfordert regelmäßige Bewässerung.
Die Hirschzunge sollte im Winter möglichst nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden und generell windgeschützt stehen, um im Sommer die Luftfeuchtigkeit besser halten zu können und im Winter die Wirkung des Frostes nicht noch zu verstärken.
An sehr luftfeuchten Standorten kann die Art z.B. in Mauerritzen und Felsspalten verwildern.
'Japonicum' bietet mit maigrünen, steif-aufrechten Wedel ein eigenständiges Erscheinungsbild.
Sorten:
Ende des 19. Jahrhunderts war die Hirschzunge der Star während der in Großbrittannien grassierenden Farn-Euphorie. Die variable, mutationsfreudige Art wurde in 400 bis 700 Sorten kultiviert. Das europäische Festland erreichten schon damals nur die wenigsten und heute werden eine gute handvoll noch gehandelt. An die klare Eleganz der Wildform kommt aber keine der mehr oder weniger artifiziellen Auslesen heran.
Angustatum: mit auffällig schmaleren Wedeln als die Art, leicht gewellte, etwas eingeschnittene Blattränder, recht eleganter Habitus (mehrere Untersorten)
Angustifolium: etwas schmalere, am Rand etwas eingeschnittene, insgesamt deutlich gewellte Wedel
Crispum: mit gekräuselten Blatträndern, etwas schmalere Wedel, stärker hell-grüne Färbung und steril (mehrere Untersorten)
Cristatum: im vorderen Drittel auffällig gelappte und zerfaserte Wedel (mehrere Untersorten)
Japonicum: gelblich-grüne, steif-ledrige Wedel
Marginatum: mit gekräuselten Blatträndern, ähnlich wie 'Crispum, aber noch deutlich schmalere Wedel
Undulatum: mit gewellten Blatträndern, dichtwüchsiger als die Art (Sortengruppe)