Naturstandort von Armoracia rusticana
Der Gewöhnliche Merrettich stammt ursprünglich aus dem südlichen Osteuropa, ist aber als alte Gewürzpflanze in ganz Europa, Zentral-Asien, in Ostasien und weiten Teilen des gemäßigten Nordamerika verwildert.
In
Deutschland ist er nahezu flächendeckend neophytisch eingebürgert, auch wenn er schon vor vermutlich 500 Jahren aus Gartenkulturen entwichen ist. Lediglich im Alpenvorland, den Alpen und der nordwestlichen Tiefebene sind die Vorkommen zerstreut.
Armoracia rusticana in einer ruderalisierten Wiese am Wegesrand
Armoracia rusticana ist eine Kennart der Klettenfluren und kommt stetig in
Giersch-Säumen vor. Die etwas wärmeliebende Art wächst zudem in frischen, ausgesprochen stickstoffreichen und (voll-)sonnigen Wiesenbrachen, an Wegrändern und Grabenböschungen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (3) Feuchte (5) Reaktion (-) Stickstoff (9)
Es ist zu schade, dass Meerrettich so blühfaul ist.
Beschreibung
Armoracia rusticana ist eine sommergrüne, horstige Staude mit einer tiefreichenden Pfahlwurzel. Die großen Blätter werden bis zu 50 cm lang. Die Pflanzen wachsen auf guten Standorten mit der Zeit zu mächtigen, bis 60 cm hohen und 150 cm breiten Horsten heran.
Die weißen, stark duftenden Blüten stehen in bis zu 120 cm hohen, traubigen Blütenständen. Die Blütezeit beginnt Ende April und reicht bis Anfang Juni.
Die geriebene, rohe Meerrettichwurzel setzt einen scharfen Geruch und Geschmack frei, der in Mitteleuropa bis zum Beginn der Neuzeit zusammen mit Senf die einzige verfügbare scharfe Würze war.
Die leuchtend weißen Blütenstände stechen aus dem Einheitsgrün der Glatthafer-Wiese heraus.
Verwendungshinweise
Der Gewöhnliche Meerrettich ist im Grunde eine ansprechende Erscheinung, insbesondere seine Blätter sind eine strukturelle Bereicherung. Die Art ist aber leider ausgesprochen blühfaul und denkt sich nichts dabei, jahrelang gar nicht zu blühen.
Außerdem wird der Meerrettich unterschwellig mit gestörten Plätzen in Verbindung gebracht. Ein Einsatz in naturhaften oder rein zierenden Situationen ist daher nur in gut durchdachten Flächen zu empfehlen.
Als alte Gewürz- und Arzneipflanze kann sie dagegen gut in Kloster- und Bauerngärten eingesetzt werden.
Die Blütenstände sind eindrucksvoll, bleiben aber mitunter auch über Jahre aus.
Kultur
Die Art ist sehr robust und durchsetzungsfähig. Sie bevorzugt durchgehend frische Böden, übersteht aber sommerliche Trockenphasen klaglos und benötigt nach der Etablierung keinerlei gärtnerische Unterstützung.
Armoracia rusticana wird überwiegend vegetativ aus Wurzelstücken vermehrt. Für die Nutzung im Gemüsegarten sind tiefgründige, lehmige oder schluffige Sande und Lössböden hilfreich, da diese erstens eine gerade Ausbildung der Wurzeln ermöglichen und zweitens das Ausgraben der Wurzel nach dem Blatteinzug im Herbst erleichtern. Für die Weiterkultur werden Seitenwurzeln abgetrennt und leicht schräg wieder eingesetzt.
Beernteter Meerrettich verlangt nach stickstoffreicher Düngung, die am Besten in Form von herbstlich eingearbeitetem Stallmist verabreicht wird.